Hattingen/Gevelsberg. Stadtwerke und AVU beobachten den Weltmarkt mit Sorge, befürchten aber aktuell keine Versorgungsengpässe. Wann die Preise in Hattingen steigen.

Die Versorgung mit Gas zum Ende der kalten Jahreszeit ist trotz des Krieges in der Ukraine und der Abhängigkeit von Lieferungen aus Russland gesichert. Das bekräftigen die Stadtwerke Hattingen und die Aktiengesellschaft für Versorgungs-Unternehmen (AVU) übereinstimmend.

Der lokale Energieversorger in Hattingen wie auch der regionale Anbieter mit Sitz in Gevelsberg beobachten den Weltmarkt zwar mit großer Sorge. „Ausfälle wird es in den nächsten Wochen und Monaten aber nicht geben“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Lars Tellmann auf Anfrage der WAZ.

Der Endverbraucher in Hattingen kann keine Herkunft zuordnen

„Dafür sorgen der milde Winter und die bis zu 30 Prozent gefüllten nationalen Gasspeicher“, führt Tellmann aus. Ob das im Winter 2022/23 auch so sein werde, lasse sich gerade verlässlich zwar nicht sagen. „Alle Beteiligten von der Bundesregierung an arbeiten aber mit Hochdruck daran“, so der Stadtwerke-Chef.

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Natürlich werde auf absehbare Zeit noch Gas aus Russland gebraucht. Das laufe aber alles über einen Mix im Großhandel, somit lasse sich beim Endverbraucher keine Herkunft zuordnen.

Stimmt die Verbraucherinnen und Verbraucher schon auf weiter steigende Gaspreise ein: Lars Tellmann, Geschäftsführer der Stadtwerke Hattingen.
Stimmt die Verbraucherinnen und Verbraucher schon auf weiter steigende Gaspreise ein: Lars Tellmann, Geschäftsführer der Stadtwerke Hattingen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Derweil stimmt Lars Tellmann die Verbraucherinnen und Verbraucher in Hattingen schon auf weiter steigende Gaspreise ein. Zuletzt haben die Stadtwerke die Tarife zum 1. Februar für Bestandskunden in der Grundversorgung um 20 Prozent erhöht. Sonderverträge waren bereits zum 1. Januar nach oben angepasst worden.

Die Importpreise steigen gerade täglich

Für das laufende Jahr rechnet der Stadtwerke-Geschäftsführer mit keiner weiteren Erhöhung. 2023 seien dann aber weitere Preissteigerungen unvermeidlich. „Wir haben für 2023 noch nicht alles kaufen können“, sagt Tellmann. „Und die Importpreise steigen gerade täglich.“

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Die AVU in Gevelsberg schätzt die Lage ähnlich ein. „Selbst wenn sich die Situation noch deutlich verschärfen sollte, ist die Gasversorgung für diesen zu Ende gehenden Winter sicher“, verdeutlicht Pressesprecher Jörg Prostka. Und betont, dass die zurückliegenden Monate im Vergleich zum Vorjahr eher mild gewesen sind, weshalb die Menschen weniger geheizt und damit auch weniger Gas verbraucht haben.

Abhängigkeit vom Gas bei der Stromversorgung

Weil die regenerativen Energien noch lange nicht für eine Vollversorgung ausreichen, Atomkraft und Kohlekraft absehbar abgeschaltet werden sollen, tut sich mit dem Blick auf die Ukraine eine weitere erhebliche Schwierigkeit auf.

„Wenn die erneuerbaren Energien den Bedarf an Strom nicht decken können, muss dann fast zwangsläufig auf eine Energieversorgung aus Gas umgestellt werden“, erläutert Jörg Prostka, Pressesprecher der AVU, das mögliche Dilemma.

Auch den Stop von Nord Stream 2 sieht der regionale Energieversorger gelassen. „Das System funktionierte bislang bestens ohne. Aus unserer Sicht wäre Nord Stream 2 ohnehin nicht zwingend erforderlich“, sagt der AVU-Sprecher.

Hohe staatliche Abgaben

Doch trotz allem Optimismus beobachtet die Unternehmensspitze um Vorstands-Chef Uwe Träris den Markt aufmerksam und mit großer Skepsis. Denn von den Preisen, die die AVU auf dem Weltmarkt erzielt, hängen auch die Preise der Endkunden ab. „Wir sprechen da aber über Gaslieferungen im Jahr 2025 oder gar schon 2026“, verdeutlicht Prostka, mit wie viel Vorlauf die Lieferverträge geschlossen werden.

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Doch was heißt das für den Endkunden? Wann werden die Preise wie hoch steigen? „Das kann unmöglich seriös beantwortet werden. Klar ist, dass für uns die Bezugspreise für Gas und Strom steigen werden“, sagt der Unternehmenssprecher und betont, dass allein beim Strom 40 bis 50 Prozent der Kosten staatliche Abgaben sind.