Hattingen/Sprockhövel. In den Apotheken in Hattingen und Sprockhövel gibt es aktuell Lieferengpässe bei Fiebersäften für Kinder. Das sagt der Apotheken-Sprecher dazu.
„Tut mir leid, dieses Medikament ist gerade nicht vorrätig“ – diesen Satz gibt es immer wieder in den Apotheken zu hören. Es gibt Lieferengpässe bei vielen Produkten.
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„Die Geschichte dazu beginnt bereits vor zehn Jahren“, sagt Apotheker Michael Mahl aus Sprockhövel, Vorsitzender der Bezirksgruppe Ennepetal-Ruhr. Damals wurde mit Heparin erstmals ein Medikament knapp, aktuell ist es der Fiebersaft für Kinder. „Wir haben im März einige Paletten für unsere Apotheken bestellt, so wie in jedem Jahr, gekommen ist nichts.“
Bei 250 Produkten liegen Lieferengpässe vor
In Deutschland gibt es etwa 100.000 verkehrsfähige Humanarzneimittel in der Zuständigkeit des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte. „Für 250 Produkte liegen derzeit Meldungen zu Lieferengpässen vor, die aber zum Teil den gleichen Wirkstoff betreffen“, teilt die Behörde auf Nachfrage dieser Zeitung mit.
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Darunter ist auch der Fiebersaft, den es sowohl mit Paracetamol als auch mit Ibuprofen gibt. Er ist für Kleinkinder bestimmt, die noch keine Tabletten oder Zäpfchen nehmen können oder wollen und schmeckt viel besser als manch Alternative. Doch genau auf diese müssen in dieser Zeit immer mehr Eltern zurückgreifen, sagt Mahl und spricht auch für viele andere Apotheker im Kreis. Warum es einen Lieferengpass gibt? Das zuständige Bundesinstitut teilt mit, dass der Rückzug eines Marktteilnehmers als auch eine Verteilproblematik ursächlich seien, außerdem sei der Bedarf überproportional gestiegen. Warum das so sei, dazu gebe es keine Erkenntnisse.
Mahl sagt, dass die Problematik auch vom Gesundheitswesen mitverursacht werde, durch die knallhart verhandelten Rabattverträge. Wenn ein Produkt auf dem Weltmarkt knapp werde, dann liefern die Firmen eben dorthin, wo mehr gezahlt wird. Und auch die Auslagerung der Herstellung in das nicht europäische Ausland habe das Problem verschärft, sagt Mahl, dazu der Rohstoffmangel, Lieferschwierigkeiten das habe man in der Corona-Krise in vielen Bereichen erlebt.
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Im Jahr 2013 verzeichnete das Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte 42 Meldungen für einen Lieferengpass. Seitdem steigen die Zahlen von Jahr zu Jahr. Den Höhepunkt mit 543 Meldungen gab es im ersten Corona-Jahr. 2021 gab es bei 381 Medikamenten Lieferschwierigkeiten.
Das mit dem Fiebersaft sei händelbar, sagt Mahl, es gebe alternative Mittel wie Zäpfchen und Lutschtabletten.