Hattingen. So gefragt wie 2022 war das Kundenzentrum der Stadtwerke Hattingen angesichts der Energiepreise wohl noch nie. Was ein Berater im Alltag erlebt.
Ein solches Jahr hat Martin Kuhlmann noch nicht erlebt, obwohl er gefühlt schon eine halbe Ewigkeit bei den Stadtwerken Hattingen arbeitet, die längste Zeit davon im Kundenzentrum. Das steht seit Monaten im Brennpunkt, ist doch Energie zu einem Thema geworden, an dem kaum noch ein Haushalt vorbeikommt.
Kunden geben sich im Hattinger Kundenzentrum die Klinke in die Hand
So viele Leute wie in 2022 haben wohl noch nie zuvor den Kontakt zum Büro an der Heggerstraße gesucht. „Die Kunden gaben und geben sich an manchen Tagen förmlich die Klinke in die Hand“. Zudem standen die Telefone nicht still und eine Mail jagte die nächste. „Wir hatten gut zu tun“, sagt Kuhlmann und schmunzelt ein wenig. Denn das ist eigentlich untertrieben. An vielen Tagen arbeiteten er, arbeitete das Team am Anschlag. „Doch eines muss ich ganz deutlich sagen“, betont der 51-Jährige. „Die Leute haben nicht den Kontakt zu uns gesucht, um ihrem Ärger Luft zu machen. Sie wollten in aller Regel Informationen“.
Kundenzentrum: Kontakt und Öffnungszeiten
Ein dreiköpfiges Team steht im Kundenzentrum an der Heggerstraße 5 für die Bürger bereit.
Das Büro hat montags bis mittwochs von 8 bis 16, donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 13 Uhr geöffnet.
Telefonisch ist das Zentrum von Montag bis Freitag jeweils von 8 bis 18 Uhr unter 02324/500155 erreichbar.
Wenn die Bürger ein Schreiben über Preisanhebung erhalten haben, möchten sie sehr genau wissen, was das denn nun in Euro und Cent für ihren Haushalt bedeutet. „Dann schaut man mit dem Kunden auf die Verbrauchsmengen und rechnet es durch“. Besonders begehrt sind Tipps, wie sich Kosten sparen lassen. Dann geht Kuhlmann verschiedene Ansätze durch, spricht über das Abmindern der Temperatur. Schon ein Grad verringert die Verbrauchsmenge um bis zu sechs Prozent.
Oftmals empfehle er auch, sich mehrere Tage lang die Zählerstände genau anzuschauen, um einen Überblick über das eigene Verbrauchsverhalten zu bekommen. Dabei könne man unter Umständen auch Energiefressern wie Standby-Schaltern auf die Spur kommen, sagt Kuhlmann. „Die Leute lernen auf diese Weise, sensibler mit Energie umzugehen und wollen das auch“.
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Ein solcher eingehender Austausch hat zwangsläufig zur Folge, dass die Gespräche länger dauern als sonst. Auch das sei eine Änderung im Vergleich zu den Vorjahren. „Die Zeit nimmt sich das Team gerne, zumal sich dadurch auch ein Vertrauensverhältnis aufbauen lässt“. Bei manchem Stress, den Kuhlmann erlebt, ist es vor allem eines, was ihm wichtig ist: „Wir versuchen uns in die Lage des Kunden hineinzuversetzen, damit er auch wirklich Hilfe erfährt.
Damit die Kunden wieder auf einen grünen Zweig kommen
Manche Gespräche gingen Beratern wie Martin Kuhlmann aber auch schon mal an die Nieren. Denn mancher Ratsuchende ist darunter, der sich fragt, wie es finanziell weitergehen soll. In diesen Fällen spricht Kuhlmann über die Möglichkeiten, wie Kunden auf einen grünen Zweig kommen können, zumindest was die Energiekosten anbelangt. „Da reden wir dann über Einsparpotenziale oder wahlweise auch über Ratenzahlung oder vorübergehende Stundungen.“ Je nach Lage erfolgt auch der Hinweis, sich an die Schuldnerberatung oder die Verbraucherzentrale zu wenden.
Um selbst stets auf dem Laufenden zu sein, heißt es für den Berater, Tarife und Änderungen stets im Blick zu haben. Hilfreich sind dazu auch die regelmäßigen Treffen des Teams, in denen „wir Material für die Kundengespräche an die Hand gegeben bekommen“. Zugleich bieten solche Termine auch Gelegenheit, um „Fragen zu klären, die man selbst hat“.
Für erneuerbare Energien steht ein eigenes Team bereit
Wenn sich nun Verbraucher melden, die erneuerbare Energien zum Thema machen, empfiehlt Kuhlmann, den Kontakt zum hauseigenen Energieberaterteam aufzunehmen. „Das besteht aus Spezialisten, die sich beispielsweise in Sachen Photovoltaik oder Wärmepumpen bestens auskennen“. Die Experten haben seit Monaten alle Hände voll zu tun, denn die Zahl die Haushalte, die auf regenerative Energieträger setzen wollen, ist rasant gestiegen.
Apropos Natur: Um nach einem Arbeitstag abzuschalten, bricht Martin Kuhlmann gern zu ausgedehnten Spaziergängen auf. Dabei bekomme er am besten den Kopf frei, sagt er.