Hattingen: Kita-Personal streikt für mehr Wertschätzung
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Hattingen. Verdi-Warnstreik der Beschäftigen aus dem Sozial- und Erziehungsdienst der Stadt Hattingen: Was die Demonstrierenden fordern und bemängeln.
Mit einem Warnstreik weisen Erzieherinnen und Erzieher am Donnerstag auf ihre Arbeitssituation hin – und stellen vor dem Rathaus Hattingen nicht nur eine Problemmauer auf, sondern geben Frank Mielke, Kämmerer und Leitung des Fachbereichs Personal, Organisation, Datenverarbeitung mit Dezernentenfunktion auch eine „Wunschbox“ mit.
Aufgerufen zu dem Warnstreik hatte die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Bezirk Südwestfalen alle Beschäftigte aus allen Bereichen des Sozial- und Erziehungsdienstes der Stadtverwaltung Hattingen. Etwa 30 kamen.
Erzieherinnen und Erzieher demonstrieren für mehr Wertschätzung
Still gehen sie durch die Innenstadt, fordern auf Bannern und Warnwesten „Mehr Verantwortung braucht mehr Respekt“ und „Mehr Respekt braucht mehr Fachkräfte“. Sie tragen Kartons für die Problemmauer mit Plastikumhüllung vor Regen geschützt vor sich her, die sie zuvor beschriftet haben, um Arbeitsbedingungen und mangelnde Wertschätzung anzuprangern. „Erzieher*innen sind wie Dessous: Spitzenqualität für einen Hauch von Nichts“ steht darauf oder auch „Mehr Zeit für Kinder“. Außerdem haben die Demonstrierenden Friedensforderungen auf blau-gelben Grund geschrieben. Denn der Ukraine-Krieg überschattet die Demo.
ErzieherInnen errichten Problemmauer
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„Wir brauchen mehr Zeit für die pädagogische Arbeit“, sagt Tobias Küper (33), der in der Kita Oberwinzerfeld arbeitet. Der Fachkräftemangel mache sich deutlich bemerkbar, so dass einfach Zeit in Kitas fehle. „Weil Frauen den Beruf dominieren, arbeiten viele zudem in Teilzeit“, meint er.
„Bildung fängt nicht erst in der Schule an“
„Bildung fängt nicht erst in der Schule an, wie auch viele Eltern denken. Das beginnt schon im Kindergarten. Es ist wichtig, das begreiflich zu machen“, sagt Christiane Wroblewski (58), die in einer Kita in Blankenstein arbeitet. Sie hat gerade Urlaub – und ist trotzdem zur Demo gekommen.
Tarifverhandlungen und Informationen
Die Gewerkschaft Verdi fordert in den Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst, die am 21. und 22. März fortgesetzt werden, Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen Fachkräftemangel und de finanzielle Anerkennung der Arbeit.Ina Hecht von Verdi weist darauf hin, dass es Informationen und Mitmach-Möglichkeiten gibt auf der Internetseite www.mehr-braucht-mehr.verdi.de Aus dem Arbeitsalltag berichten Beschäftigte in dem Bereich auf www.kurzelinks.de/vlza
„Weit über 100 Mitarbeitende“ hat die Stadt in dem Bereich, „kein kleiner Teil in der Gesamtbelegschaft“, sagt Personalrat Marlon Mawick. Dass nicht mehr Erzieherinnen und Erzieher zur Demo gekommen sind, kann sich Christiane Wroblewski erklären: Einige seien mit Corona daheim, andere wollten den Kindern nach der ganzen Corona-Zeit nicht zumuten, wieder nicht in die Kita zu können. „Es ist schon so viel ausgefallen.“
Problemmauer benennt, was Erzieherinnen und Erzieher wollen
Eine Schwelle, nach Corona wieder auf die Straße zu gehen, sieht zudem Ina Hecht, Gewerkschaftssekretärin Verdi Südwestfalen. Aber zwei Kitas seien geschlossen, in anderen gebe es Notgruppen, berichtet sie – und präsentiert Frank Mielke die einzelnen Steine der Problemmauer. Schweigend seien die Beteiligten durch die Stadt gelaufen, weil „die Situation dazu führt, dass wir an einigen Stellen sprachlos sind“. Ina Schwerdt, stellvertretende Geschäftsführerin von Verdi Südwestfalen, betont, dass man 2020 die Tarifauseinandersetzung wegen Corona verschoben habe, aber „jetzt seid Ihr dran“, ermuntert sie die Demonstrierenden.
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Frank Mielke wiederum betont, dass „alle einem Strang ziehen“. „Die Kommune kann Quoten nicht überfüllen, denn dafür braucht sie Geld und das kriegen wir nicht.“ Das Kinderbildungsgesetz gehöre auf den Prüfstand. „Es kann nicht sein, dass jemand, der sich um Autos kümmert mehr Geld bekommt als eine Erzieherin oder ein Erzieher.“ In der vergangenen Woche bereits habe er mit einem Arbeitskreis beschlossen, die Einrichtungen zu besuchen und über Probleme und Wünsche zu reden.
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