Hattingen. Christel Heuer ist fassungslos. Auf der Grabstätte ihrer Eltern auf einem Friedhof der Stadt Hattingen Holthausen fehlen Grabstein und Pflanzen.

Christel Heuer ist fassungslos und noch Tage später den Tränen nahe. Als sie mit ihrem Mann die Grabstätte ihrer Eltern auf dem städtischen Friedhof in Holthausen pflegen will, ist die völlig abgeräumt und eingeebnet. Der schwere Grabstein fehlt ebenso wie die Pflanzen und Blumen.

„Wir haben gedacht, das kann doch nicht sein“, schildert Christel Heuer ihre Reaktion auf auf den völlig unerwarteten Vorgang. „Schließlich haben wir die Grabstelle bis zum Jahr 2037 gekauft. Ein Trauerspiel ist das. Das kann doch nur ein Versehen sein.“

Noch keine Antwort bekommen

Direkt am Samstag hat Christel Heuer eine Mail an die Stadtverwaltung geschrieben und um Aufklärung gebeten. „Grabstein und Pflanzen müssen ja irgendwo sein. Und schließlich wollen wir wissen, was da eigentlich los ist.“

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Dass sie bis jetzt noch keine Antwort bekommen hat, ärgert die Holthauserin mächtig. „Zumindest eine Bestätigung, dass man sich um die Sache kümmert, kann man ja wohl erwarten“, sagt Heuer.

Weder selbst durchgeführt noch in Auftrag gegeben

Eine entsprechende Anfrage der WAZ-Redaktion hat die Stadt Hattingen beantwortet. „Die Beschwerde hierüber liegt der Stadt vor“, teilt Stadtsprecherin Jana Golus mit. „Allerdings hat die Stadt die Einebnung weder selbst durchgeführt noch in Auftrag gegeben. Die Stadt ermittelt momentan, wer diese Einebnung in Auftrag gegeben beziehungsweise durchgeführt hat.“

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Christel Heuer fühlt sich in ihrer Situation allein gelassen. Und erinnert sich daran, dass es schon vor vier Jahren „einen ungeheuerlichen Vorfall“ gab.

Die Stadt kann sich an den Vorfall nicht erinnern

2017 sollte ihre Mutter neben dem bereits 2007 gestorbenen Vater beerdigt werden. Bei der Beisetzung standen die Heuers dann vor einer nicht ausgehobenen Grabstätte. Die Friedhofsverwaltung hatte das Grab eine Reihe weiter vorbereitet.

Im Stadtgebiet gibt es 14 Friedhöfe

Die Stadt Hattingen unterhält fünf Friedhöfe: Friedhof 1 in Hattingen-Mitte an der Waldstraße, Friedhof II in Blankenstein an der Hauptstraße, Friedhof III in Welper am Friedhofsweg, Friedhof IV in Holthausen an der Holthauser Straße, Friedhof V in Bredenscheid-Stüter Am Wasserturm.

Dazu kommen im Stadtgebiet noch fünf katholische Friedhöfe, ein evangelischer Friedhof, der Alte Jüdische Friedhof (heute Grünfläche) an der Bismarckstraße, der Neue Jüdische Friedhof Am Vinckenbrink sowie der Russische Friedhof (Kriegsgräberstätte) im Ludwigstal.

„Eine fürchterliche Situation war das“, erinnert sich Christel Heuer. „Die Trauerfeier fand statt, die Urne wurde dann später beigesetzt.“ Sie vermutet, dass eine Namensgleichheit zu dem Versehen führte. Beide Grabstätten sind die letzte Ruhestätte einer Familie Wolf.

Die Stadt kann sich an den Vorfall nicht erinnern. „Zu Ihrer Nachfrage bezüglich der Beerdigung im Jahr 2017 können wir Ihnen leider keine Auskunft geben, da wir den Vorfall mit dem falsch ausgehobenen Grab nicht nachvollziehen können“, heißt es in der Antwort an die WAZ. „Die städtischen Kollegen, die dazu etwas sagen könnten, sind mittlerweile in Rente.“

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Unterdessen hat Christel Heuer von einem weiteren Ärgernis auf dem Friedhof in Holthausen erfahren. Nachbarn ihrer Nichte wollten ein Familienmitglied in der Familiengruft beerdigen und hätten die Auskunft erhalten: Sie haben hier keine Grabstätte. Erst nach mehreren Einwänden habe die Verwaltung den Fehler eingeräumt. Und damit erklärt, dass die Daten bei der Digitalisierung nicht übertragen worden seien.