Sprockhövel. Bei der Sanierung der Gesamtschule Haßlinghausen wurden massive Schäden festgestellt – auch an der Turnhalle. So verzögern sich die Bauarbeiten.

Die Sanierung der Gesamtschule in Haßlinghausen wird mindestens anderthalb Jahre länger dauern als geplant. Zusätzlich gibt es Kostensteigerungen in Millionenhöhe. Der Grund: Massiver Pfusch beim Bau der Schule vor mehr als 30 Jahren.

Ursprünglich sollten die Schüler der Gesamtschule ab Sommer 2023 in einer rundherum erneuerten Schule lernen können. Daraus wird nichts. Eine realistische Schätzung, wann die Schule fertig ist, kann Kreissprecherin Franziska Horsch nicht abgeben. Denn die Kreisverwaltung rechnet für die kommenden Bauabschnitte erneut mit großen Problemen.

Politiker und Mitarbeiter aus dem Kreis und der Stadt Sprockhövel haben sich vor Ort ein Bild gemacht: In den Klassenzimmern des Gebäudeteils E können nun die Malerarbeiten starten.
Politiker und Mitarbeiter aus dem Kreis und der Stadt Sprockhövel haben sich vor Ort ein Bild gemacht: In den Klassenzimmern des Gebäudeteils E können nun die Malerarbeiten starten. © Ennepe-Ruhr-Kreis | UvK

Die bisherige Bilanz fällt ernüchternd aus: Obwohl vor den Bauarbeiten Gutachten erstellt wurden, sind erst während der Maßnahmen immense Schäden zu Tage getreten.

Minderwertiges Material verbaut

Die Gebäudeteile E und F stammen aus den Jahren 1987 und 1990. „Hier wurde nicht mit der Sachkunde gebaut, die man hätte erwarten müssen. Das Material ist minderwertig“, stellt Ugur Ceylan, Projektleiter beim Technischen Gebäudemanagement, fest.

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Dass das Dach des Gebäudeteils E, in dem die Jahrgangsstufen 7 bis 10 untergebracht waren, undicht ist, stand fest. Wie schlimm die Schäden bereits waren, zeigte sich allerdings erst beim Öffnen der Decke: Einige Dachbalken und die Dämmung waren durchnässt und mussten komplett erneuert werden.

Gebäude E mit mehr als einem Jahr Bauverzug

Auch die Abwasser- und Grundleitungen unter der Bodenplatte waren beschädigt. „Die Komplettsanierung konnte nur eine Spezialfirma machen“, sagt Franziska Horsch. Entsprechend sei es nicht einfach gewesen, Handwerker zu bekommen. Immer wieder stellt sich bei der Sanierung das Problem, dass auf Ausschreibungen keine oder kaum Angebote kommen.

Baumängel an der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule des Ennepe-Ruhr-Kreises in Sprockhövel: Der Sprockhöveler Stadtrat Lutz Frühauf (SPD) sieht sich die Fassadenschäden am Gebäudeteil F bei einer Begehung aus der Nähe an.
Baumängel an der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule des Ennepe-Ruhr-Kreises in Sprockhövel: Der Sprockhöveler Stadtrat Lutz Frühauf (SPD) sieht sich die Fassadenschäden am Gebäudeteil F bei einer Begehung aus der Nähe an. © Ennepe-Ruhr-Kreis | UvK

Frühestens nach diesen Sommerferien können die Klassen in das sanierte Gebäude E zurückkehren. Das bedeutet auch, dass die Container länger benötigt werden – ein großer Kostenfaktor. Deshalb versucht der EN-Kreis, nachzuverhandeln. Ob die Container sogar vorsorglich gekauft werden statt gemietet, wird zumindest diskutiert.

Mehrkosten von 2,85 Millionen Euro

Ursprünglich hatte der Ennepe-Ruhr-Kreis 36,7 Millionen Euro für die Baumaßnahme veranschlagt. Zwischenzeitlich stieg das Budget auf rund 38 Millionen Euro. Und allein die bisherigen Mehrarbeiten und verlängerte Containermiete verursachten noch einmal Mehrkosten in Höhe von 2,85 Millionen Euro. „Noch offen ist, welchen Umfang die Mehrarbeiten an den anderen Gebäudeteilen haben werden und welche Zusatzkosten sie verursachen“, so die Kreissprecherin.

Baufortschritt in Gebäude E

Mit der Sanierung der Schule sollten ursprünglich der Brandschutz und die Trinkwasseranlagen verbessert und das Dach neu eingedeckt werden. Zwei Gebäude aus dem Jahr 1964 werden abgerissen. An ihrer Stelle werden Aula und Mensa sowie ein Klassentrakt neu gebaut.Das ist neu: Im Inneren des Gebäudes E gibt es im Dachgeschoss bereits neue, vergrößerte Fensterflächen. Einige Klassenzimmer wurden bedarfsgerecht vergrößert, die Sanitäranlagen sind modernisiert und verschönert worden. Die Heizungskörper wurden ausgetauscht, die Fachräume mit neuen Lüftungsanlagen ausgestattet, die Elektro-, Brandmelde- und Sicherheitstechnik auf den neuesten Stand gebracht. Als nächstes stehen Malerarbeiten an.

Denn: Auch die Sporthalle der Gesamtschule und das Gebäude F sind in schlechtem Zustand. Die Unterverteilung der Heizung in der Sporthalle ist stark verrostet, einige Wände enden 30 Zentimeter unterhalb des Daches und erfüllen damit die Brandschutzanforderungen nicht. Außerdem mussten Dämmstoffe, die heute als Schadstoffe gelten, entfernt werden. Und wieder ist Feuchtigkeit ein Problem. „Immerhin kommen wir hier aber mit einer Teildachsanierung aus und konnten damit auch bereits einen Dachdecker beauftragen“, vermeldet Ceylan eine gute Nachricht.

Schüler haben keine Sporthalle mehr

Doch die nächste schlechte Nachricht folgt: Bisher konnten die Schüler die Sporthalle der benachbarten Grundschule nutzen. Die allerdings ist nun als Unterkunft für Flüchtlinge vorgesehen und gesperrt. Zwar habe es immer Abstimmungen mit der Stadt Sprockhövel gegeben. Die seien nun aber hinfällig. „Wir können den Bau ja nicht stoppen“, sagt Kreissprecher Ingo Niemann. Die Sanierung der Sporthalle wird voraussichtlich bis März 2023 dauern.

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Noch ausstehend ist der Abriss und Neubau zweier Gebäude aus dem Jahr 1964 und die Sanierung der Gebäudeteile A, des Verwaltungsteils D und des Gebäudes F, in dem die Jahrgangsstufen 7 bis 10 untergebracht sind. „Dass dort alles nach Plan läuft, ist leider jetzt schon ausgeschlossen“, weiß der Projektleiter. Wasserflecken an der Decke zeugen von Schäden am Dach. Die Fassade bröckelt, innenliegende Dübel sind verrostet. „Also werden auch hier, mit einer Komplettsanierung der Klinkerfassade und des Flachdaches, deutlich umfangreichere Arbeiten nötig sein als geplant.“

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