Hattingen/Kemnader See. Die Stadt Hattingen reagiert auf die explodierenden Energiekosten und streicht den Warmbadetag im Hallenbad. Doch es gibt auch gute Nachrichten.
Die Stadt Hattingen streicht den beliebten Warmbadetag im Hallenbad in Holthausen. „Wir reagieren damit auf die aktuell explodierenden Energiepreise“, erklärt Sportdezernent Matthias Tacke auf Anfrage der WAZ.
Die neue Regelung tritt sofort in Kraft, wenn das einzige Hallenbad der Stadt nach umfangreichen Sanierungsarbeiten am 25. April wieder in Betrieb geht.
Das Hochheizen um drei Grad verschlingt gewaltige Energiekosten
Immer wieder samstags wurde die Wassertemperatur in Holthausen von den üblichen 27 Grad auf 30 Grad hochgefahren. „Das verschlingt gewaltige Energiemengen“, sagt Tacke. Aufwand und Nutzen seien in der aktuellen Lage nicht mehr verhältnismäßig.
Die gute Nachricht: Der Dezernent hofft, dass diese Maßnahme genügt, um weitere abzuwenden. „An Senkungen der normalen Wassertemperatur oder Anhebungen der Eintrittspreise denken wir zurzeit nicht“, so Matthias Tacke.
Nach Ostern startet das Befüllen mit Wasser
Das gelte auch für das Freibad in Welper, das nach der Winterpause im Mai wieder geöffnet werden soll. „Dort sind wir gerade mitten in der Vorbereitung. Nach Ostern starten wir das Befüllen mit Wasser“, erläutert Tacke. Dann sehe man auch, ob die Folie unter dem Becken halte.
Mängel in der Elektroanlage führten zur Schließung
Mitte November 2021 hatte die Stadtverwaltung das Bad in Holthausen mit sofortiger Wirkung geschlossen. Anlass war ein Bericht des Arbeitsschutzbeauftragten der Stadt. Bei der Begehung des einzigen Hallenbades in Hattingen und der Begutachtung der technischen Anlagen wurde festgestellt, dass die Mängel an der Elektroinstallation für die Beschäftigten ein hohes Risiko darstellen.
Bei der Sanierung hatte es dann Verzögerungen gegeben, weil das notwendige Material nur schwer zu beschaffen war. Und auch danach waren die Zeiten für eine Wiedereröffnung mehrmals nach hinten korrigiert worden. Erst sollte es Anfang März so weit sein, dann vor den Osterferien. Nun also soll ab Montag, 25. April, in Holthausen wieder geschwommen und gebadet werden können.
Risse darin hatten 2021 zu Reparaturen und der damit verbundenen Schließung geführt. Weil auch das Hallenbad nicht einsatzbereit war, gab es über Wochen hinweg für die Hattingerinnen und Hattinger keine Möglichkeit, öffentlich schwimmen oder baden zu gehen.
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„In diesem Jahr sind wir optimistisch, dass es keine weiteren Risse in der Folie gibt und wir planmäßig im Mai starten können“, sagt Tacke.
Angaben zu den Energiekosten für ihre Bäder kann die Stadt Hattingen nicht machen. Gleich nebenan sieht das anders aus.
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Jährlich 1,3 Millionen Euro Energiekosten schluckt das Freizeitbad Heveney am Kemnader See. Aktuell wirken sich die hohen Energiepreise zwar noch nicht aus, da es feste Verträge mit den Stadtwerken in Witten und Bochum gibt. Doch schon jetzt kündigt Geschäftsführer Jürgen Hecht von der Freizeitmetropole Ruhr (FMR) an, den Energieeinkauf neu auszuschreiben.
Gleichzeitig sieht er großen Bedarf, in erneuerbare Energien zu investieren, um sich vom Gas möglichst unabhängig zu machen. „Wir wollen das so schnell wie möglich anpacken. Abwarten und Tee trinken geht gar nicht“, sagt Hecht. Allein für das Bad in Heveney handele es sich um eine „riesige Summe, die wir investieren müssen“. Handlungsbedarf sieht er innerhalb von zwölf Monaten, gerade bei Photovoltaik.
Laufende Verträge mit den Energieversorgern
Auf die Eintrittspreise oder Wassertemperaturen soll sich das aktuelle Geschehen noch nicht auswirken. Nachdem zum 1. Januar der Eintritt für die Sauna um einen Euro erhöht wurde, zieht das Bad zum 1. Juni mit 50 Cent nach. Die Preisanstiege haben aber noch nichts mit dem Krieg zu tun. In der vergangenen Woche wurde in Heveney das Außenbecken geöffnet. Dort ist das Wasser laut Betreiber 26 bis 28 Grad warm, im Inneren zirka 29 Grad.
„Wir planen Lösungen, aber schränken nicht das Angebot ein“, versichert Geschäftsführer Jürgen Hecht und verweist auf die laufenden Verträge mit den Energieversorgern. Gleichzeitig prophezeit er mit Blick auf die künftigen Kosten: „Ab nächstem Jahr lässt sich das alles nicht mehr darstellen.“
Ein Beispiel, dass den Kostendruck am Kemnader See anschaulich macht: Ein Quadratmeter beheiztes Wasser im Außenbereich kostet nach Angaben des Freizeitmanagers „so viel Energie wie ein Einfamilienhaus im ganzen Jahr“.
Einen ersten Spar-Schritt hat das Freizeitbad im Saunabereich unternommen. Zwei Schwitzhütten werden laut Aushang neuerdings erst um 15 Uhr, also sechs Stunden nach Öffnung des Bades, in Betrieb genommen. Diese Regelung gelte zunächst nur montags bis freitags, heißt es in Heveney.
Betreiber setzt auf Energiesparen
Die „Wasserwelten“ betonen, schon in den vergangenen Jahren in die Energieeffizienz investiert zu haben. Beispiel: das Unibad Querenburg mit Umrüstung der Hallenbeleuchtung auf LED und stromsparender Beckenwasserhydraulik.
Auch das neue Bäderkonzept sehe Umwelt-Investitionen bei allen Neu- und Umbauten vor.
Sparen lässt sich in der Sommersaison. Ab Mai entfallen die Warmbadetage. Die Freibadbecken in Langendreer, Hofstede und Linden werden nicht beheizt. In Werne und Südfeldmark wird das Wasser über Solarabsorber auf 24 Grad erwärmt.