Sprockhövel. Die Gartenfreunde Sprockhövel leiden unter den Coronabeschränkungen. Manche Mitglieder bringen überraschende Begründungen für ihren Austritt vor.
Wen wundert es, dass im grünen Sprockhövel die Gartenfreunde zu den großen Vereinen in der Stadt gehört? Über 400 Mitglieder bringen sie auf die Waage. Doch Corona stellt für die Gartenfreunde eine erhebliche Herausforderung dar, der Verein verliert in der Folge der Pandemie Mitglieder. Die Begründung aber, die manche für ihren Austritt angeben, ist wirklich überraschend.
Ein Jahr des Verzichts und der Ernüchterung
„2020 war für unseren Verein ein Jahr des Verzichts und der Ernüchterung“, sagt der Vorsitzende Hans-Walter Sante. Nahezu alles, was so einen Verein wie die Gartenfreunde ausmacht, musste abgesagt, storniert, gestrichen werden. Ein Verein lebe nun mal von der Geselligkeit und der gemeinschaftlichen Unternehmung, fügt Sante an. Veranstaltungen etwa wie Vorträge über Pflanzen oder Gartengestaltung, die für die Mitglieder stets eine Inspirationsquelle darstellen, fanden nicht statt. Desgleichen die beliebten Ausflüge zu Städten Parkanlagen überall in Deutschland, wo des Gärtners Herz höherschlägt, fielen aus. „Ein- und Mehrtagesfahrten sind für viele überhaupt der Grund, Mitglied bei den Gartenfreunden zu sein“, betont der Vorsitzende. Und auch die Pflanzentauschbörsen fehlen den Hobbygärtnern sehr.
Finanziell große Einbußen erlebt
„Besonders weh getan hat, dass wir zu Sprockhövels 50. Geburtstag das Konzert-Ständchen in der Glückauf-Halle nicht organisieren durften. Das hat die älteren Mitglieder sehr geschmerzt“, berichtet Hans-Walter Sante. Die lange Liste der Enttäuschungen hat auch Posten, die finanziell voll ins Kontor geschlagen haben. So ist die Beteiligung der Gartenfreunde Sprockhövel beim alljährlichen Stadtfest in Niedersprockhövel neben den Mitgliedsbeiträgen die wesentliche Einnahmequelle des Vereins. „Das ist für uns immer der Termin, der auch das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mitglieder stärkt“, ist Sante überzeugt. Da wird aufgebaut, betreut, gebackt, gekocht, so dass sogar von auswärts Besucher kommen – und dabei eben auch die Vereinskasse gefüllt.
Corona-Skeptiker im Verein
Auch interessant
Das alles hat Auswirkungen auf die Vitalität eines Vereins wie die Gartenfreunde Sprockhövel. „Wer über das Jahr überhaupt kein Programm mehr erlebt, keinen Kontakt hat und allein aufs Zuhause und vielleicht allenfalls einsam auf den eigenen Garten zurückgeworfen wird, der fragt sich, warum er noch Mitglied sein soll“, sagt Sante. Und da auch die Gartenfreunde in ihrer Mitgliederstruktur den Querschnitt der Gesellschaft abbilden, haben Hans-Walter Sante und der Vorstand eine Überraschung erlebt: „Manche haben uns verlassen, weil sie entweder kein Verständnis für die Corona-Schutzbestimmungen aufbringen oder sogar Corona grundsätzlich in seiner Existenz leugnen.“
Kontakte auf Mindestmaß reduziert
Eine bittere Erfahrung für den Vereinsvorsitzenden, der selbst gemeinsam mit seiner Frau größten Wert auf Vorsicht und Rücksicht im Alltag wie auch in der Vereinsarbeit legen. „Wir sind alle überwiegend älter, viele sind Risikopatienten, da gibt es keine gegenseitigen Besuche oder so etwas“, so der Vereinschef. Kommunikation findet telefonisch und bis zu jedem einzelnen Mitglied allmonatlich über den Vereinsbrief mit dem beigefügten „Ratgeber für Gartenliebhaber“ vom Verband statt.
Planungen für das nächste Jahr
Auch interessant
Lockdown also auch bei den Gartenfreunden. „Inwieweit der Verein durch die Zwangspause gelitten hat, werden wir wohl bald sehen, wenn Vereinsversammlungen wieder möglich sein werden“, meint Sante. „Bis dahin wollen wir aber motiviert bleiben und planen bereits für das kommende Jahr.“ Digitale Kommunikationsformen wie etwa Videokonferenzen vertragen sich nicht mit der Lebenspraxis der überwiegend betagten Mitglieder, trotzdem plant der Vereinsvorstand für Januar eine Vorstandssitzung Aug’ in Aug‘ – sofern die Gaststätten wieder geöffnet sind. Auch der Konzertbeitrag zum nachgeholten Stadtjubiläum 50+1 mit Stefan Laux und drei Tenören, für die der Verein bereits 100 Karten verkauft hat, soll am 20. März stattfinden – wenn die Ministerpräsidenten nicht wieder etwas Neues beschließen.
Gartenfreunde und Gartencenter
Die Planungen bei den Gartenfreunden Sprockhövel sehen zurzeit noch vor, dass es Ende Februar 2021 eine Jahreshauptversammlung geben soll, ebenso steht noch ein Grünkohlessen auf dem Plan. Sicher ist das alles nicht.
Vom großen Trend im Coronajahr, der viele Menschen in die Gartencenter trieb, um den eigenen Garten zu verschönern oder erstmals Nutzpflanzen zu setzen, haben die Gartenfreunde als Verein nicht profitieren können.