Hattingen/EN-Kreis. Beim Ausbildungsinteresse von Jugendlichen zieht die Agentur für Arbeit für Hattingen und den ganzen Ennepe-Ruhr-Kreis eine ernüchternde Bilanz.

Das Ausbildungsjahr 2021/22 ist offiziell zu Ende. Die Arbeitsagentur Hagen zieht Bilanz für den Ennepe-Ruhr-Kreis – in der neuen Jugendberufsagentur Witten. Ein Trend auf dem Ausbildungsmarkt hat sich bestätigt: zu wenig Bewerber trotz bester Chancen. „Das Ausbildungsinteresse von Jugendlichen hat nunmehr zwei Jahre in Folge das Vor-Corona-Niveau bei weitem nicht wieder erreicht, denn Ausbildung wird trotz des vielfältigen Angebots bei Jugendlichen vielfach nicht als attraktiv genug angesehen“, zieht Katja Heck, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen, Bilanz.

„Demgegenüber ist die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen wieder deutlich gestiegen, sie meldeten mehr Ausbildungsstellen als 2019. Das zeigt, wie groß das Fachkräftethema ist. Viele Betriebe suchen händeringend Nachwuchskräfte. Der Trend weg vom Stellen- und hin zum Bewerbermarkt hat sich fortgesetzt. Damit hat sich zwar eine verbesserte Stellen-Bewerber-Relation ergeben, doch der Ausbildungsmarkt bleibt insgesamt im Ungleichgewicht. Viele Jugendliche, die keine Ausbildung aufnehmen, haben sich trotz besserer Chancen als je zuvor sehr früh gegen eine qualifizierte Berufsausbildung und für Alternativen wie weiteren Schulbesuch entschieden.“

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++

Auch interessant

In diesem Ausbildungsjahr wurden insgesamt 2177 Ausbildungsstellen von den Arbeitgebern im Kreis angeboten, 364 oder 20,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei sah es hier im übrigen Bezirk ähnlich aus: In Hagen war es ein Anstieg um 241 oder 18,9 Prozent auf 1514.

19,4 Prozent aller Bewerber haben einen Hauptschulabschluss

Kreisweit nahmen bis zum Ende des Beratungsjahres 2033 Bewerber die Berufsberatung in Anspruch und suchten eine Ausbildungsstelle. Damit war ihre Zahl im Vergleich zu 2021 unter anderem auch wegen der Lockdown-Folgen nur um 34 gestiegen (+ 1,7 Prozent), in Hagen sogar um 0,3 Prozent auf 1909 gesunken.

+++ Aktuelle Nachrichten über die Corona-Lage in Hattingen lesen Sie in unserem Newsblog +++

Auch interessant

„Trotz der neuen Wege, mit den Jugendlichen zu kommunizieren, wie Online-Gespräche und Videoberatungen, aber auch digitale Formate für größere Gruppen, sehen wir bei den Schülerinnen und Schülern nach der 10. Klasse immer weiter schwindendes Interesse an betrieblicher Ausbildung“, so Katja Heck weiter. „Die Bemühungen aller Partner am Ausbildungsmarkt mit vielen zusätzlichen Formaten und Projekten, gerade auch aufgrund der zuvor pandemiebedingt eingeschränkten beruflichen Orientierung, konnten bisher nicht erreichen, dass sich die Zahl der Übergänge in Ausbildung direkt nach den allgemeinbildenden Schulen deutlich erhöht.“

Es ist noch ist es nicht zu spät für den Ausbildungsbeginn, sagt Katja Heck, Vorsitzende der Geschäftsführung Agentur für Arbeit Hagen
Es ist noch ist es nicht zu spät für den Ausbildungsbeginn, sagt Katja Heck, Vorsitzende der Geschäftsführung Agentur für Arbeit Hagen © WP | Michael Kleinrensing

19,4 Prozent aller Bewerber haben einen Hauptschulabschluss, 31 Prozent verfügen über den Realschulabschluss und 40,5 Prozent über Fachhochschul- oder Hochschulreife. Der Trend zu höheren Schulabschlüssen ist damit immer noch hoch, hat im Kreis aber etwas nachgelassen.

220 Ausbildungsstellen im Kreis unbesetzt

Die Zahl der jungen Menschen, die bislang noch keinen passenden Ausbildungsbetrieb gefunden haben, ist im EN-Kreis mit genau 85 um 37 oder 30,3 Prozent niedriger als im Vorjahr. Fast zwei Drittel von ihnen verfügen mindestens über den mittleren Bildungsabschluss.

>>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns

Aktuell sind noch 220 Ausbildungsstellen im Kreis unbesetzt. „Noch ist es nicht zu spät für den Ausbildungsbeginn – der Einstieg ist bis Anfang 2023 in vielen Fällen ohne weiteres möglich“, erläutert Heck. „Die Arbeitsagentur bietet individuelle Unterstützung und Begleitung nicht nur durch professionelle Beratung, sondern durchaus auch mit einer Förderung der berufsschulischen Inhalte. Alle interessierten Jugendlichen sollten sich dringend bei uns melden!“ Im Ennepe-Ruhr-Kreis standen für jeden Bewerber statistisch 1,03 Stellen zur Verfügung (Vorjahr 0,87).