Hattingen. Anwohner sammeln Unterschriften gegen den Bau der Feuerwache Nord in Hattingen. Und auch ein anderes Bauprojekt ruft Naturschützer auf den Plan.

Wäre der Wald nicht dazwischen, könnte man sich von beiden Punkten zuwinken. Nur 300 Meter liegen zwischen den geplanten Standorten für den Anbau der Gesamtschule an der Straße Lange Horst und die neue Feuerwache Nord zwischen Berg- und Blankensteiner Straße. Was sie eint: Bürger kämpfen gegen die Baupläne, um Bäume zu erhalten.

Bis zum Freitag, 19. März, lief die digitale Bürgerbeteiligung für die neue Feuerwache Nord. Ende 2018 hatte die Politik den neuen Standort für die Stadtteile Welper, Blankenstein und Holthausen beschlossen. Geplant ist ein zweigeschossiges Gebäude, in dem unter anderem Schulungsräume, Büros und Garagen für die Einsatzfahrzeuge untergebracht werden sollen. Eine Lärmschutzwand zum Wohngebiet hin ist vorgesehen.

Unterschriftenlisten und Online-Petition

Das reicht vielen Anwohnern nicht. Ersten Protesten im November 2019 folgte in dieser Woche der offizielle Widerspruch. Julie Delle hat das 50 Seiten starke Schreiben an die Stadt Hattingen geschickt. Im Rücken hat sie mehrere Hundert Unterschriften für ein Bürgerbegehren und weitere 1435 Unterzeichner einer Online-Petition.

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„Wir wollen den Bau der Feuerwache an dieser Stelle unbedingt verhindern“, sagt die 49-jährige Anwohnerin des Kameradenweges. „Natürlich geht es darum, dass wir Sorgen wegen der Lärmbelästigung haben. Allerdings spielt die geplante Vernichtung eines ganzen Waldstücks eine ebenso große Rolle.“

Ökologische Brücke zwischen Naturschutzgebieten

Für die Feuerwache müsse eine ökologische Brücke zwischen zwei Naturschutzgebieten geopfert werden, argumentieren die Welperaner Beschwerdeführer. „Da ist dann nicht nur der Erholungsraum Wald weg, auch Tiere können sich zwischen zwei Naturbereichen nicht mehr bewegen“, sagt Julie Delle.

Zwischen den bestehenden Gebäuden und dem Stadion will die Stadt den Erweiterungsbau für die Gesamtschule hochziehen.
Zwischen den bestehenden Gebäuden und dem Stadion will die Stadt den Erweiterungsbau für die Gesamtschule hochziehen. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Einen Steinwurf weiter kämpft Wolfgang Wortmann um genau 19 Bäume. Der 73-jährige Ur-Welperaner, Abteilungsleiter Fußball bei der SG Welper, will das Erweiterungsgebäude für die Gesamtschule am Standort Lange Horst verhindern.

Baustart soll im Laufe des Jahres 2021 erfolgen

Das dringend benötigte zusätzliche Gebäude soll zwischen dem bestehenden Schulkomplex und dem Sportplatz entstehen. Die Stadt rechnet mit Baukosten in Höhe von 4,6 Millionen Euro. Im Juli 2019 hatte der Rat der Stadt das Projekt beschlossen. Die Baugenehmigung liegt inzwischen vor. „Wir gehen davon aus, dass der Baustart im Laufe des Jahres 2021 erfolgt“, sagt Baudezernent Jens Hendrix.

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Wolfgang Wortmann kritisiert, dass dem Bau 19 Bäume zum Opfer fallen sollen. Ursprünglich sei von neun Fällungen die Rede gewesen. Die Bauverwaltung bestätigt das. Die Notwendigkeit der Fällmaßnahmen sei während des Entwurfsprozesses erkannt und in den parlamentarischen Gremien auch kommuniziert worden, heißt es.

Bestehende Flügel modernisieren

Wortmann hat noch einmal nachfragen lassen, Politiker von SPD, CDU und Grünen eingespannt. Seine Idee: Man könnte die beiden Flügel der bestehenden Gebäude modernisieren oder neu errichten und die Bauphase durch Container überbrücken.

„Das würde 19 Bäume retten - und ich kämpfe um jeden einzelnen“, sagt Wolfgang Wortmann.