Hattingen. Iuliia und Sven Goldack aus Hattingen-Niederwenigern haben den Verein „Hand in Hand mit der Ukraine“ gegründet. Das sind die Hintergründe:

Hand in Hand durchs Leben gehen Iuliia und Sven Goldack schon seit Jahren, nun hat das deutsch-ukrainische Ehepaar aus Hattingen-Niederwenigern einen Verein gegründet: „Hand in Hand mit der Ukraine“. Ein ganz besonderes Hilfsprojekt für Iuliias Heimatland, das zudem Zeichen setzen will: für die Freundschaft zwischen Deutschland und der Ukraine; und für europäischen Zusammenhalt.

Nur noch wenige Tage, dann geht es für Sven Goldack wieder los. Bereits zum zweiten Mal fährt der 32-Jährige an diesem Mittwoch (20.4.) mit drei Freunden und einem wieder voll beladenen Transporter nach Siret, in die rumänische Kleinstadt an der ukrainischen Grenze, die in den letzten Wochen für so viele Geflüchtete aus der Ukraine zu einer ersten Anlaufstelle geworden ist. Dort werden der Hattinger und seine Begleiter wieder Hilfsgüter übergeben an die gemeinnützige Organisation „Help Ukraine Romania“, die diese weiter über die Grenze transportiert und schließlich übergibt an eine Bekannte von Svens Frau: Elena Zamoisca verteilt die Spenden aus Deutschland von Czernowitz in der Ukraine aus unmittelbar an ihre Landsleute.

„Ein großes Anliegen, dass Spenden nicht auf dem Weg in die Ukraine verpuffen“

Die persönlichen Kontakte von Iuliia und Sven Goldack in die Ukraine machen es „Hand in Hand“ möglich, die in Hattingen und Umgebung gesammelten Hilfsgüter gezielt den Menschen und Einrichtungen in der Ukraine zugute kommen zu lassen, die sie auch wirklich benötigen. „Uns ist es ein großes Anliegen, dass Spenden egal welcher Art nicht auf dem Weg in die Ukraine verpuffen“, betont Sven Goldack. Schließlich ist „Hand in Hand“ für ihn und seine Frau nicht nur ein Hilfsverein, sondern eine Herzensangelegenheit.

Das Logo von „Hand in Hand mit der Ukraine“ klebt über dem Briefschlitz an der Eingangstür des deutsch-ukrainischen Paares Sven und Iuliia Goldack aus Hattingen-Niederwenigern. Sie haben den gemeinnützigen Verein gegründet, in Kürze startet ein zweiter Hilfstransport in Richtung Kriegsgebiet.
Das Logo von „Hand in Hand mit der Ukraine“ klebt über dem Briefschlitz an der Eingangstür des deutsch-ukrainischen Paares Sven und Iuliia Goldack aus Hattingen-Niederwenigern. Sie haben den gemeinnützigen Verein gegründet, in Kürze startet ein zweiter Hilfstransport in Richtung Kriegsgebiet. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Wir haben ,Hand in Hand’ aus persönlicher Betroffenheit gegründet, wollten ein Zeichen der Menschlichkeit setzen“, gesteht der 32-Jährige. Schon vier Tage nach Kriegsausbruch erzählten Iuliia und er ihren Freunden Hanna Maruhn und deren Mann Christian von ihrer Idee. Zusammen mit Hanna Maruhns Vater Matthias, einst Journalist bei der WAZ und der NRZ, sowie Sven Goldacks Eltern gründeten sie dann einige Tage später „Hand in Hand mit der Ukraine“, inzwischen auch als gemeinnütziger Verein eingetragen. Eine „tragfähige Hilfsstruktur“ sei ihnen dabei wichtig gewesen, betont Sven Goldack. „Weil wir schon sehr früh ahnten, dass dieser Krieg mitten in Europa länger dauern wird.“

Hilfsgüter und Spenden sind willkommen

Der Verein „Hand in Hand mit der Ukraine“ steht im ständigen Kontakt mit Menschen in der Ukraine, die Vereinsmitglieder erkundigen sich dort, welche Hilfsgüter genau die Bevölkerung vor Ort gerade benötigt. Eine Liste mit den jeweils benötigten Lebensmitteln, Medikamenten, Hygieneartikeln, etc. veröffentlicht der Verein dabei auf seiner Internetseite: https://www.handinhandmitderukraine.de/ Die Sachspenden können hilfsbereite Bürgerinnen und Bürger in Niederwenigern abgeben. Es wird aber um eine vorherige Terminabsprache unter 0175-56 46 042 gebeten.Auch Geld-Spenden auf das Vereinskonto bei der Sparkasse Hattingen nimmt „Hand in Hand mit der Ukraine e.V.“ entgegen. Für das Geld werden vor Ort u.a. Lebensmittel für die Ukraine eingekauft. IBAN: DE90 4305 1040 0000 2171 25.

Und dann erzählt er, dass Iuliia und er wie gelähmt gewesen seien, als sie am Morgen des 25. Februar erfuhren, dass in der Nacht zuvor in Iuliias Heimatland der Krieg ausgebrochen ist. Und Iuliia Goldack sagt, sie sei „in Tränen aufgelöst“ gewesen und habe sich große Sorgen gemacht um die Oma, die Eltern und den Bruder, die in Hajssyn wohnen, einer Stadt in der Oblast Winnyzja. „Ich habe mich auch schuldig gefühlt, dass ich in Deutschland in Sicherheit bin und meine Familie in der Ukraine um ihr Leben fürchten muss.“ Kontakt zum väterlichen Teil der Familie auf der Krim hat sie nicht mehr. Die Familie ist zerrissen.

Täglicher Kontakt zu Iuliia Goldacks Familie

Am liebsten hätten die Goldacks Iuliias Eltern jetzt bei sich zu Hause in Niederwenigern. Doch Iuliias Mutter will ihren Ehegatten, der derzeit im Süden der Ukraine kämpft, nicht zurücklassen in der Ukraine und auch nicht Iuliias Bruder, der als Mann im wehrfähigem Alter in der Heimat auf Abruf für einen Kriegseinsatz bereitstehen muss. Täglich telefoniere sie mit ihrer Familie, sagt die 31-Jährige. „Und erst, wenn ich höre, dass meine Familie zu Hause weiterhin in Sicherheit ist und dass sich auch mein Vater bei meiner Muter gemeldet hat, atme ich auf.“

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Wegen ihrer beiden Kinder Daria (2) und Nikolai (5) wird Iuliia Goldack den Hilfstransport in die Heimat auch diesmal nicht begleiten können, sie arbeitet für „Hand in Hand“ aber nahezu rund um die Uhr von Hattingen aus. Knüpft Kontakte in ihre Heimat, hakt gezielt nach, welche Hilfsgüter vor Ort benötigt werden, klärt die Verteilung der zahlreichen Spenden, die „Hand in Hand“ erreichen.

Es sei überwältigend, „wie groß die Hilfsbereitschaft ist“, betont Sven Goldack. Und Iuliia Goldack sagt: „Jede gezielte Hilfe für die Ukraine hilft ein Stück weit, unsere Machtlosigkeit gegenüber diesem sinnlosen Krieg zu überwinden.“

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