Hattingen/Ennepe-Ruhr-Kreis. Immer öfter legen Betrüger in Apotheken in Hattingen gefälschte Impfpässe vor. So gehen sie vor. So sind ihre Chancen. So reagiert die Polizei.
Die Apotheker im Ennepe-Ruhr-Kreis schlagen Alarm: Immer öfter legen Menschen ihnen gefälschte Impfpässe vor, um so an ein digitales Impfzertifikat zu gelangen. Gleichzeitig wird die Stimmung vor dem Verkaufstresen der Apotheken immer aggressiver, wenn Menschen ihre Tests nicht zum gewünschten Termin erhalten. Folge: Die Polizei rückt vermehrt in die Apotheken aus.
„Gab es im Sommer nur vereinzelte Verdachtsfälle, sind diese in den Apotheken vor Ort mittlerweile an der Tagesordnung“, sagt Michael Mahl, Vorsitzender der Bezirksgruppe Ennepe-Ruhr im Apothekerverband Westfalen-Lippe). Er ist Apotheker seit 2008, selbstständig seit zehn Jahre und betreibt die Rosen- und die Friedrich-Apotheke in Sprockhövel, die Löwen-Apotheke in Wuppertal und die Paracelsus-Apotheke in Hattingen. Er weiß also aus erster Hand, wovon er spricht, wenn er die aktuelle Situation anmahnt.
Und die sieht wie folgt aus: Seit die 2G-Regeln an immer mehr Stellen im öffentlichen Leben, aber vor allem im Veranstaltungsbereich diejenigen vor der Tür stehen lassen, die sich einer Impfung verweigern, floriert der Markt mit gefälschten Impfausweisen.
Fälschungen aus dem Internet
An die gelben Heftchen in Blanko-Form zu gelangen, ist kein großes Problem. Einerseits sind die Dokumente für Fälscher nicht mit besonderen Finessen versehen, andererseits werden sie recht großzügig verteilt an Menschen, die ihr Impfbuch verloren haben. Und auch die entsprechenden Aufkleber, die auf den Fläschchen mit den Impfdosen sind, können sich die Betrüger recht einfach besorgen.
Sogar bei Ebay sind sie im Angebot. Kosten: zwischen 50 und 350 Euro. Fehlen noch die Unterschrift des Impfenden und ein Stempel. Mit diesen Ausweisen gehen die Impfgegner, die trotzdem überall Einlass haben wollen, aktuell vermehrt zu den Apotheken im Ennepe-Ruhr-Kreis. Ihr Ziel: Wenn das Personal den Ausweis als echt anerkennt, stellt es ein digitales Impfzertifikat aus, inklusive eines QR-Codes. Damit hätten sie die offizielle Bescheinigung in digitaler Form, geimpft zu sein, obwohl dies überhaupt nicht der Fall ist.
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Doch so einfach, wie sich die Sache anhört, ist sie nicht. „Mit einer Fälschung durch die Prüfung in der Apotheke zu kommen, ist unwahrscheinlich“, warnt Michael Mahl die Betrüger.
Die Apotheken, die die Pässe schon immer gründlich kontrolliert hätten, seien aufgrund der hohen Fallzahl nun zusätzlich sensibilisiert. Es gebe für die geschulten Augen die unterschiedlichsten Dinge, die auf eine Fälschung hindeuten. „Im Zweifel schicken wir die Leute wieder nach Hause“, sagt er.
Impfen ist die einzige Lösung
Außerdem ist die Nutzung eines gefälschten Impfpasses nach dem neuen Infektionsschutzgesetz strafbar, mahnt der Apotheker. „Im Verdachtsfall kontaktieren wir sofort die Polizei.“
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Die Apotheker müssen immer öfter auf die Ordnungshüter zurückgreifen, weil die Besitzer der gefälschten Impfausweise zunehmend aggressiver in den Apotheken vor Ort aufträten. „Diese Art der Urkundenfälschung nimmt deutlich zu“, sagt Sonja Wever, Sprecherin der Kreispolizeibehörde, auf Nachfrage der Redaktion. Valide Zahlen lägen zwar noch nicht vor, die Behörde habe allerdings zunehmend mit den Impfpass-Betrügern zu tun.
Auch die Testtermine sorgen für Aggressivität
Doch das ist nicht die einzige Sache, weshalb die Polizei aktuell deutlich öfter die Apotheken des Ennepe-Ruhr-Kreises anfahren müsse. Auch die Menschen, die in Apotheken keinen Testtermin zu ihrem Wunschzeitpunkt erhielten, würden immer aggressiver.
„Wir sind bislang ohne Polizei ausgekommen“, sagt Michael Mahl. Er wissen aber von mehreren Kollegen aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis, wo dies nicht mehr möglich war.
Die Apotheken versuchten, alles möglich zu machen, müssten aber erst wieder zusätzliche Mitarbeiter akquirieren, die die Tests durchführen. „Wir haben die Testzentren quasi aus dem Nichts wieder hochgefahren“, sagt Mahl.