Hattingen. Große Nachfrage nach Schwimmunterricht in Hattingen: Wie Kinder eine Chance auf einen Platz haben und mit welchen Problemen Vereine kämpfen.
Plätze in den Nichtschwimmerkursen in Hattingen sind Mangelware. Während die DLRG Hattingen-Süd von Wartezeiten zwischen einem halben und dreiviertel Jahr spricht, haben andere Anbieter die Wartelisten wegen Überfüllung längst abgeschafft. Das Ehrenamt kommt bei der Schwimmausbildung gleich mehrfach an seine Grenzen.
„Pro Monat kommen 50 bis 60 Anfragen dazu“, sagt Jochen Lumbeck, Geschäftsführer des Schwimmvereins Hattingen. Wartelisten habe man abgeschafft, denn: „Was hinten wegfällt, kommt vorn fünffach wieder rein.“ Auch Kati Hämmerich, Leiterin der Fachschaft Schwimmen des Stadtsportverbands, erklärt, Wartelisten seien nicht mehr möglich, „weil sie mittlerweile telefonbuchdick sind“.
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Die Ehrenamtlichen kommen nicht hinterher, alle Leute abzutelefonieren. Das bestätigt auch Steffen Diße von der DLRG Hattingen-Blankenstein. Entsprechend haben sich die Anbieter von Schwimmkursen in Hattingen für ein Informationssystem entschieden. Wer sich online auf eine Mailing-Liste einträgt, wird informiert, kurz bevor neue Kurse angeboten werden. Dann heißt es schnell sein.
Schon jetzt haben Schwimmverein und SG Welper als größte Anbieter von Nichtschwimmerkursen ihr Angebot ausgebaut. Auch beide DLRGen bieten immer wieder Kurse an. Doch personell kommen alle an ihre Grenzen.
Einstiegsalter und Vereine
Schwimmkurse starten in der Regel mit etwa fünf Jahren – beziehungsweise eine Körpergröße von 1,15 Meter. Dann können die Kinder im Becken stehen. Die Wassergewöhnung kann aber schon früher starten. Ab einem Alter von drei bis vier Jahren sollten Kinder das Wasser näher kennenlernen – auch im Gesicht und ohne Waschlappen vor den Augen.
Unter anderem folgende Vereine bieten Schwimmkurse in Hattingen:
Schwimmverein Hattingen: www.schwimmvereinhattingen.de
SG Welper: sgwelper.de
DLRG Hattingen-Blankenstein: hattingen.dlrg.de
DLRG Hattingen-Süd: hattingen-sued.dlrg.de
Neben dem Schwimmbad in Holthausen biete der Schwimmverein inzwischen Kurse in fünf Fremdbädern. „Aber irgendwann können die Mädels und Jungs nicht mehr“, sagt Jochen Lumbeck über die 20 Übungsleiter und Trainer. Auch Kati Hämmerich berichtet von Schwierigkeiten, Übungsleiter zu finden. „Seit man wieder reisen darf, ist es personaltechnisch noch schwieriger. Das haben wir in den Herbstferien gemerkt“, erklärt sie.
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Alle Vereine merkten jetzt, dass der Nachwuchs bei den Ausbildern fehlt. „Weniger Leute machen viel mehr Kurse“, fasst Hämmerich zusammen. Im Moment hole alle Vereine ein, was in den vergangenen Corona-Jahren neben vielem anderen auf der Strecke bleiben musste – die Ausbildung neuer Übungsleiter. Dazu kommen gesundheitliche Ausfälle und fehlendes Personal, weil bei vielen das Geldverdienen in einem Nebenjob gerade wichtiger werde, ergänzt Steffen Diße. „Darunter leidet das Ehrenamt.“
Auch mit den äußeren Bedingungen kämpfen die Schwimmausbilder. So hoffen alle – vor allem nach der langen Schließzeit Anfang des Jahres in Holthausen –, dass das Schwimmbad nutzbar bleibt und nicht Wasserzeiten wegfallen.
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Zudem birgt die niedrigere Wassertemperatur Probleme. „Einige Kinder tragen schon Neoprenanzüge. Von den Trainern bekomme ich die Rückmeldung: ‘Ohne Anzüge können wir zehn Minuten im Wasser üben, mit 20 Minuten’“, berichtet Jochen Lumbeck. So müsse das Training mehr aufgesplittet und häufiger eine wärmende Dusche eingeschoben werden. Kati Hämmerich erklärt, nach den Herbstferien wolle man in den Schwimmkursen der SG Welper zunächst schauen, wie es mit der gesenkten Wassertemperatur funktioniert. Zwar gebe es Überlegungen, die Schwimmzeit von 45 auf 30 Minuten zu reduzieren. Noch habe man sich aber dagegen entschieden.
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Letztes Problem, mit dem sich die Ausbilder oft konfrontiert sehen, ist die nachlassende Schwimmfähigkeit der Kinder. Und das beginnt bei der Vorbereitung. „Viele fangen bei null an oder sind sogar Angst behaftet, wenn sie Wasser ins Gesicht bekommen“, sagt Hämmerich. Das erschwert den Schwimmeinstieg. Deshalb ruft sie Eltern dazu auf, das Nassspritzen bereits im Vorfeld eines Schwimmkurses zu üben und Kindern die Angst zu nehmen.