Hattingen. Matthias Ketteler ist Gründer und Motor des Vereins „Projekthilfe Gambia“ aus Hattingen. Jetzt gab’s für den Helfer mit Herz eine besondere Ehre.

Selbstlos ist er, kein Zweifel. Solidarisch, stets mit einem offenen Ohr für Hilfsbedürftige, mit dem Drang, ihnen ein besseres Leben zu geben. Matthias Ketteler, Gründer und Motor des Hattinger Vereins „Projekthilfe Gambia“, hat jetzt das Bundesverdienstkreuz erhalten.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++

Gemeinsam mit seinem Kumpel Frank Heuer gründete Ketteler im Jahr 1985 in Hattingen die „Projekthilfe Dritte Welt e.V.“. Schnell war Gambia ihr Ziel, Jahaly der Ort, an dem sie die Buschklinik Hattingen aufbauen ((Jahaly Health Centre). Studenten gewinnen sie für ihre Sache, Ärzte und Krankenpfleger.

Mehr als eine Million Patientinnen und Patienten wurden hier bereits behandelt. „Eine verbesserte Gesundheitsversorgung hilft zuallererst der gambischen Bevölkerung“, so der Initiator.

„Selbstloses Engagement bereichert unsere Gesellschaft“

„Ein derart selbstloses Engagement wie das von Matthias Ketteler bereichert unsere Gesellschaft“, heißt es in der Laudatio zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. „Bildung und Gesundheit sind die höchsten Güter, die wir mit anderen Menschen teilen können. Ketteler leistet gemeinsam mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern im Verein Außergewöhnliches.“

Auch interessant

Die Buschklinik wird von vielen Menschen genutzt. „Zum Teil kommen die Kranken aus 100 Kilometer entfernten Gebieten“, erklärte Matthias Ketteler in einem WAZ-Gespräch. Die Hygienestandards seien höher als im übrigen Land, die Klinik verfüge über mehrere Behandlungsräume, eine Entbindungsstation, ein Labor, eine Apotheke und einen Krankenwagen.

Markus Lanz unterstützt die Arbeit der Projekthilfe

Seit dem Jahr 2003 unterstützt auch der ZDF-Moderator Markus Lanz die Projekthilfe. Er war schon oft vor Ort und spendet gerne seine Gewinne aus Benefiz-Shows für den gemeinnützigen Verein.

Zur Person: Matthias Ketteler

Matthias Ketteler, Jahrgang 1961, machte nach dem Abitur eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger (1987). Er ist Gründungsmitglied der Projekthilfe Gambia und seitdem Vorstandsmitglied mit einem Jahr Unterbrechung. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Matthias Ketteler ist Inhaber der Cognito Informationssysteme GmbH & Co KG.

In den Jahren 2004/05 verbrachte er gemeinsam mit seiner Familie ein ganzes Jahr in Gambia. Im Februar 2009 wurde Matthias Ketteler von der gambischen Regierung zum Sonderbotschafter für den Gesundheitsbereich ernannt – mit vollem diplomatischen Status.

Im Jahr 2004 wurde ein Kindergarten eröffnet – erst für 240, später für 360 Kinder. „Auf diese Weise haben wir Bildung ins Land gebracht. Dass es Mittagessen für die Kleinen gibt, ist für viele Eltern ein starkes Argument, ihren Nachwuchs in den Kindergarten zu schicken“, so Ketteler. Seit 2012 wird zudem eine Plantage mit 10.000 nährstoffreichen Moringa-Bäumen aufgebaut. Auch das stärkt die Region und hilft den Menschen.

>>> Mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel

Und 2011/12 errichtete der Verein nach dem Vorbild des Jahaly Health Centre sogar eine weitere Gesundheitsstation im Dorf Njaba Kunda. Der Verein hat 45 Mitglieder sowie 330 Förderer und Paten. Er wurde in „Projekthilfe Gambia“ umbenannt. Ketteler und Heuer sind heute aber noch genauso aktiv wie vor Jahrzehnten.

Matthias Ketteler (Projekthilfe Gambia) aus Hattingen war im Jahr 2018 zu Gast bei Präsident Adama Barrow.
Matthias Ketteler (Projekthilfe Gambia) aus Hattingen war im Jahr 2018 zu Gast bei Präsident Adama Barrow. © PHG

Längst hat Matthias Ketteler einen Diplomatenpass, steht in Kontakt mit den höchsten Regierungsmitgliedern und Entscheidern in Gambia und mit der deutschen Botschaft. Er ist zweifellos das Gesicht des Vereins, kümmert sich vorwiegend um die Koordination der Projekte und den täglichen Austausch mit dem Büro in Gambia.

Auch interessant

„Die Auszeichnung ist nicht für mich persönlich, sondern für die Idee, Solidarität zu leben und Verantwortung für die Schwächeren zu übernehmen“, so Matthias Ketteler. „Es ist eine Auszeichnung für unsere Arbeit.“ Er widmet das Bundesverdienstkreuz allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Gambia sowie allen Mitgliedern, Spendern und Förderern der Projekthilfe. „Ich nehme die Auszeichnung gerne entgegen – stellvertretend für uns alle.“

>>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns

Und in diesem Jahr ist die Projekthilfe auch über Gambia hinaus ausgeweitet worden. Denn im April hat der Verein eine Spendenaktion für die Ukraine gestartet – und damit einen Betrag von rund 80.000 Euro zusammengetragen, mit dem mehrere Krankenhäuser in Lemberg (Lviv) und anderen Städten der Ukraine unterstützt werden.