Hattingen. Pfarrer Andreas Lamm aus Hattingen und Christoph, ein Mitarbeiter der Telefonseelsorge, erzählen, wie ihre Dienste ihr Weihnachten prägen.
Arbeiten, wenn andere frei haben – das gilt für manche Menschen auch für die Weihnachtsfeiertage. Wie ihre Dienste ihr Weihnachten prägen und wie sie das Fest der Geburt Jesu trotzdem feiern, haben der WAZ zwei Hattinger verraten: Pfarrer Andreas Lamm von der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul und Christoph, der bei der Telefonseelsorge tätig ist.
Bescherung nach zwei Christmetten
Viel Zeit in den Kirchen der katholischen Stadtpfarrei St. Peter und Paul wird Pfarrer Andreas Lamm (42) über Weihnachten verbringen. An Heiligabend, wenn ab 10 Uhr die Aktion der „sprechenden Krippe“ startet, „will ich an allen Standorten zumindest einmal vorbeischauen und nachfragen, was die Menschen bewegt“. Als Ersatz für die Krippenspiele, die es in diesem Jahr wegen Corona nicht gibt, können Kinder und ihre Familien bei den sprechenden Krippen mittels eines QR-Codes zuhören, wie Maria über die Heilige Nacht damals in Bethlehem berichtet. Oder wie Josef und der Verkündigungsengel ihre persönliche Weihnachtsgeschichte erzählen.
Andreas Lamm hat für seine Vor-Ort-Besuche allerdings nur bis nachmittags Zeit. Soweit die Politik Weihnachtsgottesdienste nicht doch noch wegen Corona verbietet, hält er an Heiligabend nämlich ab 16 Uhr die Christmette in St. Mauritius. Später am Heiligen Abend folgen die Christmetten um 17.45 und 22.30 Uhr in St. Peter und Paul. Und danach weitere Festmessen am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag.
Infos zu Gottesdiensten und zur Telefonseelsorge
Die katholische Pfarrgemeinde St. Peter und Paul in Hattingen hat im Internet ihren „Fahrplan“ fürs Weihnachtsfest veröffentlicht: www.hattingen-katholisch.de/peterpaul.html Hier finden Hattingerinnen und Hattinger alle Termine und Infos, die gelten, sofern die Politik wegen Corona nicht doch noch Gottesdienste und anders verbietet. Die auch für Hattingen zuständige Telefonseelsorge Bochum ist erreichbar unter der kostenfreien und anonymen Telefonnummer 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222. Auch online ist sie erreichbar – und zwar unter www.online.telefonseelsorge.de (für Online-Anliegen und für Chats).
Und dazwischen feiert Pfarrer Lamm das Fest von Christi Geburt mit seiner noch 70-jährigen Mutter (die am 25. Dezember zudem Geburtstag hat). Und mit einigen Mitbrüdern und engen Freunden. Mit Essen, Musik, einer kleinen Bescherung gegen 19 Uhr des Heiligen Abends. Und mit einem großen Tannenbaum, den der Geistliche am 23. Dezember schmückt. Dieses Weihnachten, sagt Andreas Lamm, werde emotional etwas anders sein als das der Vorjahre. Denn vor einigen Monaten ist sein Vater verstorben.
Die privaten Weihnachtsfeierlichkeiten in die beruflichen Verpflichtungen zu integrieren, ist er dagegen gewohnt. Ohnehin sei Weihnachten für ihn ein Fest, „bei dem ich mich freue, es auch mit den Menschen meiner Gemeinde zu feiern“. Die erlebe er an Heiligabend und den beiden Weihnachtsfeiertagen in der Kirche nach all der Hektik ohnehin sehr entschleunigt. „Das ist eine Atmosphäre, die ich sehr mag.“
Ansprechpartner für Menschen, denen es gerade sehr schlecht geht
Es ist schon das siebte oder achte Mal, dass Christoph (40) an Weihnachten im Einsatz ist für die Telefonseelsorge in Bochum. In diesem Jahr hat der Hattinger dabei den Nachmittagsdienst am zweiten Feiertag übernommen. „Ansprechpartner für Menschen zu sein, denen es gerade sehr schlecht geht und diesen durch mein Zuhören zu helfen“, sagt Christoph, „das ist für mich in gewisser Weise der gelebte Weihnachtsgedanke.“
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30 bis 60 Minuten dauert jedes Gespräch zwischen ihm und dem Anrufer. Gerade an Weihnachten kämen zu den Anrufenden mit psychischen Problemen Menschen hinzu, die an den Feiertagen besonders stark spüren, wie einsam sie sind. Und auch Stress und Streit, die zum Fest der Feste in vielen Familien besonders häufig auftreten, seien Thema. „Die Lebenswirklichkeit mancher Menschen, die man durch solche Gespräche mitbekommt, beschäftigt mich mitunter. Man wird nachdenklich.“
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Auf Weihnachten freuen kann er sich trotzdem. Auf die Verwandtenbesuche, das lange Ausschlafen am zweiten Feiertag vor seinem bis in den Abend dauernden Dienst bei der Telefonseelsorge. Und auf Heiligabend, an dem seine drei Söhne im Grundschulalter bei einem Krippenspiel mitwirken. Falls es kurzfristig abgesagt wird, so Christoph, veranstalte er eine kleine besinnliche Feier mit Frau und Kindern im Wald. Danach gibt es Essen – und Bescherung. „Da herrscht sicher wieder ganz viel Aufregung.“