Hattingen. Er ist der Kümmerer von der Paasmühle: Thorsten Kestner leitet die Wildvogelstation in Hattingen. Jetzt wurde er für den Einsatz ausgezeichnet.

Thorsten Kestner ist ein Typ, mal etwas­ knarzig, mal etwas knorrig, manche mögen sagen, ein komischer Kauz. Doch das ist er nicht: Denn Thorsten Kestner macht nicht viele Worte, nein, er macht: Mit Liebe und Leidenschaft kümmert er sich um die Tiere, die auf seiner Wild­vogelstation an der Paasmühle in Stüter leben. Der Lions Club Hattingen hat dem 57-Jährigen für sein Engagement jetzt den Hattinger Löwen verliehen.

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„Thorsten Kestner lebt für seine Paasmühle“, so der Lions-Präsident Tomas Stanke in seiner Laudatio. Seine Wildvogelstation und er „sind eigentlich eins“.

Präsident Tomas Stanke und Pfarrer Udo Polenske übergeben den Löwen des Lions Club Hattingen – ein Kunstwerk von Stephan Marienfeld – an Preisträger Thorsten Kestner.
Präsident Tomas Stanke und Pfarrer Udo Polenske übergeben den Löwen des Lions Club Hattingen – ein Kunstwerk von Stephan Marienfeld – an Preisträger Thorsten Kestner. © FFS | Gero Helm

Paasmühle: Es schnattert und flattert, hier greift’s und pfeift’s

Ein Blick ins Hügelland. In einer Senke, kurz vor Sprockhövel, liegt die Paasmühle an Paasbach und Paasstraße. Es schnattert und flattert, hier greift’s und pfeift’s. Wanderfalken, Uhus, Kuckucke, Schwäne, Enten – und, und, und. Nein, es ist unmöglich, alle Tiere auf- und zusammenzuzählen, die über die Jahre verletzt zur Paasmühle gebracht und aufgepäppelt wurden. „Wir bauen aber keine Beziehung zu den Tieren auf”, hat Thorsten Kestner einmal der WAZ erzählt. Weil es Wildtiere seien, die nicht gezähmt werden sollten, weil sie sich nach ihrer Genesung auch wieder in der freien Wildbahn durchschlagen müssen. Namen bekommen sie auch nicht. Einen Schwan ruft Kestner schlicht „Schwan”.

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„Über viele Jahre hinweg hat er sich als absoluter Fachmann in Sachen Wild- und Wasservögel deutschlandweit einen Namen gemacht, für einen Architekten im Hauptberuf eher unüblich und nur einer von vielen Punkten, die Thorsten Kestner so einmalig machen“, so Tomas Stanke.

Aufsehen erregende Fälle kommen zur Paasmühle nach Hattingen

Eben weil er so besondere Fähigkeiten im Umgang mit den Tieren hat, kommen immer wieder Aufsehen erregende Fälle nach Stüter: Etwa­ „Birdie“, der junge Turmfalke, der im Flug mit voller Wucht von einem Golfball getroffen wurde (2005); oder der Schwan, der von Jugendlichen gequält wurde, die ihm in Baden-Württemberg einen Knoten in den Hals gedreht haben (2013); oder die Schleiereule, die in diesem Frühjahr in eine Klebefalle geraten war und nun ein Jahr unter dem Himmel des Hügellands verbringt. Oder, oder, oder.

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Es sind die Tiere, die Thorsten Kestner in die Schlagzeilen bringen, er selbst möchte das sicher nicht. Für ihn ist es kein besonderes Ding, sich um diese Tiere zu kümmern, für ihn ist das normal – „einer muss es ja machen“!

Auf dem Teich der Paasmühle wimmelt es vor Wasservögeln. Die einen erholen sich für ein Leben in Freiheit, andere verbringen hier ihren Lebensabend.
Auf dem Teich der Paasmühle wimmelt es vor Wasservögeln. Die einen erholen sich für ein Leben in Freiheit, andere verbringen hier ihren Lebensabend. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Und er macht es nicht alleine. Denn zu seinem Team gehören engagierte Ehrenamtliche, denen Wohl und Wehe der Vögel ebenso am Herzen liegen. Sie hegen und pflegen die Tiere, bereiten sie auf ihren Flug zurück in die Freiheit vor. Nicht jeder schafft es indes – und deshalb sind die Volieren an der Paasmühle voll mit Vögeln, die hier den Rest ihres Lebens verbringen.

Über Lions und Löwen

Hattingens Feuerwehrchef Tomas Stanke ist seit September Präsident des Lions Clubs. Er hat für seine Amtszeit das Motto­ „Sicherheit“ gewählt. Nach einem Jahr wird er den Staffelstab weitergeben.Der Hattinger Löwe wurde von Künstler Stephan Marienfeld entworfen. Es gibt nur zehn Exemplare­ dieser Skulptur, die seit 2016 vergeben wird. Thorsten Kestner hat nun die fünfte davon verliehen bekommen.

Einmal im Jahr gibt es ein Festival auf dem Gelände, bei dem sich In­teressierte informieren können, bei dem sich Anbieter präsentieren, bei dem es auch darum geht, Spender und Unterstützer zu finden, denn ohne das nötige Kleingeld wäre­ das alles gar nicht möglich. „Auch hier ist Thorsten Kestner unermüdlich im Einsatz, ausreichend Gelder zu sammeln, damit seine Arbeit weiter möglich ist“, so Tomas Stanke bei der Verleihung des Löwen in der St.-Georgs-Kirche. „Und wenn es mal knapp wird, dann bringt er ganz selbstverständlich auch eigene Mittel in die Station ein – ganz selbstlos und ohne großes Aufsehen“.

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