Hattingen. Amerikaner sollen Hoffnung geben: Nach dem coronakritischen “Freiheits-Bäcker“ gibt es von Michael Koch aufmunternde Botschaften in Hattingen.

„Wir schaffen das“, „Wir tragen Maske“ und „Wir halten Abstand“ – Bäcker Michael Koch geht in die Offensive und wirbt auf Amerikaner-Gebäck für die Schutzmaßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie. Der 59-Jährige betont indes, dass die Beschriftungen keine Reaktion auf den selbst ernannten „Freiheits-Bäcker“ Richard Sodtke sind.

Coronakritische Botschaften vom "Freiheits-Bäcker" aus Hattingen

Sodtke sorgt auch nach knapp zwei Monaten mit seinen coronakritischen Parolen weiter für Kopfschütteln und Unmut, mit denen die Kunden in seinem Ruhr-Café an der Bahnhofstraße konfrontiert werden. Sein Kollege Michael Koch dagegen sorgt jetzt mit aufmunternden Botschaften („Wir schaffen das“) für ein Lächeln bei den Kunden in der Filiale im Kaufland-Haus.

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Bäcker Koch, der in Welper zur Schule und in Sprockhövel in die Lehre gegangen ist, verkauft an der Großen Weilstraße Amerikaner mit Beschriftungen wie zum Beispiel „Wir tragen Maske“ oder „Wir halten Abstand“. Angesprochen auf Richard Sodtke sagt er: „Ich kenne den Ruhrcafé-Bäcker persönlich, aber dass ich meine Amerikaner mit den Botschaften beschrifte, hat absolut nichts mit ihm zu tun.“

Sie entscheiden gemeinsam im Team über jeden Spruch

Vielmehr habe seine Frau Marion vor ein paar Wochen die Idee zur Beschriftung gehabt, denn sie hätten die Amerikaner immer schon mit Sprüchen zur Saison, etwa zum Karneval, beschriftet. „Warum nicht auch mit Corona-Sprüchen?“

Was genau drauf geschrieben werde, entscheide das gesamte Team, Ehefrau Marion, die Bäckerei-Gesellinnen und er selbst, erzählt Michael Koch, der drei Filialen betreibt. „Wir sind ein Familienbetrieb und arbeiten seit Jahrzehnten zusammen, bei uns kaufen außerdem viele Stammgäste. Unsere Gespräche gehen daher sowohl untereinander als auch mit unserer Kundschaft sehr über Small-Talk hinaus.“

„Corona ist real, dass muss doch mittlerweile jeder verstehen!“

Alle hätten derzeit Sorgen – Sorgen, selbst zu erkranken oder andere anzustecken, dazu hätten die meisten finanzielle Sorgen, die die Pandemie mit sich gebracht habe, berichtet Koch. „Es ist für alle sehr belastend und auch wir haben 40 Prozent Umsatzeinbußen, 90 Prozent meiner Mitarbeiter sind in Kurzarbeit.“ Dass es angesichts der Krise immer noch Menschen gebe, die Corona infrage stellten, könne sich der Bäcker nicht erklären.

„Corona ist real, dass muss doch mittlerweile jeder verstehen!“ Wenn seine Amerikaner mit den Sprüchen dazu beitrügen, sei es ihm recht. „Aber wir beschriften sie vor allem als Zeichen: Keiner ist allein, auch wenn es sich aktuell so anfühlt, wir alle sitzen in einem Boot und müssen da gemeinsam durch!“ Das süße Gebäck soll den Menschen Hoffnung geben, erklärt er.

Sein Berufskollege Richard Sodtke hat dagegen gegenüber der WAZ erklärt, dass er sich durch die Schutzmaßnahmen von Bundes- und Landesregierung in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie in seiner Freiheit beschränkt sieht. „Und wenn Recht zu Unrecht wird, dann wird Widerstand zur Pflicht“, sagt er. So erklärt er sein für die meisten verstörendes Vorgehen.

Michael Kochs Kunden sind von den Sprüchen begeistert

Kochs Kunden zeigten sich dagegen ausschließlich begeistert von seinen „neuen“ Amerikanern. „Wir verkaufen sogar etwas mehr davon – zwar nicht doppelt oder dreifach so viel wie üblich, aber doch schon etwas mehr“, freut sich der Handwerker. Auch deshalb ist ein Ende seiner positiven Corona-Amerikaner nicht in Sicht. „Die Pandemie wird uns sicher noch etwas begleiten und selbst wenn ein Ende irgendwann absehbar ist: Dann schreiben wir eben so etwas wie 'es geht vorwärts' auf unsere Amerikaner!“

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