Hattingen. Manuela Nolden eröffnet mitten in der Corona-Pandemie in Hattingen ein Geschäft für Gebrauchtes, Antikes, Second-Hand. Sie erklärt die Gründe.

In der Corona-Pandemie schließen Läden in den Innenstädten – genau in dieser Zeit geht Manuela Nolden in Hattingen einen anderen Weg. Verlässt den sicheren Job, macht sich selbstständig – mit ihrem Geschäft „Vincita – Vintage Furniture & Second Hand“. Stolz und zuversichtlich hat sie ins Logo geschrieben „since 2021“.

„In der Corona-Zeit hörte ich nur noch, dass Geschäfte schließen, die Innenstädte verwaisen. Ich konnte es einfach nicht mehr hören und dachte mir: So geht das nicht“, blickt die 55-Jährige gebürtige Düsseldorferin auf den Sommer 2020 zurück.

Name und Programm sind wohl überlegt

Vincita, der Name ist wie das Geschäft wohl überlegt und „Programm“. Vincita heißt im Italienischen Gewinn. „Das hat mit Siegen zu tun. Und eine Siegerin, das will ich sein. Ich will nicht in die Corona-Falle geraten“, sagt die Optimismus versprühende Unternehmerin. Die mit dem Namen auch noch ihren kleinen Enkel Vincent verbindet. „Den nennt mein Sohn immer liebevoll Vincita.“

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Am ersten Mai ist sie in die drei Räume mit insgesamt 60 Quadratmeter plus Innenhof an der Johannisstraße 2 gezogen. Hier ist alles antik und gebraucht – außer den Seifen natürlich. Die sind mit im Programm, weil Manuela Nolden 25 Jahre lang in der Kosmetikbranche beschäftigt war – zuletzt als Bereichsleiterin für 52 Filialen. Und das als allein erziehende Mutter von zwei inzwischen erwachsenen Kindern.

Liebe zu Antikem stammt von ihren Eltern

In einem WAZ-Zeitungsständer präsentiert Manuela Nolden Schallplatten in ihrem Geschäft Vincita in Hattingen, das sie mitten in der Corona-Pandemie eröffnet.
In einem WAZ-Zeitungsständer präsentiert Manuela Nolden Schallplatten in ihrem Geschäft Vincita in Hattingen, das sie mitten in der Corona-Pandemie eröffnet. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Die Liebe zu antiken Dingen haben ihr ihre Eltern mitgegeben. Sie führten ein Antikgeschäft in Krefeld, wanderten dann aber nach Spanien aus. „Dadurch habe ich gute Kontakte nach Spanien, woher viele der Möbel hier kommen. Ständig erreicht mich Neues.“

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Eine Flamenco-Figur steht auf einem Schrank, an den Wänden hängen Wandteppiche, in einem WAZ-Verkaufsständer sind Schallplatten von Fleetwood Mac, Hildegard Knef und anderen ausgestellt. Leuchter aus Kristall, Metall, Blechkörbe aus einem chinesischen Restaurant, eine Lampe aus einem Mixer-Aufsatz, überzogene Kleiderbügel, Schmuck, Sonnenbrillen, Setzkasten, riesiges Abendmahl-Bild, Metalldosen, Sessel, Grammophon, eine alte Kasse, ausgefallene Zeitungsständer – liebevoll präsentiert Manuela Nolden das alles. Hübsch gedeckt ist ein riesiger Esstisch, an dem Klappkinosesseln als Stühle dienen. Passt perfekt.

Alle zwei Wochen dekoriert Manuela Nolden um

„Ich dekoriere auch das Schaufenster alle zwei Wochen neu. Erst war es bunt, jetzt beige-braun, dann wird es rot.“ Auf Flohmärkten, bei Ebay – überall schaut sie sich nach Ware um. In Urlaub fährt sie nur mit dem Auto, damit sie Schönes gleich mitnehmen kann. „Frittura all’italiana“ steht auf einer Schüssel, die von Sizilien stammt.

Ihre Mode ist Second Hand, reicht vom Abendkleid bis zur Bluse für jeden Tag – und das in den Größen 34 bis 50. „Ich bin hier glücklich. Hattingen hat so eine wundervolle Altstadt.“ Und sie freut sich über die „Frauenpower“ in der Johannisstraße. „Budenzauber und Maschenprobe sind ja auch in Frauenhand.“ Kontakte hat sie schon geknüpft. Und für den Budenzauber für den Außenbereich gleich passende Möbel besorgen können. „Wen jemand etwas Bestimmtes sucht, kümmere ich mich darum“, verspricht Manuela Nolden.

Bücher mitnehmen oder hinstellen

Vor der Tür des gemütlichen Ladens im Fachwerkhaus hat sie eine Bank aufgebaut, auf der Bücher stehen und der Hinweis: „Books of no return“. Das hat sie vor einer Bücherei in Spanien gesehen.

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„Wer mag, soll die Bücher, die ihn interessieren, einfach mitnehmen.“ Gerne dürfen auch nicht mehr benötigte Bücher hingestellt werden. „Das läuft super.“

An der Verkaufstheke stehen auch Hocker – denn Manuela Nolden, Inhaberin des neuen, in der Corona-Zeit eröffneten Geschäfts Vincita in Hattingen, möchte mit Kunden ins Gespräch kommen.
An der Verkaufstheke stehen auch Hocker – denn Manuela Nolden, Inhaberin des neuen, in der Corona-Zeit eröffneten Geschäfts Vincita in Hattingen, möchte mit Kunden ins Gespräch kommen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Überhaupt ist die Inhaberin begeistert, wie viele Kunden den Weg zu ihr finden, seit keine Corona-Tests mehr notwendig sind, um einkaufen zu gehen. „Mit so einer Resonanz habe ich nicht gerechnet“, sagt sie strahlend. Da bleibt immer weniger Zeit, gemütlich auf der Außentreppe zu sitzen und zu lesen.

Manuela Nolden hat noch viele Pläne

Manuela Nolden blickt zuversichtlich in die Zukunft: „Das große Opening hole ich im Sommer nach. Und ich habe noch viele Pläne – wie eine Eigenmarke. Ich lebe hier in Hattingen meinen Traum – und höre in meinem Geschäft die Musik, die ich mag.“