Hattingen. Frust, Ärger und Enttäuschung halten in der katholischen Kirche an. In Hattingen ist die Aktion „Klagemauer“ gestartet. Was sie bezwecken soll.
Das vermeintliche Fehlverhalten von Papst Benedikt im Missbrauchsskandal war der Auslöser, nach ständigem Unmut über Kirchenobere Initiative zu ergreifen. Die Pfarrgemeinde St. Peter und Paul hat die Aktion Klagemauer gestartet. Die Menschen können in den Kirchen und auch online ihrem Ärger Luft verschaffen. Bis Aschermittwoch werden die Stimmen gesammelt.
Gemeinde hat zusätzlich einen Postkasten anbringen lassen
In der Kirche St. Peter und Paul beispielsweise hatten die Besucher am vergangenen Wochenende erstmals Gelegenheit, vorgefertigte Karten auszufüllen. Die ersten beschriebenen Karten liegen auch bereits vor, berichtet die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Marlies Meier. Da Anonymität einen hohen Stellenwert habe und manche Gläubige ihre Zettel möglichst unbemerkt loswerden möchten, „haben wir nun auch einen Postkasten angebracht, in den die Karten einfach hineingeworfen werden können“.
In allen sieben Kirchen der Pfarrei sollen die Menschen sich an der Aktion beteiligen, erklärt Meier. Geöffnet sind sie zu den Gottesdienstzeiten, die in den Pfarrnachrichten nachzulesen sind. Man müsse auch nicht unbedingt selbst vor Ort sein, die Karten könne man sich auch mitbringen lassen. Am Wochenende erlebte sie Eltern, die sie für ihre Kinder mitnahmen. Darüber hinaus bestehe auch auf der Internetseite der Gemeinde die Möglichkeit, über Frust, Enttäuschung und Ärger zu schreiben. Die Techniker haben es so eingerichtet, dass der Absender nicht zu erkennen sei, erklärt Meier. Wer mit Namen genannt werden möchte, den wolle man natürlich daran nicht hindern.
Mit Aktion größtmögliche Öffentlichkeit erreichen
Nach Aschermittwoch will die Pfarrei einen Gottesdienst feiern, in dem der geäußerte Unmut im Fokus steht. Gemeinsam wolle man über den Zustand der Kirche sprechen und die kritischen Punkte aufzeigen. In erster Linie gehe es sicherlich um den Missbrauchsskandal und die Verantwortung von Würdenträgern. Darüber hinaus möchte die Gemeinde noch weitere strittige Themen aufgreifen, angefangen bei der Stellung der Frau in der Kirche über die hierarchischen Strukturen bis hin zur Mitbestimmung der Laien.
Derzeit habe der Pfarrgemeinderat noch nicht entschieden, was mit den Karten samt den digitalen Eingaben am Ende passieren soll. Eine Idee lautet bislang: Alle Karten, alle Beschwerden soll der Essener Bischof Overbeck erhalten. Ob noch weitere Vorschläge hinzukommen, bleibt abzuwarten. Bereits zum Auftakt der Aktion hieß es, man wolle eine größtmögliche Öffentlichkeit erreichen.