Hattingen. „Schutz der Bevölkerung ist nicht ernst genug behandelt worden“, so Hartmut Ziebs (CDU), der für Hattingen in den Bundestag will. Seine Kritik.
Hartmut Ziebs, langjähriger Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes und jetzt CDU-Bundestagskandidat für Hattingen und vier weitere EN-Städte, redet Klartext: „Der Schutz der Bevölkerung ist in der Vergangenheit nicht ernst genug behandelt worden“, sagt er und übt Kritik an der bisherigen Arbeit von Bund, Land und Kommunen. „Persönliche Animositäten spielten eine Rolle, Geld zur Umsetzung wurde eingedampft.“ Konsequenz sei ein unvollständiges Warnsystem.
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Wenige Tage vor dem Jahrhundert-Hochwasser besuchte Ziebs die Hattinger WAZ-Redaktion und machte da bereits klar, dass in diesem Bereich einiges aufzuarbeiten sei – „und wenn ich mich in einem Bereich durch meine früheren Tätigkeiten auskenne, dann ist es der Bevölkerungs- und Katastrophenschutz“, betont er.
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Gefährdungsanalyse durch Bund, Länder und Kommunen gefordert
Der Schwelmer Ziebs fordert eine Gefährdungsanalyse durch Bund, Länder und Kommunen. Das Warnsystem müsse schnellstens ausgebaut, der Hochwasser-, Gesundheitsschutz und Schutz kritischer Infrastruktur intensiv geprüft werden. Die Bevölkerung müsse darauf vorbereitet werden, wie sie sich im Ernstfall verhalten solle. Ziebs: „Hier verstecken sich Bund und Länder hinter dem Zivil- und Katastrophenschutzgesetz: Aufgabe der Gemeinde.“ Er verlangt bundeseinheitliche Konzepte.
Jahrelang habe der Bund Übungen unter dem Titel „Lükex“ durchgeführt. „Das Undenkbare wurde durchgespielt und analysiert. Es wurden Forderungskataloge aufgestellt. Konsequenzen? Fast Null! Kann nicht passieren, darf nicht passieren, können wir der Bevölkerung nicht erklären, kostet zu viel Geld, die Liste der Ablehnungsgründe ist fast unerschöpflich.“
Kritik an Stadt Hattingen, dass der Krisenstab nicht getagt hat
In Hattingen wurde übers Wochenende in sozialen Netzwerken und gegenüber der WAZ Kritik laut, dass der Krisenstab nicht getagt hat. „Wir haben uns am Freitag und am Montag persönlich getroffen, das ist richtig“, sagt Stadtsprecherin Susanne Wegemann. „Wir haben aber am Wochenende regelmäßig telefoniert und beispielsweise die längeren Öffnungszeiten des Recyclinghofes beschlossen. Wir sind in solchen Situation innerhalb einer Viertelstunde handlungsfähig!“
Kemnader Wehr bleibt offenbar verschont
Das Haus Kemnade ist wie berichtet überflutet, doch das angrenzende Wehr ist offenbar von Schäden verschont geblieben.„Das Wehr Kemnade ist von Schäden durch das Hochwasser, soweit wir es im Moment beurteilen können, verschont geblieben“, so der Ruhrverband. „Eine abschließende Beurteilung ist erst möglich, wenn der Normalwasserstand wieder erreicht wurde und wir die personellen Kapazitäten für eine detaillierte Prüfung zur Verfügung haben.“Offen ist auch noch, wie schwer die Schwimmbrücke zwischen Niederwenigern und Dahlhausen beschädigt wurde. Untersuchungen laufen.
Der Ruhr-Pegel ist bis Montag mittag auf 3,70 Meter gesunken. Vereinzelt gibt es noch Einsätze für die Feuerwehr. Mehr Zeit in Anspruch nimmt aber jetzt die Schadensbeschau. Statiker müssen noch einmal Häuser in den Bereichen an der Schleusenstraße und an der Königsteiner Straße kontrollieren – bei den einen gab es Risse im Keller, bei den anderen hat sich der Boden verschoben.
Auch der Straßenzustand ist noch nicht überall geklärt. Das Felderbachtal ist beispielsweise zwischen Bonsfelder Straße und Elfringhauser Straße wegen Unterspülung der Böschung laut Straßen NRW nach wie vor gesperrt. Auch an anderen Straßen gibt es immer wieder kurzfristige Sperrungen wegen der Aufräumarbeiten.
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