Hattingen. Die Flut hat das Blockhaus des Ehepaars Schmücker stark beschädigt. Bis es wieder bewohnbar ist, braucht das Paar eine barrierefreie Wohnung.

Alles ist weg. Nach dem Hochwasser im Juli stehen Franz und Inge Schmücker vor den Überresten ihres Eigenheims. Seit 25 Jahren lebten die beiden auf der Anlage des Freizeitdomizils Ruhrtal, 18 davon in dem kleinen roten Blockhaus. Davon sind jetzt nur noch Wände und Dach übrig. Und es kommt noch schlimmer: Bis hier alles wieder bewohnbar ist, brauchen die beiden dringend eine rollstuhlgerechte Wohnung für den Übergang.

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Bugwelle wie ein Schnellboot auf der Ruhr

An die Nacht, in der das Wasser kam, erinnern die Schmückers sich noch gut. Um 5.15 Uhr werden sie aus dem Bett geklopft, dann muss alles ganz schnell gehen. Seine Frau Inge (68) hilft Franz Schmücker, dem 74-jährigen Rollstuhlfahrer, beim Anziehen. Dann müssen die beiden sehen, dass sie wegkommen. Er mit dem Elektromobil, sie schiebt den Rollstuhl.

Zu dem Zeitpunkt steht das Wasser bereits auf der Platzanlage an der Tippelstraße. „Ich hatte eine Bugwelle wie ein Schnellboot auf der Ruhr“, erinnert sich Franz Schmücker. Und aus Richtung Fluss war schon die nächste Welle zu sehen.

Wohnungseinrichtung ist komplett zerstört

Die gesamte Wohnungseinrichtung wurde von der Flut zerstört: Sämtliche Möbel – darunter zwei Pflegebetten und zwei Aufstehsessel, die komplette Küche und Badezimmer sind kaputt. Ebenso die Lehmanns-Garten-Bahn, die bis zum Hochwasser noch durch den Schmückerschen Vorgarten rollte. In den vergangenen Jahren hat das Paar viel Geld in sein Heim investiert, war extra nicht mehr in den Urlaub gefahren.

Die gesamte Inneneinrichtung wurde von den Wassermassen zerstört. Hier ein Blick ins Schlafzimmer, nachdem das Wasser abgepumpt wurde.
Die gesamte Inneneinrichtung wurde von den Wassermassen zerstört. Hier ein Blick ins Schlafzimmer, nachdem das Wasser abgepumpt wurde. © Franz Schmücker

„Meine Frau war clever, die hat noch ein paar wichtige Sachen mitgenommen“, ist Franz Schmücker heute erleichtert. Trotzdem ist vieles unwiederbringlich verloren – wie Fotos der längst verstorbenen Verwandten oder sein Meisterbrief.

Handwerker zu finden, ist das Schwierigste

Kniehoch stand das Wasser zum Schluss, davon zeugen noch heute die Wassermarken an der schwedisch-roten Holzfassade. Hausrat und Gebäude sind gegen Elementarschäden versichert, die Kosten für die Reparatur sind nicht das Problem. Um das Ausräumen und Entsorgen des Schrotts haben sich die Kinder und Enkelkinder des Paares gekümmert. Doch Handwerker zu finden, die ihr Heim wieder aufbauen, stellt sich als Kraftakt für die Schmückers heraus.

Das Blockhaus der Schmückers hat es schwer erwischt. Fast alles muss neu gemacht werden.
Das Blockhaus der Schmückers hat es schwer erwischt. Fast alles muss neu gemacht werden. © Franz Schmücker

Als sich nach wochenlangem Suchen endlich ein Fliesenleger bereiterklärt, das Bad zu machen, ist das Ehepaar überglücklich. „Wie ein Sechser im Lotto“, jubelt Franz Schmücker. Denn ohne Fliesenleger kann der Sanitärinstallateur nicht anfangen. Nun hat Schmücker alle benötigten Gewerke beisammen, Termine mit den Handwerkern stehen für die kommenden Wochen an.

Der komplette Boden muss samt Isoliermaterial neu gemacht werden, neue Elektroleitungen werden gebraucht, ebenso wie Heizungsanlage, Wasserleitungen und Küche. Wie lange die Arbeiten dauern, ist noch nicht genau abzusehen. Und genau da liegt das Problem.

Paar braucht dringend eine barrierefreie Übergangswohnung

„Es ist schon schlimm, wenn man alles verloren hat. Aber es ist noch schlimmer, wenn man nicht weiß wohin“, bekennt Inge Schmücker. Zunächst war das Ehepaar im Hotel untergekommen, dann in einer – allerdings renovierungsbedürftigen – Wohnung der Tochter. Und auch aus der müssen die Schmückers nun raus, weil dort Sanierungsarbeiten anstehen.

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Das Paar braucht dringend eine Wohnung für den Übergang. Für vier bis sechs Wochen, schätzt Franz Schmücker. „30 Quadratmeter reichen völlig aus“, betont er. „Sie müsste nur rollstuhlfähig sein.“

Denn das ist das größte Problem. Theoretisch könnten die Schmückers auch bei einer der fünf Töchter unterkommen, doch die leben alle in nicht barrierefreien Wohnungen. Schon jetzt hat Inge Schmücker blaue Flecken an den Armen, weil sie den Rollstuhl aktuell immer vier Stufen hochwuchten muss.

Stadt sammelt Geld und Hilfe

Wohnungs- und Hilfsangebote sammelt die Stadt Hattingen. Der Kontakt ist entweder telefonisch unter 02324/204 4700 möglich oder per Mail an: .

Außerdem sammelt die Stadt weiter Geld für die Flutopfer auf einem Spendenkonto. Kontoinhaber: Stadt Hattingen, IBAN: DE87 4305 1040 0000 391 391, Verwendungszweck: Hochwasser Hattingen.

Hier sind mittlerweile schon 23.695 Euro an Privatspenden zusammengekommen. Zusätzlich hatte die Sparkasse Hattingen 100.000 Euro eingezahlt.

Erste Spendengelder wurden bereits an akut vom Hochwasser betroffene Personen ausgezahlt – mittlerweile bereits 80.100 Euro.