Sprockhövel. Gastronom Dirk Eggers sieht die jüngsten Corona-Beschlüsse skeptisch. Inzidenzen und Notbremse seien keine Basis für seine Planung.
Die Lockdown-Verlängerung bis zu 28. März ist beschlossen, Doch für Gastwirte wird es zunächst keine Lockerungen geben, lediglich für die Außengastronomie gibt es eine Perspektive: Frühestens ab 22. März, wenn die regionale Inzidenz zwischen 50 und 100 liegt, könnte die Außengastronomie mit Terminbindung und tagesaktuellen Schnell- und Selbsttests erlaubt werden. Steigt die Inzidenz jedoch über 100, greift die in Berlin verabredete Notbremse des sofortigen Lockdown mit den Regeln von vor dem März. Wie sehen das die Gastwirte in Sprockhövel?
Vorwurf zu geringer Sachkunde
Dirk Eggers, Inhaber einer geachteten Gastronomie und Hotelier in Niedersprockhövel, gibt sich Mühe, allen Seiten im Kampf gegen die Pandemie gerecht zu werden. Aber er unterstellt angesichts der jüngsten Konditionen für Gastronomie-Lockerungen, dass bei den Verantwortlichen wenig Sachkunde im Blick auf die spezifischen Erfordernisse bestehen. „Zunächst ist das ja nur ein kleiner Teil unserer Zunft, die über eine Außengastronomie verfügen. Alle anderen gehen wieder einmal leer aus“, sagt Dirk Eggers.
Das Problem mit dem Gewitter
Ihm falle es nicht schwer, noch ein paar Tische und Stühle auf die verschiedenen Terrassen ums Haus zu stellen. „Aber was geschieht, wenn es zwischendurch ein Gewitter gibt? Dann dürfen die Gäste ja nicht in die innere Gastronomie wechseln“, sagt er. Auch die reine Orientierung an den Sieben-Tage-Inzidenzen sieht der Sprockhöveler kritisch: „Stelle Sie sich vor, ich plane am Montag den Personaleinsatz für die Woche, kaufe alle nötigen Waren und Rohstoffe für die Küche ein, und am Freitag steigt die Inzidenz das Wochenende über 100 – dann gibt’s die Vollbremse und Lockdown und alles ist zum Teufel!“. So könne man mit der Gastronomie nicht umgehen.
Konzentration aufs Außer-Haus-Geschäft
Kurz vor Weihnachten hat Dirk Eggers wie viele andere Restaurantbesitzer in Sprockhövel auch den Betrieb umgestellt auf Außer-Haus-Geschäft. „Das wird gut angenommen, man kann sich damit notdürftig über Wasser halten.“ Bevor der Normalbetrieb wieder hochgefahren werde, müsse eine gewisse Planungssicherheit gewährleistet werden, „sonst bricht einem das Hin und Her irgendwann wirklich das Genick“, so Eggers.
Fachkräfte wandern ab
Der Eggers-Betrieb hat die staatlichen Hilfen bekommen, „und ich bin schon sehr beeindruckt, wie viel unser Staat insgesamt in die Wirtschaft gepumpt hat, um das System am Leben zu erhalten.“ Die Mitarbeiter von Restaurant und Hotelbetrieb musste er überwiegend in Kurzarbeit schicken. „Wenn es irgendwann wieder richtig losgeht, werden wir und alle anderen Gastronomen feststellen müssen, dass viele Mitarbeiter aus der Gastronomie abgewandert sind. Ich habe bereits zwei Kellner und einen Hilfskoch verloren, die arbeiten jetzt in völlig anderen Branchen.“ Da entstünden Löcher, die über Jahre nicht gestopft werden könnten. Aber auch ein positives Zeichen wolle er setzen: „Zum 1. August biete ich Ausbildungsplätze an als Restaurantfachkraft und auch im Hotelfach.“
Guter Start auch in Herzkamp
Dirk Eggers hat in Herzkamp eine weitere Restaurant-Immobilie, die er an Heiko Lesszinsky verpachtet hat. Der „Spitzbub“ an der Elberfelder Straße habe den Schwierigkeiten durch die Corona-Pandemie ebenfalls getrotzt, wenn auch wie bei vielen anderen auf Sparflamme. „Der Kollege ist zwar noch nicht so lange am Markt, aber als Herzkamper hat er dort ein gutes Standing und die Bewohner haben ihn und die Traditionsgastronomie gut angenommen.“ Genau vor einem Jahr habe Lesszinsky den „Spitzbub“ übernommen, „die Pacht habe ich ihm bis zum Sommer erlassen, damit er im ersten Lockdown nicht schon ohne Einnahmemöglichkeiten anfangen musste und das ganze Unternehmen gefährdet war“, berichtet Eggers.
Gutes Sommergeschäft
Das Sommergeschäft sei dann in Herzkamp richtig gut gelaufen, jetzt immerhin biete Heiko Lesszinsky zweimal pro Woche wie Eggers auch den Außer-Haus-Betrieb an. Dirk Eggers ist guter Hoffnung, dass sein eigenes Haus wie auch der „Spitzbub“ im Laufe des Sommers wieder an die letzten Erfolge anknüpfen könne.
Keine übermäßige Politiker-Kritik
Der Niedersprockhöveler Gastronom und Hotelier Dirk Eggers spricht sich gegen zu viel Kritik an den handelnden Bundes- und Landespolitikern aus. Die hätten mit Corona eine Herausforderung zu meistern, wie es sie in der Nachkriegsgeschichte noch nicht gegeben hätte.
Aber er übt Kritik, dass zu wenig Kenntnis über die spezifischen Gegebenheiten der einzelnen Wirtschaftsbranchen vorhanden sei. Die Entschlüsse für die Außengastronomie sei ein Beispiel dafür.