Hattingen. Unter Hattinger Apothekern ist die Bereitschaft groß, Corona-Impfungen anzubieten. Welche Fragen aber momentan noch unbeantwortet sind.
Um das Impftempo in Deutschland zu erhöhen, sollen künftig auch Apotheker den Piks setzen können. Ob sie von der Möglichkeit Gebrauch machen, liegt zwar ganz in ihrer Hand. Aber ein großer Teil der örtlichen Apotheken will offensichtlich mitmachen, wie eine Umfrage ergab.
Bundesweit gehe man derzeit davon aus, dass sich rund die Hälfte der Apotheker beteiligen will, sagt Michael Mahl, Vorsitzender des Apothekenbezirks Ennepe-Ruhr, der selbst die Rosen Apotheke in Sprockhövel führt. Nach Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen habe er allerdings den Eindruck, dass hierzulande nahezu alle mit am Start sind.
Erwartbare Dienstleistung
Zu denen, die die erforderlichen Schulungen durchlaufen wollen, gehört Rainer Schell von der Altstadt-Apotheke sowie die beiden Apothekerinnen, die bei ihm angestellt sind. „Für uns ist eine Teilnahme selbstverständlich“, sagt er, handele es sich doch um eine Dienstleistung, die man gerade in diesen Pandemiezeiten von Apotheken durchaus erwarten könne.
Schell hat in den vergangenen Wochen sehr aufmerksam die Debatte um die Einbeziehung seines Berufsstandes verfolgt und war schließlich froh, dass nun ein Konzept steht, mit dem approbierte Apotheker die Befähigung für das Impfen erhalten können. Neben theoretischer gehöre auch die praktische Seite dazu, so Schell.
Wie nun die Spritzen zu setzen und welche medizinischen Aspekte zu beachten sind, dazu wird das Team der Altstadt-Apotheke voraussichtlich eine Schulung in einer Arztpraxis absolvieren. Ein entsprechendes Angebot der Apothekerkammer haben Nora Klein und ihre Kollegin Sahab Abshehbeb von der Paracelsus-Apotheke bereits am vergangenen Wochenende wahrgenommen, wobei die gebürtige Syrerin nicht mehr viel dazu lernen musste. In ihrem Heimatland gehört Impfen zum Aufgabenspektrum der Apotheker.
Kurse der Apothekerkammer nahezu ausgebucht
Die derzeitigen Kurse der Apothekerkammern in Nordrhein-Westfalen sind nach Aussage von Sprecher Michael Mahl nahezu ausgebucht. Das stelle die hohe Bereitschaft der Apotheker unter Beweis, sich an der Impfkampagne zu beteiligen.Zu dem Paket an Schulungen gehört unter auch ein Erste-Hilfe-Kursus, damit Apotheker auch für etwaige Notfälle gewappnet sind.
Doch noch sei für beide die eigene Qualifikation nicht komplett, es fehle noch der Theorieteil, erläutert Nora Klein. Wann erste Impftermine angeboten werden können, stehe noch nicht fest, wie überhaupt noch einige Fragen zur Umsetzung offen seien. Welche Mengen eine Apotheke zu welchen Zeitpunkten erhält, müsse noch geklärt werden. Davon sei schließlich die mögliche Zahl von Impfungen pro Tag oder Woche abhängig. Ebenso gebe es noch keine Regelungen, wie die Impfungen an das Robert-Koch-Institut gemeldet werden. Doch die Apothekerin geht davon, dass in Kürze dazu die Antworten erfolgen und sich dann auch Kunden den Piks setzen lassen können. Voraussichtlich „werden wir Termine in den Randzeiten, also beispielsweise an Samstagen, organisieren, um auf diese Weise Berufstätigen entgegenzukommen.“
Dass sich Apotheken wahrscheinlich auf Mittwoch- und Freitagnachmittage konzentrieren und vor allem auch den Samstag einbeziehen, davon geht auch Sprecher Michael Mahl aus. Damit würden dann auch insbesondere Zeiten abgedeckt, zu denen ein größerer Teil der Arztpraxen geschlossen sei, meinte er weiter.
So sehr auch Apotheken bei der Impfkampagne mitmischen, dürfe man nicht übersehen, dass für sie damit eine große Kraftanstrengung verbunden sei. Neben der Schulung, für die man mehrere Tage einkalkulieren müsse, werden, so Mahl, auch manche Apotheken nicht umhinkommen, zusätzliches Personal einzustellen. Allein mit dem Spritzensetzen sei es nicht getan, die Apotheken müssten auch einen erheblichen Verwaltungs- und Organisationsaufwand stemmen. Kleinere Apotheken könnten da schnell an die Grenzen ihrer Kapazitäten geraten. Andererseits gehe es allen, ob größeren oder kleineren Apotheken, um Angebote, mit denen sie ihr Profil schärfen und im Wettbewerb bestehen möchten.
Auf Boostern beschränken
Um die Belastung einzugrenzen, überlegt Tasso Weinhold, der zwei Westfalen Apotheken betreibt, eine an der Thingstraße in Welper, die andere in Bochum, sich auf Boostern zu beschränken. Er meint damit sowohl die dritte als auch die vierte Impfung. Hier könne man davon ausgehen, dass die Patienten bereits informiert sind und der Aufklärungsbedarf geringer sei. Weinhold und drei Kollegen bereiten sich momentan auf ihre Einsätze vor. Los gehen könnte es dann im März oder April, schätzt der Apotheker.