Hattingen. Nach dem Kunstraub an der Nikolaus-Groß-Gedenkstätte in Hattingen denkt St. Mauritius über die Sicherheit nach. Auch die Protestanten reagieren.

Noch keine Hinweise haben Polizei und Staatsschutz auf die Täter, die im St.-Mauritius-Dom in Niederwenigern die Gedenkstätte für den Widerstandskämpfer Nikolaus Groß beschädigt und einen Teil der Stele herausgebrochen und mitgenommen haben. „Bisher sind auch noch keine Zeugenhinweise bei uns eingegangen“, sagt Tim Sendler, Sprecher der Polizei in Hagen, auf Anfrage der WAZ. Am Freitag, 9. März, hatte das Bistum Essen den Vorfall öffentlich gemacht.

Danach haben die bisher unbekannten Täter ein zwei bis drei Kilo großes Bronze-Element gestohlen, das der Künstler Bert Gerresheim als Teil der Gedenk-Stele für Nikolaus Groß im Kirchenboden verankert hat. Der Diebstahl kann schon Wochen zurückliegen, denn seit Groß‘ Todestag am 23. Januar verdeckte ein Gedenkkranz der KAB das Kunstobjekt auf dem Boden. Erst jetzt wurde der Kranz entfernt.

Es ist nicht immer jemand im Gebäude

Die katholische Kirchengemeinde St. Mauritius nimmt den Diebstahl zum Anlass, die Sicherheits­lage im Dom zu überdenken. „Der Kirchenvorstand wird sich jetzt mit der Frage befassen, wie wir unsere Gegenstände besser schützen können“, sagt Andreas Lamm, Pfarrer der Stadtpfarrei St. Peter und Paul. „Wir möchten die Kirche gerade in Corona-Zeiten tagsüber geöffnet lassen, damit die Gläubigen zum Gebet kommen können. Es ist aber nicht immer jemand im Gebäude. Das müssen wir jetzt lösen.“

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Was den Bereich im Kirchenschiff angeht, in dem die Nikolaus-Groß-Gedenkstätte eingerichtet ist, sind die Pläne schon konkret. „Wir werden die LED-Anlage so schalten, dass die Gedenkstätte besser beleuchtet ist“, erklärt Michael Kriwet, Vorsitzender des Vereins Nikolaus-Groß-Niederwenigern.

Mit dem Künstler über eine Nachbildung sprechen

Der betreibt gleich nebenan das Nikolaus-Groß-Haus, das Gedenkstätte und Museum zugleich ist. „Dort haben wir schon lange besonders sichere Schließanlagen für Türen und Fenster eingebaut. Und zu den Führungen ist ja immer jemand von uns da“, sagt Kriwet.

Nikolaus Groß

Nikolaus Groß war Bergmann, christlicher Arbeiterführer, Journalist, Vater von sieben Kindern – und starb am 23. Januar 1945 als Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Am 12. August 1944 war Groß im Zusammenhang mit dem Hitler-Attentat vom 20. Juli verhaftet worden.

Am 7. Oktober 2001 wurde Groß durch Papst Johannes Paul II. in Rom selig gesprochen. Er ist der bislang einzige Selige des Bistums Essen.

Zum Wert des gestohlenen Teils der Stele möchte er nichts sagen. Nur dies: „Wenn das Stück nicht wieder auftaucht, werden wir mit dem Künstler über eine Nachbildung sprechen.“

Schützenswertes Schmuckstück: Kantorin María Cristina Witte und Pfarrer Dr. Udo Polenske vor der Roetzel-Orgel in der St.-Georgskirche.
Schützenswertes Schmuckstück: Kantorin María Cristina Witte und Pfarrer Dr. Udo Polenske vor der Roetzel-Orgel in der St.-Georgskirche. © Funke Foto Services GmbH | Fischer

Kelch und Kanne sind im Tresor

Auch bei den Protestanten ist der Schutz ihrer Kirchen ein Thema. „Wir denken schon lange über eine Sicherungsanlage nach und werden es in St. Georg wohl jetzt machen, nicht nur wegen des Vorfalls in St. Mauritius“, sagt der evangelische Pfarrer Udo Polenske.

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„Kostbarkeiten wie die Kanne und den Kelch aus dem 16. Jahrhundert sind schon lange in einem Tresor der Sparkasse deponiert und werden nur herausgeholt, wenn wir sie zum Abendmahl brauchen“, so Polenske weiter. „Aber die renovierte Kirche selbst und die Roetzel-Orgel sind eben auch wertvolle Schätze, die geschützt werden müssen.“

Alarmanlage für 7000 Euro

Natürlich sei die zentrale Lage am Kirchplatz ein Schutz, sie helfe bei der sozialen Kontrolle. Und es seien auch stets zwei Mitarbeiter in der Kirche, wenn sie geöffnet ist.

Für die Nachtstunden soll jetzt aber eine Sicherungsanlage angeschafft werden. „Sie reagiert auf Bewegung und alarmiert sofort einen Überwachungsdienst“, sagt Polenske. Er rechnet mit Kosten von einmalig 7000 Euro und danach monatlich 150 Euro.