Hattingen. Weil sie weder telefonisch noch online einen Impftermin ausmachen konnten, suchten viele Menschen aus Hattingen an anderer Stelle Hilfe.
Die Telefonleitungen der 116117 dauernd belegt und auch die Internetseite der Kassenärztlichen Vereinigung ständig überlastet – NRW-weit hat der Anmeldungsbeginn für die Impftermine für die Über-80-Jährigen zu jeder Menge Ärger geführt. In Hattingen führte das dazu, dass sowohl verzweifelte Senioren als auch verärgerte Angehörige an anderer Stelle Hilfe suchten:
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Hattinger hoffen auf Hilfe vom Hausarzt
So riefen Patienten in den Hausarztpraxen an, in der Hoffnung, dass ihr Hausarzt ihnen irgendwie weiterhelfen könnte, beschreibt Hattingens Hausärztesprecher Dr. Willi Martmöller. „Wir sind an der Stelle leider gleichermaßen hilflos“, sagt der Mediziner.
An den vier Standorten seiner überörtlichen Gemeinschaftspraxis liefen zum Wochenbeginn die Telefone heiß. „Wir haben jetzt keine Strichliste geführt, aber es sind Dutzende von Anrufen gewesen“, so Martmöller weiter. „Eine Katastrophe.“
Ärger, Unsicherheit und Enttäuschung bei den Anrufern
Auch das Bürgertelefon der Stadt Hattingen war in Sachen Impftermin eine beliebte Anlaufstelle – leider ebenfalls die falsche. Da die Stadt mit Hindernissen rund um die Terminvergabe gerechnet hatte, wurde das bereits im ersten Lockdown eingerichtete Bürgertelefon zuletzt noch durch weitere Kräfte verstärkt. Eine weise Entscheidung, wie sich jetzt zeigte.
160 Hattinger mit Anliegen zu den Impfterminen haben am Montag beim Bürgertelefon angerufen, Dienstag noch einmal 120. „Verärgert, verunsichert, entmutigt und enttäuscht", beschreibt Stadtsprecherin Susanne Wegemann das Stimmungsbild der Anrufer.
Die Mitarbeiter am Bürgertelefon können beschwichtigen, trösten und erklären - eine konkrete Hilfestellung können sie aber nicht bieten. Denn alles rund um die Terminvergabe läuft über die kassenärztliche Vereinigung. Diese wiederum hatte schon am späten Vormittag darauf hingewiesen, dass es wegen der hohen Nachfrage „zu erheblichen Verzögerungen bei der Terminbuchung“ komme.
Terminvergabe: „Chaos pur“
Die Hattinger berichten jedoch nicht nur von Verzögerungen, sondern von „Chaos pur“. Diese Worte wählt zumindest Friedhelm Schumacher-Zöllner. „Meine Frau hat quasi den ganzen Tag über versucht, einen Termin für ihre 99-jährige Mutter zu erhalten“, schreibt der WAZ-Leser in einer Mail an die Redaktion und beschreibt eine Odyssee von Telefonaten und Online-Versuchen, die allesamt scheitern.
Und auch bei WAZ-Leser Ulrich Born, der versuchte, für sich und seine Frau einen Termin auszumachen, klappte es nicht. Montags hatten die beiden Über-80-Jährigen es ebenfalls online und telefonisch versucht, jedoch erst am Dienstag jemanden erreicht. Ergebnis: Mittlerweile seien alle Termine vergeben. Die Borns sollen darauf warten, dass die Medien von neuen freien Terminen berichten.
Technische Überlastungen führen zu "merkwürdigen Verstrickungen"
Hierbei allerdings handele es sich um einen Fehler, der auf die technische Überlastung zurückzuführen sei, klärt KVWL-Sprecherin Heike Achtermann auf: Sowohl die Online-Nutzer, als auch die Agenten in den Callcentern greifen auf die gleiche Termindatenbank zu - und die sei mit 700 Zugriffen pro Sekunde einfach überfordert gewesen. "Die Datenbank zeigt an "Keine Termine", obwohl es noch Termine gab", sagt Achtermann.
Das gleiche Phänomen habe "zu merkwürdigen Verstrickungen" bei den Bandansagen geführt. So hatten einige Anrufer die Ansage gehört, dass sie nicht zur Auswahl der ersten Gruppe gehörten. "Das kann die Bandansage ja gar nicht wissen", sagt die KVWL-Sprecherin und betont, dass es auch weiterhin Termine gebe. Mit jedem verstreichenden Tag werde immer ein neuer verfügbarer Tag freigeschaltet.
+++ Hier gibt es weitere Nachrichten aus Hattingen. +++
>>> Mehr als 300.000 Impftermine in Westfalen-Lippe vergeben
Laut der KVWL sind mittlerweile mehr als 300.000 Impftermine im Bereich Westfalen-Lippe vergeben worden (Stand: 26. Januar, 17.30 Uhr). Wie viele davon für das Impfzentrum in Ennepetal vergeben wurden, könne die KVWL bisher nicht regional aufschlüsseln.
Auch der Kreis weiß in dieser Hinsicht nicht weiter - schließlich liegt die Terminvergabe bei den Kassenärztlichen Vereinigungen. Allerdings seien zunächst Termine für die ersten drei Wochen des Betriebs des Impfzentrums freigegeben worden.