Hattingen. Das Bügeleisenhaus in Hattingen soll verkauft werden. Rufe nach weiterer öffentlicher Nutzung werden lauter. Im Heimatverein zeigen sich Risse.
Was passiert mit dem Bügeleisenhaus? Nach der Ankündigung des Heimatvereins Hattingen/Ruhr, das Fachwerk-Juwel in der Altstadt verkaufen zu wollen, fordern immer mehr Stimmen eine weitere öffentliche Nutzung. Der Ton wird schärfer. Übrigens auch innerhalb des Heimatvereins.
Es ist ein Rückzug auf Raten. Vor zwei Jahren schon hat Lars Friedrich angekündigt, sich als Vorsitzender des Heimatvereins zurückziehen zu wollen.
Amtierender Vorstand bleibt kommissarisch im Amt
Im Sommer 2021 kommt dann alles auf den Tisch. Einmal geht es um einen Sanierungsstau. Rund 250.000 Euro müssten in das Wahrzeichen der Stadt am Haldenplatz 1 investiert werden, schätzt Friedrich. Vor diesem Hintergrund will niemand im vierköpfigen Vorstand des Heimatverein weiterhin die Risiken und Gefahren geradestehen – nach dem Vereinsgesetz haften sie für eventuelle Schäden auch mit ihren Privatvermögen. Da kein neuer Vorstand gewählt wurde, bleibt der amtierende mit Lars Friedrich an der Spitze kommissarisch erst einmal im Amt.
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Und treibt den Verkauf voran. „Die Nutzung als Museum ist nicht nur nach Einschätzung des Westfälischen Museumsamtes nicht mehr darstellbar“, sagt Friedrich. „Es macht auch wirtschaftlich keinen Sinn.“ Zudem sei es sicher auch nur eine Frage der Zeit, bis die Stadt Hattingen baurechtliche Bedenken – wie bei den Fluchtwegen im Alten Rathaus – formuliert.
Rat und Verwaltung der Stadt Hattingen hat die Entwicklung um Bügeleisenhaus und Heimatverein offenbar kalt erwischt. „Eine Art Schockstarre“ hat Thorsten Spittank (SPD), Vorsitzender des Kulturausschusses, wahrgenommen, als Lars Friedrich seine Pläne in dem Gremium vorstellte. Es gab keine fragen, keine Anmerkungen.
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„Ich glaube, wird sind zunächst einmal alle froh, dass das Bügeleisenhaus noch nicht verkauft ist. Das Gebäude muss weiterhin öffentlich zugänglich sein“, fordert Spittank. Und sieht die Stadt in der Pflicht. Rechtlich habe die Kommune keine Karte im Spiel, moralisch schon. „Wenn mir an der Altstadt etwas liegt, muss ich diesen Verkauf zumindest begleiten und in die richtige Richtung schieben. Es darf nicht an den Erstbesten oder Höchstbietenden verhökert werden.“
Die Neuausrichtung des Heimatvereins ist umstritten
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Ähnlich sieht das Christiane Nicolai. Die CDU-Stadtverordnete ist auch Vorsitzende des Kunstvereins Hattingen und möchte das Bügeleisenhaus nur ungern in private Hände geben. „Die Stadt will das Gebäude nicht kaufen, sie kann es wohl auch nicht. Es muss aber eine Lösung für die Bürgerinnen und Bürger geben und nicht für irgendeinen Investor“, sagt Nicolai.
Und geht noch einen Schritt weiter. Auch der Heimatverein müsse seinen bisherigen Zielen treu bleiben. Sie kritisiert die Pläne, die Zukunft des Heimatvereins Hattingen/Ruhr nicht als Museumsverein und auch nicht als Bügeleisenhaus-Erhaltungsverein zu sehen, sondern als Lobbyverein der Altstadt.
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Pikant: Nicolai ist Mitglied des Heimatvereins. Zusammen mit anderen Politikern hat sie Lars Friedrich Mitglieder eines möglichen Beirats namentlich benannt, die den kommissarischen Vorsitzenden bei seiner Arbeit unterstützen könnten. Doch der winkt ab. „Dies ist ein guter Vorschlag, der 2023 zur Abstimmung kommen wird“, sagt Friedrich. „Leider löst er nicht das Problem der Privathaftung der Vorstandsmitglieder.“
Es gibt schon drei Bewerber für den Kauf
Die Risse im Heimatverein zeigt sich auch bei der Bewertung der Immobilie, die er zuletzt verkauft hat: das Alte Zollhaus. Während Christiane Nicolai in der Tatsache, dass sich ein Privatmann das städtebaulicher Schmuckstücke jetzt als Tiny-Haus einrichtet, als Verlust für die Stadt einschätzt, sagt Lars Friedrich: „Die 143 Fachwerkhäuser in der Altstadt sind fast alle privat genutzt – und gepflegt. Wo ist das Problem?“
Vielleicht kommen beide Seiten bald doch wieder zusammen. Zwei der bisher drei Bewerber mit Kaufinteresse am Bügeleisenhaus können sich eine spätere Nutzung der Räume durch den Heimatverein durchaus vorstellen. Auch wenn er dort dann vielleicht nur noch ein Büro unterhält.