Hattingen. Der Ärger um Pflanzschalen auf dem evangelischen Friedhof in Hattingen nimmt zu. Betroffene laden zum Austausch. Der Grund und was in Sicht ist.

Dass sie ihre Pflanzschalen von den Rasengräberflächen auf dem evangelischen Friedhof an der Bredenscheider Straße in Hattingen räumen sollen, verärgert viele Nutzungsberechtigte. Eine von ihnen lädt nun Betroffene zum Austausch ein. Indes will der Friedhofsverband noch mal über die Regelung diskutieren.

„Ich lade zu einem Treffen an den Baumgräbern ein für Freitag, den 20. Mai, um 17 Uhr“, sagt Kerstin Böhmer, der es wichtig ist, Blumenschmuck am Grab ihres Vaters aufzustellen. Einladungen hat sie am Friedhof ausgehängt, um noch mehr Betroffene zu erreichen.

Unmut über Pflanzschalenverbot auf dem evangelischen Friedhof in Hattingen nimmt zu

Die Friedhofsverwaltung hatte Nutzungsberechtige von Rasengräbern aufgefordert, die Pflanzschalen abzuräumen. Die Möglichkeit des Aufstellens einer Pflanzschale sei aber auf einem Beiblatt zum Vertrag zugesichert worden, so Böhmer. Inzwischen hat sich in der Redaktion auch eine Dame gemeldet, die sagte, bei ihr sei die Möglichkeit des Aufstellens einer Pflanzschale sogar Gegenstand des Vertrages. Die Friedhofsverwaltung jedoch sagt, dass das bislang nur geduldet gewesen sei. Laut Friedhofssatzung sei das Aufstellen nicht erlaubt.

Ungepflegt findet René Rosenstock die Rasengräber auf dem evangelischen Friedhof in Hattingen.
Ungepflegt findet René Rosenstock die Rasengräber auf dem evangelischen Friedhof in Hattingen. © René Rosenstock

René Rosenstock schreibt der Redaktion: „Die Bezeichnung der ,pflegefreien’ Grabstätten wird vom Friedhofsträger selbst offenbar sehr streng genommen. Im Hinblick auf die Vorkommnisse der vergangenen Wochen erscheint es wie blanker Hohn,dass die Grabflächen keinem Rasenschnitt unterzogen werden, obwohl die Flächen frei zugänglich sind. Das Gras ist stellenweise 15 bis 20 Zentimeter hoch, und Löwenzahn hat bereits Zeit genug gehabt zu verblühen.“ Die Grabfelder würden einen „äußerst ungepflegten Eindruck“ machen.

Betroffene beklagen ungepflegtes Aussehen der Gräber

Auch in den sozialen Medien mehren sich Beschwerden über das Vorgehen der Verwaltung. In „Was ist los in Hattingen und Umgebung“ postet eine Betroffene zu Bildern von Gräbern mit hohem Grasbewuchs: „Nachdem keine Schalen mehr auf den Rasengräbern des evangelischen Friedhofes Bredenscheider Straße erlaubt sind, sehen die Gräber so trostlos und ungepflegt aus. Unkraut wuchert überall und der Rasen wird nicht gemäht. Schon pietätlos, wie mit unseren Toten umgegangen wird.“ Eine andere Frau kommentiert, es sei seit dem 1. März nicht mehr gemäht worden: „Ich bin jede Woche da. Es sieht verboten aus.“

Bestattungen

Auf dem evangelischen Friedhof in Hattingen gibt es diverse Bestattungsmöglichkeiten. Die Baumgrabstätten gibt es seit August 2015 für Urnenbeisetzungen an einer amerikanischen Roteiche.

Die klassischen Wahlgrabstätten, also so genannte Familiengräber oder -gruften, gibt es außerdem. Bei Reihengrabstätten für Urnen- oder Erdbestattungen kann der Platz nicht ausgesucht werden, bei Reihengemeinschafts- oder Wahlgemeinschaftsgrabstätten, die mehrstellig zu erwerben sind, schon.

Kolumbarien bedeuten: Urnenwände sowie Stelen mit Urnenkammern. Es gibt zudem ein Grabfeld für Kinder sowie eines für fehl- und still geborene Kinder. Auf Mustergräbern werden mögliche Bepflanzungen gezeigt.

Kerstin Böhmer hatte auch den zuständigen Pfarrer Udo Polenske in der Sache zweifach angeschrieben, sich geärgert, dass er mehrere Wochen nicht auf die Schreiben reagierte. „Zutiefst unchristlich, beschämend, befremdlich und abweisend“ findet Kerstin Böhmer das. „Die Gefühle der zahlreichen Betroffenen, vielfach sogar noch zahlenden Mitglieder der Kirche, scheint nicht Anlass genug zu sein, aktiv zu werden.“ Als es dann doch ein Gespräch gegeben habe, sei das für sie nicht zufriedenstellend gewesen. „Im Grunde hat er mich wieder an den Friedhofsverband verwiesen.“

Pfarrer verweist an Friedhofsverband

Der sei auch zuständig, so Udo Polenske. „Aber wir haben am Dienstag im Presbyterium (darin ist auch Dirk Hagemann, Vorsitzender des Friedhofsverbandes: Anmerkung der Redaktion) gesprochen. Dirk Hagemann hat zugesagt, dass sich der Verband in den kommenden Tagen treffen will, um nach einem Kompromiss zu suchen“, erklärt Polenske.

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Zwar hätten sich viele Betroffene bei ihm gemeldet, die sehr emotional auf das Thema reagiert hätten und Pflanzschalen wollten, aber „es gab auch Beschwerden, dass die Deko überhand genommen hatte. Es sollen auch bunte Lichterketten angebracht worden sein.“ Als „schwieriges Kapitel“ bezeichnet der Pfarrer das Thema. „Kerstin Böhmer hatte eine zentrale Stelle als Ablage für Blumenschmuck vorgeschlagen. Ich fände das eine gute Lösung“, sagt er.

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