Hattingen. Beim Altstadtgespräch in Hattingen geht’s um „alte Menschen auf der Intensivstation“. Mediziner erklären, was wichtiger als die Behandlung ist.
Um „Alte Menschen auf der Intensivstation“ ging es jetzt beim Altstadtgespräch. Die Experten: Vom Evangelischen Krankenhaus der Intensivmediziner Prof. Ulrich Kampa, der Max Lux, seinen Nachfolger als Oberarzt vorstellte, und Marie-Christin Vollmar, Oberärztin im Zentrum für Altersmedizin im St. Elisabeth-Krankenhaus Niederwenigern.
Die Zuhörer lernten die Strukturen der Intensivstation kennen – mit acht Betten in drei Zweibett- und zwei Einbettzimmern. Ständig anwesend sind ein Assistent der Anästhesie und ein Oberarzt. Es gibt acht Beatmungsgeräte, ein Ultraschallgerät, einen Defibrillator, ein Dialysegerät und andere apparative Ausstattung.
Altstadtgespräch über Medizin in Hattingen über alte Menschen auf der Intensivstation
Auf die Intensivstation kommen häufig Patienten mit Vergiftungen, akutem Nierenversagen, Schlaganfällen, nach Stromunfällen oder anderen Unfällen.
Auch interessant
Beim Umgang der Ärzte mit Angehörigen und Patienten liegt der Fokus weniger auf der Behandlung als vielmehr auf ethischen Fragen. Dank des EvK-Angehörigenkonzepts erhielt die Intensivstation von der „Stiftung Pflege“ das Zertifikat „besucherfreundliche Intensivstation“. Das heißt: Es gibt offene Besuchszeiten, Angehörige werden möglichst engmaschig informiert. Dies in Coronazeiten durchzuhalten, sei nicht einfach.
Medizinische Möglichkeiten stellen Ärzte vor neue Herausforderungen
Immer älter werdende Patienten und mehr medizinische Möglichkeiten stellen Ärzte vor neue Herausforderungen. Ziel ist und bleibt die Wiederherstellung von Lebensqualität. Oft aber sind die Prognosen schlechter, das Komplikationsrisiko ist erhöht, die Krankheitsdauer länger.
Marie-Christin Vollmar fragt provozierend: „Kann man zu alt sein für die Intensivstation?“ Klare Antwort: Nein. Denn wird ein älterer Patient auf der Intensivstation behandelt, hat er oft genug gute Chancen, danach ein lebenswertes Leben zu führen.
Gespräch mit den Angehörigen ist das wichtigste Instrument des Arztes
Auch interessant
Dort müsse man ansetzen, erklärt Kampa. „Seit 31 Jahren bin ich jetzt Intensivmediziner. Auch ich habe anfangs immer gedacht, man müsse alles tun, was machbar ist, ich müsse jeden Patienten retten. Diese Ansicht hat sich im Laufe der Jahre gewandelt. Darum ist das Gespräch mit den Angehörigen so wichtig.“
Man müsse als Arzt wissen, wer ist der Patient, wie lebt er, was ist ihm wichtig, ist er sportlich, religiös, was sollen wir tun, um in seinem Sinne zu handeln? Nicht die Behandlung, sondern das Gespräch sei das wichtigste Instrument des Arztes, ist Kampa überzeugt. „Wenn es einem Patienten vorher schlecht geht und nach der Behandlung noch schlechter, ist nichts gewonnen. Wir sollten nicht um jeden Preis therapieren. Einen Menschen im Sterben zu begleiten, ist genauso gut, wie Leben zu retten.“
Mediziner fordern zum Ausfüllen einer Patientenverfügung auf
Das A und O sei eine Patientenverfügung, die man mit einem Arzt zusammen ausfüllen sollte, „damit keine Unklarheiten bestehen“, sagt Vollmar. „Niemand braucht Angst zu haben, dass dieser schriftlich festgehaltene Wille durchgesetzt wird, wenn man Jahre später vielleicht anders über eine Situation denkt. Man kann sich jederzeit anders entscheiden.“ Das Beste sei, einer Vertrauensperson eine Vorsorgevollmacht auszustellen. Dann können Ärzte mit dem Bevollmächtigten im Sinne des Patienten Entscheidungen treffen.