Hattingen. Bunker des Atlantikwalls: Das Industriemuseum Henrichshütte in Hattingen startet seine erste Live-Führung im Internet. Und das ist nicht alles.
Es ist eine Premiere mit historischer Wucht: Mit Blick auf den Jahrestag der Kapitulation Deutschlands im Zweiten Weltkrieg am 7. Mai 1945 startet das Industriemuseum Henrichshütte am 9. Mai 2023 seine erste Live-Führung im Internet. Sie heißt „The Wall. Digital Grenzen überwinden“ und verbindet den Blick zurück auf die Grausamkeiten des Krieges mit dem Aufbruch Europas in eine grenzenlose Zukunft. Am 9. Mai ist Europatag.
„Es ist unser erster wirklicher Schritt in Richtung interaktive Museumsarbeit“, sagt Robert Laube, Leiter des LWL-Museums an der Werksstraße. „Weitere werden folgen und die Besuche in unserem Museum nachhaltig verändern.“ Zunächst einmal ist die Online-Offerte Teil des Rahmenprogramms der analogen Wall-Ausstellung. Die wird am 10. März eröffnet.
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Die Führung stellt die Werke der Fotografin Annet van der Voort vor. Ihre Arbeit zeigt eindrücklich die noch immer sichtbaren Hinterlassenschaften von Krieg in Europa und den Versuch, den Machtbereich faschistischer Herrschaft abzusichern. Der Atlantikwall war eine 2685 Kilometer lange Verteidigungslinie entlang der Küsten des Atlantiks, Ärmelkanals und der Nordsee. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg von den deutschen Besatzern gebaut und sollte eine Invasion der Westalliierten verhindern. Fotos der Überreste stehen im Mittelpunkt der Präsentation.
Live-Schaltungen auf das Außengelände des Industriemuseums
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Ergänzend werden in der Ausstellung Bilder von Bunkeranlagen in Hattingen gezeigt. Die Live-Online-Führung verbindet die Orte thematisch und versucht eine Live-Schaltung zu Bunker-Museen und Originalorten des Atlantikwalls in den Niederlanden, Belgien und Frankreich. Damit setzt das neue Format der Abgrenzung der NS-Politik eine verbindende europäische Idee entgegen.
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Live-Schaltungen gibt es auch auf das Außengelände des Industriemuseums. Vorgestellt wird den digitalen Besuchern dabei der 1939 gebaute Hochofen auch mit Blick auf die Rolle der Henrichshütte als Rüstungsbetrieb und Ort der Zwangsarbeit. Ebenso vorgesehen ist ein Interview mit Annet van der Voort.
„Die 60 Minuten lange Führung präsentiert auch beeindruckende Vorher-Nachher-Bilder“, sagt Sylvia Bachmann, die sich im Hattinger Industriemuseum um den Bereich Bildung und Vermittlung kümmert. „Das Schöne an den Live-Schaltungen ist, dass die Besucher immer in der ersten Reihe sitzen. Näher dran geht nicht.“ Geplant ist, die Online-Führung am 21. Mai zu wiederholen – dem Internationalen Museumstag 2023.
Digitale Kindertour „Mit der Ratte durchs Revier“
Dann ist ein weiteres neues Digitalangebot des Industriemuseums Henrichshütte schon Geschichte. Am 16. April startet mit dem traditionellen Spielplatzfest des Museums die digitale Kindertour „Mit der Ratte durchs Revier“. Per App können die jungen Besucherinnen und Besucher das Museumsgelände dann erkunden.
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„Die analoge Ratten-Tour für Kinder zwischen fünf und acht Jahren gibt es ja schon lange“, sagt Jan Köplin. Der Wissenschaftliche Volontär der Einrichtung hat die digitale Version jetzt für Menschen von acht bis 14 Jahren konzipiert und umgesetzt. Schülerinnen und Schüler zweier Hattinger Schulen haben das Angebot getestet. „Die Reaktionen waren sehr positiv und zeigen uns, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind“, erklärt Köplin.
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Museumschef Robert Laube betont den Stellenwert digitaler Angebote für die Zukunft. Und geht noch weiter: „Das machen am Ende nicht nur zwei Mitarbeiter. Es ist eine Querschnittsaufgabe für uns alle im Museum.“