Hattingen. Die Hattinger Sängervereinigung 1972 besteht seit 150 Jahren. Ob das geplante Fest im Sommer steigen kann, hängt von der Pandemielage ab.
Für die Hattinger Sängervereinigung 1872 (HSV) startet jetzt ein ganz besonderes Jahr. Mitten in der Coronapandemie blicken die – in mittlerweile drei Gruppen aktiven – Sängerinnen und Sänger auf das 150-jährige Bestehen zurück.
Jubiläum und Proben
Mit einem zweitägigen Sängerfest und Gästen würde die Hattinger Sängervereinigung ihr Jubiläum gerne feiern. Geplant ist das für das Wochenende 25./26. Juni im Holschentor. Für Sonntag, 23. Oktober, ist ein Jubiläumskonzert im Schulzentrum Holthausen angedacht.Mitte Januar wird die Sängervereinigung darüber entscheiden, ob und wie künftig geprobt werden kann. Aktuell liegen die Proben auf Eis, waren zuletzt nur mit der 2G-Plus-Regelung durchgeführt worden. Normalerweise trifft sich der Männerchor immer donnerstags, 18.45 bis 20.15 im Holschentor. Der Jazz- und Pop-Chor „Voice-Mail EN“ folgt am gleichen Ort und Tag mit der Probe von 20.30 bis 22 Uhr. Außerdem probt der gemischte Chor „Mundwerk EN“ immer zwei Mal im Monat, jeweils samstags von 10 bis 13 Uhr.
Freude und Sorge sind dabei eng verwoben, denn nicht nur, ob das Jubiläum wie geplant gefeiert werden kann, ist fraglich: „Wir haben immer noch die Sorge, dass wir in unserem Jubiläums-Jahr gar nicht singen können“, sagt der HSV-Vorsitzende Burkhard Kneller. Nachdem die Proben im Sommer wieder angefangen haben, liegen sie jetzt schon seit der Adventszeit wieder auf Eis.
Wurzeln der Hattinger Sängervereinigung liegen im Jahr 1872
Die Wurzeln des ältesten Chorvereins in Hattingen gehen auf den Krieger- und Landwehrverein zurück. 1872 gründet sich darin, als reiner Männerchor, eine Gesangsabteilung, die sich schon 1873 unter dem Namen „MGV Frohsinn Hattingen“ abkoppelt. 1877 zählt dieser Verein bereits 100 Sänger. Es folgen mehrere Zusammenschlüsse und Namensänderungen. 1914 gibt es dann den Hattinger Männergesangsverein mit 180 aktiven Mitgliedern.
In den Kriegsjahren liegt das Proben still, auch Mitglieder fallen in den beiden Weltkriegen, doch dazwischen und danach findet der Verein, der seit 1934 den Namen „Hattinger Sängervereinigung“ trägt, zu alter Stärke zurück, erlebt ab den späten 1940er-Jahren eine lange Hochphase: Preise, Urkunden, Konzerte und Chorreisen, zwei Mal sogar der Titel „Meisterchor“.
Das Ende einer Ära: Zu Beginn der 2010er-Jahre kommen Frauen in den Verein
Doch um die Jahrtausendwende stagniert die Begeisterung für das Konzept Männerchor – nicht nur in Hattingen, sondern überall bleibt der Nachwuchs aus, weiß der HSV-Vorsitzende Burkhard Kneller: „Vor 15, 20 Jahren fing es an zu schwächeln mit den Männerchören.“ Vereinen und auch dem Kreischorverband ist damals klar: Wer keine zündende Idee hat, wird diese Zeit nicht überleben.
Deshalb öffnet sich der Verein im Jahr 2012 für das andere Geschlecht – nicht unbedingt zur Freude aller Sänger. „Das war ein absolutes No-Go, Frauen in einem Männerchor“, erinnert sich Kneller. „Aber man musste ja mit der Zeit gehen.“ Seine Frau Bärbel Kneller wird im Jahr 2013 das erste weibliche Vorstandsmitglied.
Heute sind 95 Sängerinnen und Sänger in der HSV aktiv
Rückblickend betrachtet ist es eine weise Entscheidung. Denn der Verein zählt heute 95 aktive Sängerinnen und Sänger – zum größten Teil Frauen. Sie fanden ihre musikalische Heimat zunächst in einem gemischten Projekt-Chor, den der Kreischorverband im Jahr 2010 initiiert hatte. Mittlerweile ist dieser unter dem Namen „Mundwerk EN“ die größte Gruppe in der Hattinger Sängervereinigung und zählt rund 50 aktive Sängerinnen und Sänger.
2012 beginnt auch eine dritte Gesangsgruppe mit etwas modernerem Anstrich. Unter dem Namen „Voice-Mail EN“ firmiert der Jazz- und Pop-Chor, der hauptsächlich englischsprachiges Liedgut im Repertoire hat, 35 Frauen und Männer gehören aktuell dazu. Aber auch den Männerchor gibt es weiterhin. Rund 25 aktive Sänger zählt dieser, der mittlerweile aber ein Zusammenschluss aus Mitgliedern der HSV und dem RWE-Chor Winz-Baak ist. Manch ein Sänger, wie auch Kneller selbst, singt in allen drei Chören mit.
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