Hattingen. Anna Neumann (FDP) war die jüngste Bundestagskandidatin im Wahlkreis. Mit dem Ergebnis ist sie nicht zufrieden. Wo sie jetzt Vollgas gibt.

Nach der Wahl ist vor der Wahl. Mit 26 Jahren war Anna Neumann im September 2021 die jüngste Bundestagskandidatin im Wahlkreis. Geschafft hat sie den Sprung nach Berlin nicht. Und auch körperlich gelitten unter dem anstrengenden Wahlkampf in Corona-Zeiten.

Am 31. Dezember ist sie 27 geworden. Und gibt wieder Vollgas. Am 15. Mai wählt Nordrhein-Westfalen einen neuen Landtag. Anna Neumann ist im Landesvorstand der Jungen Liberalen aktiv und entwickelt als stellvertretende Landesvorsitzende für Programmatik federführend die Inhalte der „Julis“ für den Wahlkampf. Zudem ist sie Referentin des Parlamentarischen Geschäftsführers der FDP in NRW für Öffentlichkeitsarbeit und Wahlkampf-Vorbereitung.

Rückblick auf 2021 beginnt im Herbst 2020

Landtagskandidatin ist sie nicht. Man kann das eine neue Erfahrung nennen. Denn 2021 und 2020 hat sie sich für ihre FDP um ein Mandat beworben. Und so beginnt der Rückblick auf 2021 für Anna Neumann bereits im Herbst 2020.

+++ Sie möchten über Nachrichten aus Hattingen auf dem Laufenden bleiben? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter. +++

Bei der Kommunalwahl im September tritt die Studentin aus Welper, die 2017 in die FDP eingetreten ist, erstmals öffentlich in Erscheinung. Und wie. Im Wahlbezirk 11 erreicht sie 11,79 Prozent der Stimmen. Bei der Wahl davor hatten die Liberalen in der SPD-Hochburg noch ihr schlechtestes Ergebnis eingefahren: 1,34 Prozent.

Sozialer Aufstieg ist ihr politisches Thema

Anna Neumann kommt aus einer klassischen Arbeiterfamilie. Die Großeltern haben auf der Henrichshütte gearbeitet, der Vater ist Zahntechniker, die Mutter Pflegekraft. „Sozialer Aufstieg ist mein politisches Thema“, sagt sie. „Meine Eltern haben mir immer nach Kräften geholfen, hatten aber nur begrenzte Möglichkeiten. Im Studium war Schluss. Da musste ich mir selbst helfen.“ Das hat sie getan. Sie studiert Germanistik und Geschichte, macht gerade ihren Master. Berufsziel ist der Medienbereich.Lieblingsort der Welperanerin ist die Henrichshütte. Regelmäßig ist die 27-Jährige im und um das Industriemuseum unterwegs. Joggen für den Körper, Entspannung für die Seele. Und: Heimat hautnah.

„Ja, die Kommunalwahl 2020 war ein Startschuss für mich", sagt Anna Neumann im Rückblick. „Zwar war bei mir immer schon der Wunsch da, Verantwortung zu übernehmen. Aber die Motivation ist mit dem starken Kommunalwahlergebnis noch einmal gestiegen.“

Erste Reaktionen am Wahlabend in Hattingen: Zwischen Daniel Böger und Lea Banger verfolgt Anna Neumann die Hochrechnungen.
Erste Reaktionen am Wahlabend in Hattingen: Zwischen Daniel Böger und Lea Banger verfolgt Anna Neumann die Hochrechnungen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Nächstes Ziel: der Deutsche Bundestag. Als jüngste Kandidatin im Hattinger Wahlkreis nimmt sie die Herausforderung eines Wahlkampfes in Corona-Zeiten an. Natürlich auf allen Kanälen. Haustürbesuche, Informationsstände, Wählercafés hier, Online-Auftritte und Soziale Medien dort. „Es war schwierig, aber es hat auch Spaß gemacht“, sagt Neumann.

Eine Pause war nicht drin

Raubbau am Körper inbegriffen. Im September ist sie stark erkältet. Aber: „Eine Pause war nicht drin. Man steht weiter mit Politik auf und geht mit Politik ins Bett.“ Erholt hat sich Anna Neumann in einer kurzen Auszeit nach der Wahl und dann richtig im Dezember: Florida, 27 Gad, Sonne.

+++ Aktuelle Nachrichten über die Corona-Lage in Hattingen lesen Sie in unserem Newsblog +++

Da war dann auch die Enttäuschung über die Wahl ein wenig verflogen. Denn zufrieden war und ist Anna Neumann mit dem Abschneiden nicht. Nicht mit ihrem und nicht mit dem ihrer Partei. „Ich war am Wahltag sehr aufgeregt“, erinnert sich die Welperanerin. „Ich habe mir Hoffnungen gemacht, aber die Realität nicht aus den Augen verloren. Platz 19 der FDP-Landesliste hat für Berlin gereicht, mein Platz 28 eben nicht.“

Eine absolute Fortschritts-Koalition

Die FDP NRW könne mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein. „Unter elf Prozent, weniger als in Bayern und Baden-Württemberg und erstmals unter Bundestrend. Da ist es auch ein schwacher Trost, dass wir erstmals bei zwei Wahlen hintereinander zweistellig waren“, analysiert Anna Neumann. Gründe nennt sie auch. „Die SPD war sehr stark. Und in meinem Wahlkreis natürlich auch Axel Echeverria (SPD) und Hartmut Ziebs (CDU).“

>>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns

Immerhin: Auf Bundesebene hat es zur Regierungspartei gereicht. „Die Ampel in Berlin funktioniert“, findet die Liberale aus Hattingen. „Es ist eine absolute Fortschritts-Koalition, die die Dinge mutig anpackt.“ Womit wir wieder bei der Landtagswahl am 15. Mai wären. Mutig anzupacken, ist für Anna Neumann auch dazu der Schlüssel.

Chancengerechtigkeit durch den gleichen Zugang zur Bildung

„Ich bin topmotiviert und tue alles für ein gutes Ergebnis unserer Kandidatin.“ Die heißt Jenny Westermann, ist 34 Jahre alt und kommt aus Wetter. Über das Alter der liberalen Bewerberin um ein Mandat in Düsseldorf freut sich Anna Neumann ganz besonders. „Die FDP ist die Partei der jungen Leute und muss das bleiben. Und natürlich sind die Jungen Liberalen auch weiterhin der Motor der FDP.“

Da wundert es nicht, dass zwei Herzensthemen von Jenny Westermann und Anna Neumann völlig deckungsgleich sind: „Chancengerechtigkeit durch den gleichen Zugang zur Bildung – unabhängig der Herkunft und über alle Lebensphasen hinweg“ und „Lebenslanges Lernen in einem dynamischen Arbeitsmarkt.“

Auf welche politischen Höhen und Tiefen Anna Neumann am Endes Jahres 2022 auch zurückblicken wird – 2023 dürfte ruhiger werden. In Nordrhein-Westfalen steht keine Wahl an.