Hattingen. Die Corona-Ausbrüche in Kitas erreichen neue Höchststände. Beschäftigte aus Witten schlagen Alarm. Was sie vom Familienminister fordern.
Die Corona-Ausbrüche in den Kitas haben zuletzt einen neuen Höchststand erreicht. Kreisweit waren am Freitag noch 72 Kindergärten betroffen, auch in Hattingen. Die Leitungen evangelischer Kitas schrieben jetzt einen Brandbrief an NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP).
Ein Viertel des Personals im Kita-Verbund an Corona erkrankt
Mit scharfen Worten wird das Vorgehen des Ministers kritisiert. „Wir äußern den Verdacht, dass aktuell auf Kosten der Gesundheit der Kinder und der Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter eine Durchseuchung stattfindet. Dies geschieht, damit Sie sich nicht den Unmut der Eltern zuziehen, wenn die Tageseinrichtungen offiziell geschlossen werden.“ Aufgrund der hohen Corona-Fallzahlen unter den Kindern und den Beschäftigten lasse sich der Betrieb aber häufig nicht aufrechterhalten. „Dann müssen wir Leitungen die Verantwortung übernehmen und ziehen uns den Unmut der Eltern zu.“
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Allein in der vergangenen Woche blieben vier der 20 evangelischen Einrichtungen im Kita-Verbund Witten-Hattingen geschlossen, sagt Geschäftsführerin Angelika Arend. in Hattingen ist nach ihren Angaben der Ev. Kindergarten St.-Georg noch zum 4. März geschlossen. Der Ev. Kindergarten Perthes-Ring in Sprockhövel sei seit dieser Woche wieder geöffnet.
Seit Anfang Januar seien mit 75 Beschäftigten rund ein Viertel aller Erzieherinnen und Erzieher im Verbund an Corona erkrankt. Die Zahl der Kinder haben sich mittlerweile auf 120 erhöht. Vermutlich seien es aber noch mehr Kinder, denn einige Eltern informieren „leider weder das Gesundheitsamt noch die Kindergärten über positive Testungen“.
Zusätzliche Arbeitsbelastung in der Pandemie
109 Kitas mit Coronafällen
Zu den Kitas mit besonders vielen Coronafällen gehört nach Angaben des EN-Kreises der Katholischen Kita Heilig Geist in Winz-Baak. Hier wurden der Behörde zufolge zwölf Fälle gemeldet.Im gesamten Kreisgebiet waren es zuletzt 109 Kindergärten, die Coronafälle verzeichneten.
In ihrem Brief an Stamp bemängeln die Kita-Leitungen ferner, dass die aktuell gelieferten Lolli-Tests Ergebnisse nicht zuverlässig anzeigten. „In den meisten Fällen waren die Selbsttests negativ“, während dann der zertifizierte Bürgertest positiv ausgefallen sei. Um aber den Betrieb „einigermaßen regulär aufrechtzuerhalten“, seien brauchbare Tests zwingend erforderlich.
Für Kinder sei der Besuch in der Kita ungemein wichtig, damit sie soziale Kontakte haben. Doch von einem „normalen“ Alltag sei man inzwischen weit entfernt. „Die Fachkräfte sind an ihrer absoluten Belastungsgrenze“, heißt es in dem Schreiben.
Die Beschäftigten gehörten zu den wenigen Berufsgruppen, die sehr engen Kontakt zu vielen nicht geimphttps://www.waz.de/staedte/hattingen/hattingen-kita-winz-baak-schliesst-2024-familien-veraergert-id234591457.htmlften Personen haben, die zudem keine Maske tragen, sagt Angelika Arend vom ev. Kita-Verbund. Obwohl die Erzieherinnen und Erzieher zu 95 Prozent geboostert seien und Maske tragen, komme es dennoch zu der hohen Zahl an Ansteckungen. „Jede lange Erkrankung, jedes Beschäftigungsverbot gleicht einer Katastrophe“, steht in dem Brief an den Minister. „Die Bedingungen zerren an den Nerven und machen krank. Alle geben ihr Bestes, aber das reicht schon lange nicht mehr.“
Leitungskräfte laden Minister zum Ortstermin ein
Die Kita-Leitungen erinnern daran, dass sie nicht nur die pädagogische Arbeit zu leisten haben, sondern in Corona-Zeiten noch weitere Aufgaben erfüllen müssen. Über neueste Verordnungen informieren, einen guten Kontakt zum Gesundheitsamt herstellen und für aktuelle Hygienekonzepte sorgen – all das gehöre dazu.
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Man fühle sich „allein gelassen, abgehangen“ und als sei „unsere Gesundheit nicht wichtig“. Vom Familienminister fordern sie, dass die Arbeit in den Kitas mehr Anerkennung findet. Der übliche Betrieb müsse sichergestellt sein. Sie laden Joachim Stamp „gerne“ ein, um ihm in einer der Kitas die Situation vor Ort zu erläutern. Eine Rückmeldung aus Düsseldorf sei bislang noch nicht erfolgt, sagt Angelika Arend.