Hattingen. Ob Rapper, Streamingdienst, Firmen: Sie wollen die Filme, die Lukas Gorgon aus Hattingen mit seinen Drohnen dreht. Was sie besonders macht.
Die Kühe auf der Weide an der Ruhr unterhalb der Ruhrbrücke in Hattingen haben sich längst an das laute, sirrende Geräusch gewöhnt: Hier nämlich lässt Lukas Gorgon aus Hattingen – in sicherem Abstand – seine bis zu 120 km/h schnellen FPV-Drohnen steigen, übt Loopings und Sturzflüge für deutschlandweit begehrte Filmaufnahmen.
Fürs Filmen der Gameshow Knossis Kingdom für den Streaming-Dienst Joyn war Lukas vier Tage im Einsatz. Die Einsätze organisiert und plant er gut, denn sie müssen mit der Schule vereinbar sein. Im kommenden Jahr nämlich möchte der 18-Jährige sein Abitur in Bochum ablegen.
Schüler aus Hattingen liefert mit seiner FPV-Drohne deutschlandweit gefragte Filme
Ungewöhnlich ist, was er mit seiner Firma Copterflix bietet: Die sogenannten First-Person-View-(FPV)-Drohnen liefern Bilder aus der Ich-Perspektive. Und die wollen viele: Seine Aufnahmen bereichern Musikvideos beispielsweise der Rapper GZUZ oder XL (187). Das Restaurant 12 Apostel Schulenburg in Hattingen verwendet seine Aufnahmen im Werbevideo. Weitere Kunden: Eon, Fahrschulen, Radfirmen. Auch das Bermuda-Dreieck Bochum und die Cranger Kirmes zählen zu seinen Projekten. Gerade aktuell: ein Filmdreh für eine LED-Firma. Immer wieder widmet er sich auch Festivals.
Anfangs haben viele seine Leidenschaft für die Drohnen belächelt: „Sie hatten kein Verständnis dafür, als ich mein Mountain-Bike, das ich damals gerne gefahren bin, verkauft habe, um Geld für Drohnen zu haben“, sagt der Winz-Baaker. Die Investition hat sich gelohnt. Heute käme er eh nicht mehr zum Radfahren, gleich nach der Schule geht es oft zum nächsten Drohnen-Projekt.
Equipment passt in einen Bollerwagen
Sein Equipment passt in einen Bollerwagen. Mit dem bringt er die Drohnen und Co. auch zur Wiese an der Ruhrbrücke, wenn er Neues ausprobieren will. In einer Brusttasche bewahrt er griffbereit eine Zange auf, mit der er die Kamera an der Drohne befestigt.
Vor dem Start baut Lukas – er wird gern mit seinem Vornamen angeredet – seinen mobilen Drohnen-Lande- und -Startplatz auf, einer Miniatur-Variante eines Helikopter-Landeplatzes. Mit Heringen verankert er ihn im Boden. Auf orangefarbenem Grund leuchtet ein weißes H.
Lukas Gorgons Flüge erregen Aufsehen
Aufsehen erregt es immer, wenn Lukas Landeplatz, Tisch, PC und Drohnen aufbaut, seine Videobrille aufsetzt und sich die Fernbedienung um den Hals hängt. „Eigentlich höre ich dann immer die gleichen Fragen: Was kostet die Drohne? Wie weit kann sie fliegen? Dazu könnte ich einen Podcast machen.“
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Um die Fragen gleich zu beantworten: Etwa sieben Kilometer weit könnte ein Drohne fliegen, doch hält Lukas sie in Sichtweite. Für etwa fünf Minuten Flugzeit reicht ein Akku. 600 Euro kostet so eine Drohne, dazu kommen 600 Euro für die Brille, 300 für die Fernbedienung, knapp 500 Euro für die Kamera. 180 Euro hat das Programm gekostet, mit der die Bilder im Nachgang stabilisiert werden. Und dann sind da noch die Akkus zu je 20 Euro. 20 bis 30 davon hat Lukas dabei, wenn er zu einem Auftrag fährt. Dazu zwei kleine und zwei große Drohnen.
Wind oder Sturm stören die Flüge nicht – aber Regen ist ungünstig
Wind oder gar Sturm stören die Flüge übrigens nicht – Regen dagegen spricht gegen die Drohnennutzung. Kommt Wasser auf die Platine, kann es einen Kurzschluss geben – ganz abgesehen davon, dass die Regentropfen auf der Kamera landen und die Bilder stören. „Mir hat mal einer in Mainz gesagt, ich solle doch die Drohne in eine Plastiktüte packen“, erinnert sich der Hattinger lachend. „Ich habe geantwortet, dass er schon wüsste, dass die rotieren.“
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Zu Abstürzen kann es auch kommen. Wie auf dem Gelände der Henrichshütte, wo Lukas mit Begeisterung seine Drohnen durch die Anlagen fliegen ließ: „Grund war wohl ein Justierungsfehler der Drohne, ich habe sie vor einem Rohr nicht schnell genug hoch bekommen. Da ist sie dagegen geflogen – mit 60 km/h.“ Die gute Nachricht: Die Gopro-Kamera zerschmetterte zwar, aber der Carbon-Rahmen der Drohne blieb unversehrt.
Hobby zum Beruf gemacht
Lukas freut sich, dass er sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Nach dem Abitur will er aber dennoch nicht alles auf die Copterflix-Karte setzen, sondern eine Ausbildung zum Bild- und Tontechniker beginnen. Angebote hat er jedenfalls schon. „Die würden es mir auch ermöglichen, mit der Firma trotzdem weiterzumachen.“
Info: www.lukasgorgon.com oder auf Instagram: lukas.fpv