Hattingen. Bei den einen sind die November-Hilfen angekommen, bei anderen nur ein Bruchteil – so geht es den Gastronomen aus Hattingen in der Corona-Zeit.

Die Nerven bei den Gastronomen liegen blank, die Corona-Pandemie setzt ihnen von Tag zu Tag mehr zu. Ja, sagt Heinz Bruns, der Vorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) im Bezirk der IHK Bochum und Chef von Haus Kemnade, sie hätten „enorme Hilfen vom Staat bekommen – aber ein dritter Lockdown ist nicht mehr zu schaffen. Nicht geistig, nicht körperlich, nicht psychisch. Außerdem sind dann auch wir pleite“!

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Bruns ist einer von denen, die „exorbitant hohe Leistungen vom Staat“ bekommen haben, wie er sagt. Anders als so manche andere, die immer noch erst einen Abschlag der November-Hilfen erhalten haben. Und dennoch berichtet Bruns, dass er drei Mitarbeiter schon im Mai 2020 entlassen musste, zehn weitere hätten das Haus Kemnade verlassen. „Sie sind in Rente gegangen, in Mutterschutz oder in ganz andere Berufe eingestiegen. Und die, die noch da sind, sind in Kurzarbeit und leben zum Teil von der Hand in den Mund.“

„Kavala Grill“ kämpft nach 32 Jahren in Blankenstein

Den „Kavala Grill“ in Blankenstein hat es ganz hart getroffen. „Wir kämpfen ums Überleben“, sagt Kanela Katirtzidou. 32 Jahre ist das kleine Restaurant im September am Ort – aber, ob sie es bis dahin schaffen, stehe in den Sternen. Um 80 Prozent sei der Umsatz zurückgegangen. Mit dem To-Go-Geschäft sei nicht viel Geld zu verdienen. Lediglich­ eine Rate der November-Hilfe sei bisher angekommen, von den Mitarbeitern habe man sich leider trennen müssen.

Gastronomen und Mitarbeiter hoffen aufs Frühjahr

Genauso sieht die Lage beim Restaurant „Op da Höh“ in der Elfringhauser Schweiz aus. „Ich musste aber alle sieben Aushilfen entlassen. Zurzeit arbeite ich mit einer festangestellte Mitarbeiterin, die allerdings die Stunden reduzieren musste“, sagt Chef Markus Wultschnig. „So langsam wird es eng bei uns.“

Unterschiedliche Herausforderungen für Gastronomen

In der Corona-Pandemie stellen sich den Gastronomiebetrieben ganz unterschiedliche Herausforderungen. „Das hängt von den Betriebstypen ab und von den Rücklagen, die die Gastronomen haben“, erklärt Heinz Bruns, Dehoga-Vorsitzender vor Ort und Chef von Haus Kemnade.

Die Steakhouse-Kette Maredo etwa musste Insolvenz anmelden. „Wenn man alles unter einem Dach hat, bekommt man auch nur einmal die November-Hilfe“, erklärt Bruns. Schlimm sei es auch für Betriebe, die keine Rücklagen gebildet hätten. „Das ist im Grunde ein Muss, damit man in schlechten Zeiten überleben kann.“ Die gebe es immer mal – auch ohne Pandemie.

„Die November-Hilfe ist eine riesige Unterstützung gewesen“, betont Sotiris Christanas vom Café Mexx. Im Dezember, Januar und Februar gebe es ja ohnehin nur einen kleinen Teil, der nicht mehr kostendeckend sei. „Natürlich muss ich jetzt auf Rücklagen zurückgreifen“, sagt er Chef.

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Von seinen 21 Mitarbeitern habe er aber keinen entlassen müssen. „Sie sind in Kurzarbeit und hoffen, dass es bald wieder losgehen kann, wenn das Frühjahr kommt“, sagt Christanas. Er steht, wie zurzeit fast alle Gastronomen, jetzt als Chef selbst in der Küche.

Von „schnell und unbürokratisch“ nichts zu spüren

Genauso wie Marius Krüpe, Chef vom Restaurant „An de Krüpe“. „Unsere Mitarbeiter sind alle in Kurzarbeit. Von der November-Hilfe sei bei ihm bisher allerdings nur ein Bruchteil angekommen. „Von schnell und unbürokratisch kann ich nichts erkennen“, sagt er.

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Michele vom „Pizza in“ in der Fußgängerzone hat erst gar keinen Antrag auf die November-Hilfe gestellt. „Das hätte sich für uns gar nicht gelohnt.“ Allerdings laufe der Betrieb merklich schlechter als sonst. Denn: „Es sind ja fast alle Geschäfte geschlossen, das merken wir ganz enorm.“

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