Hattingen. Trotz neuer Stellen nimmt der Riesenstau bei der Bearbeitung von Bauanträgen in Hattingen nur langsam ab. Wie die Stadt das Ärgernis erklärt.
„400 Bauanträge liegen bei der Stadt Hattingen auf Halde“ hat die WAZ im Februar 2021 gemeldet. Die lange Bearbeitungszeit ist ein Riesenproblem. Bauherren und Architekten stöhnen.
Dass es trotz der Bereitstellung von mehr Personal kaum besser geworden ist, hat Baudezernent Jens Hendrix jetzt im Gespräch mit der WAZ eingeräumt. Immer noch sind 350 Bauanträge unerledigt.
Rund 900 Anträge erreichen die Bauverwaltung in Hattingen pro Jahr
„Der Überhang bei den Erteilungen von Baugenehmigungen ist so groß, dass wir kaum die aktuellen Anträge abarbeiten können“, sagt Hendrix. Das liege vor allem daran, dass die Zahl der eingereichten Bauanträge so groß ist wie noch nie. Rund 900 Anträge erreichen die Bauverwaltung pro Jahr, jeder dritte ist ein klassischer Bauantrag.
„Dass wir in der Bauverwaltung ein Personalproblem haben, gehört zur Wahrheit aber dazu“, so der Dezernent weiter. Nur mit Mühe habe man die zwei zusätzlichen Stellen besetzen können, weil die nötigen Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt derzeit einfach nicht zu bekommen seien. „Einer der beiden neuen Mitarbeiter hat uns inzwischen wieder verlassen. Er hat das mit besseren Arbeitskonditionen in einer Nachbarstadt begründet.“
Von sechs Stellen sind aktuell nur vier besetzt
Was die Stadt Hattingen zum Anlass nimmt, bei den Gehaltsangeboten draufzusatteln. „In der neuen Ausschreibung haben wir die Vergütung auf E 12 erhöht“, berichtet Jens Hendrix. Das sind für einen Berufseinsteiger rund 3500 Euro brutto.
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Ein weiterer Mitarbeiter ist seit Monaten krank. Damit sind von den sechs Stellen für die Bearbeitung von Bauanträgen aktuell nur vier besetzt.
Was den Stapel der unerledigten Anträge weiter anwachsen lässt, ist nach Hendrix’ Einschätzung allerdings auch die neue Landesbauordnung. Sie schreibe vor, dass Bauanträge konsequent abgewiesen und zurückgeschickt werden müssen, wenn sie nicht vollständig sind.
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„Früher haben wir kleinere Mängel durch ein Telefonat heilen können und die Sache war erledigt“, erklärt Hendrix. „Jetzt gehen die Unterlagen zurück und die Architekten beschimpfen uns.“
Gleichzeitig habe die neue Gesetzeslage den Druck auf die Bauverwaltung erhöht, was Klagefristen angeht. Um Schadensersatzforderungen abzuwenden, müsse man die Reihenfolge bei der Bearbeitung immer wieder ändern. „Ein Riesenproblem“, so Hendrix.
Politik hat bereits 2021 marktgerechte Gehälter gefordert
Dass Bauherren und Architekten immer lauter über lange Bearbeitungszeiten schimpfen, kann der Dezernent zwar verstehen, weist aber auch auf eine weitere „Baustelle“ der Bauverwaltung hin. „Schulen, Kitas, Feuerwehren – wir sind im Rahmen der Daseinsvorsorge auch für viele nicht private Projekte zuständig. Die ständigen Überprüfungen bereits bestehender Gebäude zählen ebenfalls dazu. Das wird leider immer wieder vergessen.“
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Und: Das Personalproblem zieht sich durch alle Abteilungen. „Beim Hochbau sind von fünf Architektenstellen zurzeit nur drei besetzt“, sagt Hendrix. „Wir suchen und suchen – und finden keine Bewerber.“
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Ob die Stadt Hattingen bei der Suche nach Fachkräften wirklich marktgerechte Gehälter anbietet, hatten schon im Februar 2021 Vertreter verschiedener Ratsfraktionen kritisch hinterfragt. Eine andere Chance, den Stau bei der Bewilligung von Bauanträgen zumindest ansatzweise abzubauen, hat die Stadt auf jeden Fall liegenlassen: Digitale Bauträge waren in der Prioritätenliste, mit der die Verwaltung seit 2017 ihre Dienste auf Onlineangebote umstellt, nicht erste Wahl. Zunächst konnten im Internet Hunde angemeldet, Sperrmülltermine vereinbart und Geburtsurkunden bestellt werden.