Hattingen. Das Aus für die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am EvK in Hattingen sei nicht nötig gewesen, sagt Jihan Mohasseb. Die Ex-Chefärztin klagt.
Die Augusta Kliniken haben die Fachabteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Evangelischen Krankenhaus in Hattingen geschlossen. „Das war völlig unnötig“, sagt Dr. Jihan Mohasseb (59), ehemalige Chefärztin der Klinik.
Sie wirft der Chefetage des Krankenhausverbundes mit Sitz in Bochum einen „systematischen Abbau“ der Leistungsfähigkeit der Einrichtung vor. „Die haben das vor die Wand gefahren.“ Für die meist älteren Patientinnen und Patienten in Hattingen und Umgebung sei das „eine Katastrophe“. Privat will Mohasseb gegen ihre Kündigung klagen.
Bezirksregierung Arnsberg: Augusta hat die Schließung beantragt
Auf Nachfrage der WAZ räumt Augusta ein, dass die Initiative zur Schließung in der Tat vom Unternehmen ausgegangen sei. „Die für einen Betrieb notwendigen Strukturvoraussetzungen lagen nicht mehr vor“, sagt Hendrik Schöpper, Referent der Geschäftsführung.
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„Kein Wunder“, schimpft Jihan Mohasseb. „Augusta hat die Bettenzahl kontinuierlich von 15 auf neun, zuletzt auf fünf zurückgefahren und macht jetzt geltend, das sei nicht mehr wirtschaftlich. Eine Schande ist das.“
Dass Augusta die Schließung der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG) in Hattingen gewollt hat, bestätigt auch die Bezirksregierung in Arnsberg. „Nach dem Antrag auf Herausnahme aus dem Krankenhausplan und folgender Anzeige der Schließung der Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie seitens des Krankenhausträgers hat die Bezirksregierung Arnsberg einen entsprechenden Feststellungsbescheid versendet“, erklärt Sprecherin Anna Springob.
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Nicht korrekt war die Angabe von Augusta gegenüber der WAZ, es gebe nach der Schließung der MKG-Klinik in Hattingen im Ennepe-Ruhr-Kreis noch eine andere. „Nein“, sagt dazu Franziska Horsch von der Pressestelle des EN-Kreises. „Es war die letzte Klinik dieser Art im Kreis. Patienten aus Hattingen müssen jetzt nach Wuppertal oder Bochum-Langendreer fahren.“
Rund um die Uhr ein Partner der Zahnärzte
Für Mohasseb ist das ein Unding. „Die wichtigste Aufgabe der Kieferchirurgie an diesem Standort war es, rund um die Uhr ein Partner der Zahnärzte und des zahnärztlichen Notdienstes für Patienten zu sein, die ambulant in den Praxen nicht behandelt werden konnten“, sagt sie. „Dies sind meist ältere Patienten mit Krankheitsbildern, die einer größeren operativen Versorgung und medizinischen Betreuung bedürfen.“
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Neben der „weiteren Verschlechterung der Versorgung der Patienten im EN-Kreis und der zusätzlichen Schwächung des Klinik-Standortes Hattingen“ beklagt die gekündigte Chefärztin auch die Art und Weise des Umgangs mit ihr und ihren Mitarbeitern.
Jihan Mohasseb macht in ihrer Praxisklinik weiter
„Die Strategie war, uns so lange zu mobben und uns Steine in den Weg zu legen, bis wir aufgeben“, sagt Dr. Jihan Mohasseb. „Das wäre kostengünstiger gewesen. Ich hatte aber das Glück, ein wirklich gutes und loyales Team zu haben. Alle sind geblieben bis zum Schluss.“ Nach ihren Angaben wird nicht nur sie selbst gegen die Kündigung klagen, sondern auch der Teil der drei Oberärzte und sechs Zahnärzte im Team.“
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Jihan Mohasseb macht in ihrer Praxisklinik weiter, die sie schon seit 2004 neben ihrer Chefarzt-Tätigkeit betreibt. „Das ist eine ganz normale Praxis für Kassen- und Privatpatienten, in der wir nur keine größeren operativen Eingriffe mehr machen können.“