Hattingen. Die weitere Öffnung der Fußgängerzone in Hattingen für Radfahrer stößt auf scharfe Kritik. Das Senioren-Forum hat klare Forderungen an die Stadt.

Mit einem massiven Protest gegen das Radfahren in der Hattinger Altstadt hat sich das Senioren-Forum an die Politik gewandt. Das Gremium sieht durch das Fahrrad- und E-Scooterfahren in der Fußgängerzone eine zu starke Beeinträchtigung der Bewegungsfreiheit von Älteren und Kindern.

In seinem Appell kritisiert das Senioren-Forum insbesondere die zuletzt erfolgte, ganztägige Öffnung weiterer Teile der Innenstadt für den Radverkehr. „Auch dadurch, dass der Untermarkt und Im Gelinde ausgenommen sind, entsteht mit den vielen Schildern eine Verwirrung, die weder Einheimischen noch Besuchern der Stadt vermittelt werden kann,“ erklärt Sprecherin Kornelia Wendt. Eine klare Kennzeichnung der Sperrung der Altstadt und Kontrollen seien unabdingbar.

Kornelia Wendt, Sprecherin des Senioren-Forums der Stadt Hattingen, fordert eine klare Kennzeichnung für den Radverkehr in der Altstadt und Kontrollen.
Kornelia Wendt, Sprecherin des Senioren-Forums der Stadt Hattingen, fordert eine klare Kennzeichnung für den Radverkehr in der Altstadt und Kontrollen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Die Senioren argumentieren nicht mit möglichen Unfallzahlen, sondern mit den Beeinträchtigungen im Alter, die ein häufiges Erschrecken oder ungeschicktes Ausweichmanöver verursachen. Durch die Zunahme von Rollatoren, Rollstühlen und Kinderwagen, die nicht seitlich ausweichen können, sowie Touristen und Kindern mit Rollern bei schönem Wetter sei die Fußgängerzone schon sehr voll.

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Straßen mit Gefälle wie die Kleine Weilstraße und die untere Heggerstraße würden zudem zu schnellem Fahren verleiten. Außerdem sollte in der Fußgängerzone auch Raum für einen ungestörten Plausch und ein ungefährdetes Kinderspiel vorhanden sein.

Rat und Verwaltung haben aus der einjährigen Probephase eine Dauerlösung gemacht

Seit dem Jahreswechsel ist die obere Heggerstraße für Radfahrer dauerhaft 24 Stunden am Tag befahrbar. Rat und Verwaltung haben aus der einjährigen Probephase eine Dauerlösung gemacht.

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Im März stimmten SPD und FDP einem Vorstoß der Grünen zu, weitere Bereiche in einer einjährigen Testphase rund um die Uhr fürs Radeln freigegeben, und zwar: Kleine Weilstraße zwischen August-Bebel-Straße und Treidelbrunnen, Krämersdorf, Große Weilstraße von der August-Bebel-Straße bis zum Flachsmarkt, Langenberger Straße bis zur Martin-Luther-Straße (Busbahnhof).

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Nur die CDU ist dagegen. Ihr Argument „Die Fußgängerzone gehört den Fußgängern“ nimmt das Seniorenforum nun noch einmal auf. „Die differenzierte Unterscheidung, welche Straßenteile für Radfahrer tagsüber erlaubt und welche nicht erlaubt sind, wird nicht klar vermittelt“, kritisiert Kornelia Wendt.

Ausweichmanöver können alle gefährden

„In dem jetzt für Radfahrer geöffneten Teil der Altstadt liegen mehrere Plätze und Kreuzungen, die für ungestörten Aufenthalt und Begegnung genutzt werden, was nicht nur für Wochenmarkt- und Veranstaltungstage gilt. Besonders ältere Mitbürger mit Hör- und Seheinschränkungen fühlen sich bei dem schnellen und überraschenden Eintreffen von Radfahrern gestört und neigen zu Ausweichmanövern, die alle gefährden können.“

Christine Freynik, Erste Beigeordnete und Ordnungsdezernentin der Stadt Hattingen, ist als Fußgängerin und Radfahrerin in der Fußgängerzone unterwegs und hat nicht den Eindruck, dass das ein Problem ist.
Christine Freynik, Erste Beigeordnete und Ordnungsdezernentin der Stadt Hattingen, ist als Fußgängerin und Radfahrerin in der Fußgängerzone unterwegs und hat nicht den Eindruck, dass das ein Problem ist. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

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Dass Fußgängerzonen ihren Sinn nur dann erfüllen, wenn sie wirklich nur Fußgängern vorbehalten sind, hört man übrigens nicht nur von Senioren. Christine Freynik sieht das anders. „Es gibt einen eindeutigen Ratsbeschluss, nach Probezeiten freizugeben. Viele andere Städte haben damit gute Erfahrungen gemacht“, sagt die Erste Beigeordnete und Ordnungsdezernentin der Stadt Hattingen.

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Sie selbst habe als Fußgängerin wie als Radlerin auf der Einkaufsmeile nicht den Eindruck, dass das ein Problem ist. „Das spiegelt sich auch darin, was uns der kommunale Ordnungsdienst und die Polizei sagen: Es sind keine Beinaheunfälle bekannt“, so Freynik.

Offen zeigt sie sich für „mehr Präsenz der Ordnungsbehörden, aber das ist auch eine Frage des Personals“. Was auf jeden Fall helfe: „Appelle an die Radler: Nehmt Rücksicht!“