Hattingen. Wie groß ist das Interesse an einem Piks zum Schutz vor dem Coronavirus zurzeit noch? Mediziner und Praxisleitungen in Hattingen nennen Zahlen.

Neu beleben will die Bundesregierung die Corona-Impfkampagne, weitere Menschen so zu einem Piks gegen Covid-19 bewegen. Denn das Interesse an den Schutzimpfungen habe nachgelassen. Auch in Hattingen? Hiesige Mediziner und Praxisleitungen geben Einblicke.

Nicht mehr ein so starkes Interesse an der Impfung

Nein, über einen Mangel an Corona-Impfstoff kann sich Christoph Geister, Facharzt für physikalische und rehabilitative Medizin, aktuell wahrlich nicht beklagen. Gut 60 Impfdosen Biontech hat die Praxis auf der Augustastraße 17-19 zurzeit vorrätig, sagt Praxisleitung Petra Bierhoff. Doch die Nachfrage an dem Wirkstoff gegen das Virus halte sich in Grenzen. „Wir hätten gedacht, dass das Interesse insbesondere an Booster-Impfungen sehr groß ist. Denn als Geboosterter kann ich mich ja anders als andere trotz 2G+-Regel frei bewegen.“ Doch nachdem die Praxis im Dezember noch an zwei Impftagen pro Woche „jeweils 40-50 Piks“ verabreicht habe, so Bierhoff, seien es derzeit höchstens die Hälfte. „Unsere Laufkundschaft hat nicht mehr ein so starkes Interesse an der Impfung wie erwartet.“

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Mit der Folge, dass der zuletzt gelieferte Impfstoff womöglich verfällt. Falls sich nicht doch noch genügend Interessenten für einen Piks in der Praxis Geister melden: Am Donnerstag, 27. Januar, und am Donnerstag, 3. Februar, jeweils morgens von 7.30 bis 9 Uhr oder nachmittags ab 16.3 Uhr, bietet der Arzt nach telefonischer Voranmeldung unter 02324 930 99 33 Termine für die Corona-Schutzimpfung an – auch für Nicht-Patienten seiner Praxis. Danach, sagt Petra Bierhoff, gehe Christoph Geister für 14 Tage in Urlaub, nach seiner Rückkehr sei das Haltbarkeitsdatum im Kühlschrank (ein Monat nach dem Auftauen aus der Ultratiefkühlung) dann abgelaufen.

Mitunter sind noch Impfdosen übrig

Ausschließlich „nach theoretischem Bedarf“ für die eigenen Patienten bestellt unterdessen Hausarzt und Allgemeinmediziner Dr. Christian Rusche Impfstoff. Dennoch hat auch er mitunter noch Impfdosen übrig. Denn etwa zehn bis 20 Prozent der Frauen und Männer, die einen Impftermin in seiner Praxis auf der Friedrichstraße 20 haben, nähmen diesen nicht wahr – „und das ärgerlicherweise ohne abzusagen“, so Rusche. Kurzfristig Ersatzimpfwillige zu finden, sei mühsam – schließlich müsse jeder Corona-Impfstoff nach der Aufbereitung binnen weniger Stunden verimpft werden. „Ansonsten muss ich ihn entsorgen“, ärgert sich Rusche.

Impfungen in Zahlen

Im Ennepe-Ruhr-Kreis führten Arztpraxen bis zum 23. Januar 2022 121.267 Erstimpfungen durch und 108.903 Folgeimpfungen. Zudem wurden von Arztpraxen im Kreis bis zum vergangenen Sonntag insgesamt 9.830 Impfungen mit Johnson und Johnson sowie 127.653 Boosterimpfungen verabreicht. Unterdessen ist in den Arztpraxen im Bereich Westfalen-Lippe die Gesamtzahl der Impfungen zuletzt deutlich zurückgegangen: So wurde in der bisherigen Spitzenwoche (KW 49, 6.-12. Dezember 2021) noch insgesamt 537.757 Impfungen gezählt, in der vergangenen Woche waren es dagegen nur 168.567.

Unerfreulich findet der Mediziner überdies, dass das Interesse am Piks gegen Covid-19 insgesamt zurückgegangen ist. Statt wie noch im Dezember wöchentlich 100 bis 200 Impfungen gebe es in seiner Praxis derzeit deutlich weniger. „Leider.“ Schließlich gebe es immer noch viel zu viele Ungeimpfte, so Rusche.

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Andere Erfahrungen als seine Kollegen macht in Sachen Impfinteresse unterdessen Dr. Willi Martmöller. Der Hausarzt, der mit Dr. Lasse Schäfers und weiteren Kollegen eine überörtliche Gemeinschaftspraxis in Bochum, Hattingen und Sprockhövel betreibt, sagt, in dem für die vier Standorte eingerichteten Impfzentrum auf der Hattinger Str. 20-22 in Sprockhövel würden täglich rund 100 Corona-Schutzimpfungen verabreicht. Daran habe sich gegenüber dem Vormonat, in der Hochphase der Impfkampagne, nichts geändert. Und nehme ein Patient einen Termin einmal nicht wahr, so könne zumeist kurzfristig ein anderer einbestellt werden; dank der vier Standorte sei das nur selten ein Problem. Und Lasse Schäfers fügt hinzu: „Impfstoff wegwerfen müssen wir zum Glück nur ganz, ganz selten.“

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