Hattingen. Das Image des Corona-Impfstoffs des Herstellers Astrazeneca hat gelitten. Auch viele Menschen in Hattingen misstrauen dem Vakzin mittlerweile.

Das Image des Corona-Impfstoffs des Herstellers Astrazeneca hat wechselnde Empfehlungen und Impfstopps gelitten. Auch viele Menschen in Hattingen misstrauen dem Vakzin mittlerweile, während andere verzweifelt auf die Impfung warten.

Astrazeneca: „Der Ruf ist ruiniert“

„Der Ruf ist, man kann sagen, ruiniert“, bestätigt Dr. Willi Martmöller, Sprecher der Hausärzte in Hattingen. „Es ist tatsächlich so, dass ein Teil der Patienten Astrazeneca ablehnt.“ Bisher seien es unter den hochpriorisierten Patienten etwa zehn bis 15 Prozent, die sich – bevor sie Astrazeneca nehmen – lieber gar nicht impfen lassen, schätzt er. „Und ich kann mir vorstellen, dass sich dieser Anteil noch verändert“, so Martmöller.

Allerdings gebe es im Moment noch immer „genug Patienten, die verzweifelt warten“, führt der Hausärztesprecher weiter aus. Denn durch die geringen Liefermengen habe er „Berge von Patienten“, die noch zur höchsten Priorisierungsgruppe gehören und sich über eine Astrazeneca-Impfung freuen. Eine Verteilung an niedrig-priorisierte Patienten ist bislang also nicht nötig.

Verteilung auch an über 60-Jährige ohne hohe Priorisierung

Auch viele seiner Patienten stünden dem Impfstoff von Astrazeneca erst einmal skeptisch gegenüber, sagt Dr. Christian Rusche. Nach Aufklärungsgesprächen entschieden sich dann aber doch mehr als die Hälfte für eine Impfung mit Vakzin des britisch-schwedischen Herstellers. Das kostet allerdings jede Menge Zeit, während der reguläre Praxisbetrieb weiterläuft.

„Bei Astrazeneca haben wir Dosen übrig und versuchen die an den Mann zu bringen“, macht Rusche deutlich. Im Gespräch mit den Patienten müsse er den Impfstoff regelrecht bewerben. Findet sich dann unter den hochpriorisierten Gruppen kein Impfwilliger, bietet die Praxis die Impfungen den Patienten an, die älter als 60 sind, auch ohne hohe Priorisierung. Derweil bliebe bei Biontech nie etwas übrig.

Zu wenig Biontech-Impfstoff in den Arztpraxen

„Wir bekommen viel zu wenig Biontech-Impfstoff“, sagt Dr. Christian Rusche. Der wird für die Patienten unter 60 gebraucht, die beispielsweise aufgrund ihres Berufes hochpriorisiert sind, oder für Angehörige von Schwangeren. Dass aber trotzdem ein höherer Anteil Biontech an die Impfzentren geht, findet Hausärztesprecher Dr. Willi Martmöller unbegreiflich: „Das ist eine Ungerechtigkeit, die wir so nicht nachvollziehen können.“

Zu Zeitaufwand, organisatorischem Aufwand und jeder Menge Bürokratie, die mit Astrazeneca einhergeht, kommt außerdem ein weiteres Hindernis: Die Hausärzte wissen bei der Bestellung weder, welchen Impfstoff sie bekommen, noch komme die tatsächlich bestellte Menge an, sagt Martmöller: „Das bleibt an uns hängen. Die Patienten haben das Gefühl, sie können ihrem Hausarzt nicht mehr vertrauen: Erst bestellt er mich zum Impfen und dann hält er den Termin nicht ein.“ Denn kommen statt der bestellten 36 nur 24 Impfdosen, müssen die Praxen zwangsläufig Impfungen absagen.