Hattingen. Vegan lebende Familie aus Hattingen kritisiert Qualität des Schulessens und möchte vom Beitrag befreit werden. Was Kinder und Eltern bemängeln.
Das Schulessen soll bei geringen Beiträgen frisch, gesund, abwechslungsreich, lecker sein. Eine Familie, die sich vegan ernährt, beschwert sich jetzt über das Essen an der Bruchfeldschule.
„Wir möchten nicht weiterhin 112 Euro pro Monat für etwas zahlen, was wir seit fünf Monaten überhaupt nicht nutzen“, sagt Jasmin Maschke. Ihre Kinder Enno und Lilly sind im Offenen Ganztag (OGS) der Grundschule Bruchfeld angemeldet, der Zulieferer Apetito ist für das Mittagessen zuständig. „Enno und Lilly leben seit einem Jahr vegan und mögen die veganen Apetito-Gerichte absolut nicht, aus unserer Sicht sind sie ernährungsphysiologisch auch nicht ausreichend zusammengesetzt.“
Familie in Hattingen ernährt Kinder vegan – und kritisiert Essen an der Bruchfeldschule
Seit August gibt sie ihren Kindern Mittagessen mit, doch obwohl sie um Nachberechnung der Essensbeiträge beim Träger gebeten habe, zahle sie noch immer für beide Kinder den vollen Beitrag. Das Schulessen ist immer wieder in der Diskussion.
OGS Bruchfeldschule
Der OGS Bruchfeldschule ist ein Angebot der Stadt Hattingen, der Träger ist der Evangelische Kirchenkreis Hattingen-Witten. Der Lieferdienst Apetito bringt den Mittagstisch tiefgekühlt zur Schule, dort wird das Essen nachgegart.Pro Kind und Monat kostet das Apetito-Mittagessen an der Bruchfeldschule 56 Euro und soll demnächst um zwei Euro angehoben werden
Der Grund: Kündbar ist das Mittagessen nicht: „Der offene Ganztag sieht in dieser Betreuungsform das Mittagessen verbindlich vor“, gibt Christin Beran, Gebietsleitung des Evangelischen Kirchenkreises Hattingen-Witten, der Träger des OGS ist, auf Nachfrage an. Liege aber ein ärztliches Attest vor, aus dem hervorgeht, dass eine besondere Ernährungsform nötig ist, die in der OGS nicht gewährleistet werden kann, „besteht die Möglichkeit einer anderweitigen Versorgung und damit verbunden auch gegebenenfalls die Erstattung des Essensbeitrags.“
Attest für ein Kind liegt vor
Für Enno liegt ein Attest vor, dass er zuckerarm und glutenfrei ernährt werden soll. Da die Speisen von Apetito aus verschiedenen Komponenten zusammengestellt werden, könne jedoch auf sämtliche Allergien und Unverträglichkeiten Rücksicht genommen werden, so Beran. In der Tat: Die Mahlzeiten seien dazu auch mehrfach angepasst worden, bestätigt Jasmin Maschke – einzig: Die Kinder mögen die Gerichte nicht und es fehle oftmals an Proteinen oder Aminosäuren.
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Zur Qualität sagt der Träger: „Unsere Speisepläne werden über die TU Dortmund zertifiziert, auch in diesem Jahr sind wir gerade im Prozess der Rezertifizierung. Dadurch wird sichergestellt, dass ernährungsphysiologische Voraussetzungen stets gewährleistet sind.“
Zertifiziertes Essen
An der TU Dortmund wurden zwar mal OGS-Mittagessen zertifiziert, dies ist aber bereits seit drei Jahren nicht mehr der Fall, wie die TU Dortmund auf Nachfrage mitteilte. Der damalige Leiter Günter Eissing bietet diese Zertifizierungen nun mit seinem Verein an.
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Von veganer Kinderernährung hält Eissing nichts. Zu den Beschwerden bezüglich der veganen Gerichte sagt er: „Mit 2,50 Euro, dem Beitrag fürs Mittagessen in der OGS, ist eine gute, vegane Ernährung aus ernährungsphysiologischer Sicht nicht zu bewerkstelligen – ab sechs Euro könnte man darüber reden.“
2000 Kinder an 30 Standorten beliefert ein Anbieter
Während der Schulzeit werden täglich rund 2000 Kinder an rund 30 Standorten mit Mittagessen desselben Anbieters versorgt, gibt Beran an, „Elternbeschwerden sind extrem selten.“
Der Ärger ums OGS-Essen ist derweil für ihre Familie zu einer Belastung geworden, erklärt Maschke. „Es sind aber keine anderen Plätze verfügbar und wir sind beruflich auf die Betreuung angewiesen.“ Sie hoffe zumindest für Enno, für den das Attest vorliegt, auf eine Befreiung oder einen Abschlag vom Beitrag – vielleicht auch aus Kulanz.