Hattingen. Circus Antoni ist zum letzten Mal in Hattingen. Warum und wie der Zirkus Kritikern begegnet. Der Backstage-Blick auf die Tierhaltung und Dressur.

„Wahrscheinlich sind wir das letzte Mal in Hattingen“, sagt Zirkuschefin Ramona Tränkler von Circus Antoni. Der Grund: Abermals fällt für den Zirkus eine geeignete Fläche als Standort weg. „Damit haben wir in der Stadt keinen Standplatz mehr“, bedauert Tränkler. Wir haben bei dem Traditionszirkus hinter die Kulissen geschaut.

An der Henrichsallee, Ecke Zum Kraftwerk hat der Zirkus seine Zelte aufgeschlagen. Neben dem Zirkuszelt gehören dazu das Stallzelt für Pferde, Ziegen und Kaninchen, mehrere Transporter für die Tiere, die Wohnwagen der 25-köpfigen Zirkusmannschaft und die Außengehege für die etwa 45 Tiere. Nötig ist dafür eine ebene Fläche – etwa in Größe eines Sportplatzes. Weil der aktuelle Standplatz bebaut werden soll, findet der Zirkus keine Fläche in Hattingen für zukünftige Gastspiele. Deshalb sei es am Sonntag wohl die Abschiedsshow, sagt Ramona Tränkler.

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Immer wieder kommt die Kritik auf, Zirkus sei Tierquälerei. Auch wenn der Vorwurf bei Circus Antoni selten ankommt, will Ramona Tränkler das so nicht stehenlassen. „Die Tiere kommen immer an erster Stelle. Während Corona haben wir uns eingeschränkt, um die Tiere versorgen zu können“, betont sie.

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Und dabei wird der Unterhalt nicht einfacher. Kostete der Hufschmied für die Friesen und die Ponys früher noch 250 Euro, sind es inzwischen 500 Euro. Dazu kommen Wurmkuren, Kraftfutter, Heu, Stroh und Sägespäne.

Anfang des Sommers ist zudem einer der Zirkuswagen abgebrannt – mitsamt der Heizung für den Stall, Gehegen und weiterem Zubehör. Schaden: etwa 13.000 Euro. Und eine Versicherung kann sich die Zirkusfamilie nicht mehr leisten.

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Zumindest eine Heizung – eine alte, die Tränklers mieten konnten – wird an diesem Donnerstag geliefert. Sie beheizt nicht nur das Zirkuszelt, sondern sorgt im Winter im Stall dafür, dass kein Schnee auf dem Zeltdach liegen bleibt.

Trotz aller Probleme: Tiere abgeben möchte Circus Antoni nicht. „Ohne die Tiere könnten wir uns als Zirkus nicht halten“, weiß Ramona Tränkler und betont: „Die Hoffnung stirbt zuletzt und wir geben nicht auf. Aber wir haben schon schlaflose Nächte.“

Ramona Tränkler vom Circus Antoni sorgt sich: Weil wieder ein Standplatz wegfällt, könnte es das Aus für Zirkusvorstellungen in Hattingen bedeuten.
Ramona Tränkler vom Circus Antoni sorgt sich: Weil wieder ein Standplatz wegfällt, könnte es das Aus für Zirkusvorstellungen in Hattingen bedeuten. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Von der Straße aus sieht man die Auslaufflächen für Ponys, Pferde und Lamas. „Die Tiere müssen sich bewegen“, weiß Tränkler. Alle haben einen überdachten Unterstand und können selbst entscheiden, ob sie im Stall oder draußen sein wollen. Die Gehege gibt es übrigens doppelt, so dass sie als erstes schon stehen, wenn die Tiere in einer neuen Stadt ankommen.

Termine, Preise und Weihnachtszirkus

Vorstellungen gibt es noch Freitag und Samstag jeweils um 16 Uhr. Am Sonntag, 16. Oktober, geht es zur letzten Show schon um 15 Uhr los.

Familientag ist noch einmal am Freitag (14.10.). Dann zahlen Erwachsene auf dem Sperrsitz und in der Loge nur den Kinderpreis. Die Preise: Auf der Bank zahlen Kinder 9 Euro, Erwachsene 12, auf dem Sperrsitz 15 und 18 Euro und in der Loge kostet es für Kinder 17, für Erwachsene 20 Euro. Kinder unter zwei Jahren haben freien Eintritt.

Der 2. Weihnachtszirkus im EN-Kreis findet in Witten auf dem Ostermann-Parkplatz (Fredi-Ostermann-Straße) vom 16. Dezember bis 8. Januar statt. Täglich um 16 Uhr gibt es dann Vorstellungen, samstags um 15 und 18.30 Uhr, an Heiligabend und Silvester um 14 Uhr. Der Vorverkauf läuft bereits. Tickets gibt es unter 0170 2477362.

Die Ziegen tummeln sich im Stallzelt, nebenan mümmeln die Kaninchen. „Die sind am beliebtesten, wenn die Kinder gucken kommen“, sagt Tränkler und lacht. Denn Besucher haben die Zirkusleute auch am Rand der Vorstellungen gern. „Die Leute sollen nach den Tieren schauen und sich selbst ein Bild machen“, betont sie. In jeder Stadt gebe es zudem Kontrollen – auch zu Zustand und Unterbringung der Tiere.

Wie die für eine Zirkusnummer trainiert werden, können die Zuschauer übrigens hautnah mitbekommen. Denn geübt wird live in der Manege. Etwa drei Jahre dauert es, bis die Nummer der Friesen-Pferde sitzt. „Aber wir machen auch nichts, was für die Tiere zu schwierig ist“, sagt die Zirkuschefin.

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So werden die Pferde erst am Halfter, dann am Seil und irgendwann ohne Seil die immer gleichen Wege und Abläufe entlang geführt. Die Schulung in der Vorstellung dauert drei bis fünf Minuten. Bis die Nummer irgendwann sitzt.

In Hattingen bleibt Circus Antoni noch bis Sonntag. Dann gibt es die Abschiedsvorstellung. Noch eine Station bleibt, dann geht es für die Zirkusfamilie in die Heimat nach Witten, wo sie den diesjährigen Weihnachtszirkus vorbereitet.

Besuch beim Circus Antoni in Hattingen.
Besuch beim Circus Antoni in Hattingen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer
Besuch beim Circus Antoni in Hattingen - Lama.
Besuch beim Circus Antoni in Hattingen - Lama. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer
Besuch beim Circus Antoni in Hattingen - Friesen.
Besuch beim Circus Antoni in Hattingen - Friesen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer
Besuch beim Circus Antoni in Hattingen - Ziegen.
Besuch beim Circus Antoni in Hattingen - Ziegen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer
Ankündigungschilder für den 2. Weihnachtsscirkus in Witten beim Circus Antoni.
Ankündigungschilder für den 2. Weihnachtsscirkus in Witten beim Circus Antoni. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer