Hattingen. Die Hattinger geben dem Gastronomieangebot nur in der Stadtmitte, im Hügelland und in Blankenstein gute Noten. Aber auch die Wirte dort kämpfen.
Bredenscheid, Winz-Baak und Niederbonsfeld haben gastronomisch nur sehr wenig zu bieten – so empfinden es zumindest die Einwohner dieser Hattinger Stadtteile. Eine besonders gute und große Auswahl bescheinigen die Bürger vor allem der Stadtmitte, dem Hügelland und Blankenstein. Das ergab der WAZ-Stadtteil-Check.
Die meisten Hattinger Randgebiete schneiden bei der Befragung schlecht ab. Das liegt sicherlich auch daran, dass viele Gaststätten in den äußeren Stadtteilen in den vergangene Jahren und Jahrzehnten geschlossen haben und kein Ersatz gefunden wurde. So war es zuletzt auch beim Haus Bennecken in Winz-Baak. Die Eheleute Rolf und Doris Potts betrieben das Restaurant über viele Jahre hinweg, 110 Jahre hatte die Traditionsgaststätte auf dem Buckel, als sie am 1. September 2020 für immer die Tore schloss.
„Wir haben bis zuletzt gehofft“
Trotz intensiver Suche wurde kein Nachfolger für das Ehepaar Potts gefunden. „Das tut uns sehr weh. Damit haben wir auch nicht gerechnet. Wir haben bis zuletzt gehofft, noch jemanden zu finden“, sagt Doris Potts. Aus dem Haus Bennecken, wie es die Winz-Baaker kennen, werden nun Wohnungen – und ein beliebter Treffpunkt im Stadtteil fällt weg.
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Die Suche nach Pächtern und Nachfolgern gestalte sich in der gesamten Gastronomie-Branche sehr schwierig, sagt Axel Wegermann, Inhaber und Koch des Bio-Landgasthaus Wegermann#s im Wodantal. Früher habe man immer wieder Initiativbewerbungen erhalten, heutzutage müsse man viel Zeit und Geld in die Hand nehmen, um jemanden zu finden.
Auch das Haus Bärwinkel geschlossen
„Das ist fast überall so, in den Randgebieten macht sich das aber vielleicht noch stärker bemerkbar“, sagt Axel Wegermann. „Ich komme aus einer Gastro-Familie, da ist es normal, schon morgens in der Restaurantküche zu frühstücken und zwölf bis 14 Stunden üm Betrieb zu sein. Das aber wollen eben sehr viele Menschen nicht mehr.“
Die Elfringhauser Schweiz schnitt mit Note 2,54 knapp hinter der Stadtmitte beim Stadtteilcheck Gastronomie am besten ab, doch auch im touristisch-interessanten Hügelland schließen Gaststätten. Die Pizzeria Mimo schloss ihre Pforten nun nach drei Jahren und das Traditionsgasthaus Bärwinkel, das Dirk und Monika Bärwinkel von 1962 bis 2018 führten, sucht erneut einen neuen Pächter, da das Duo Ron Hennig und Guiseppe Coniglio den Betrieb nach acht Monaten aufgeben musste. Aktuell ist das Haus Bärwinkel geschlossen.
Junge Mitarbeiter sind kaum zu finden
„Kunden zu binden, ist in den Randgebieten sicherlich etwas schwieriger als in zentraler Lage, aber möglich ist es auf jeden Fall“, sagt Axel Wegermann. Wichtig sei es, etwas Besonderes zu haben, ein Alleinstellungsmerkmal zu bieten, dass die Menschen immer wieder herlocke, so Axel Wegermann. Das Bio-Landgasthaus habe dies als einziges Bio-zertifiziertes Restaurant in Westfalen gefunden. Für das Jahr 2020 wurde Wegermann’s sogar vom Restaurantguide Gault&Millau ausgezeichnet und empfohlen.
Schwierig sei es jedoch, junge Mitarbeiter zu finden, sagt Wegermann. „Wie sollen die jungen Menschen, die noch nicht motorisiert sind, auch herkommen. Die Infrastruktur und der der fehlende Nahverkehr ist dabei ein großes Problem“, erklärt der Koch.
Vor wenigen Jahren fuhr die Linie 634 noch durch Elfringhausen, diese wurde aber eingestellt. Das habe für viele Cafés im Hügelland bemerkbar gemacht, so Wegermann. „Viele ältere Leute, die mit dem Bus samstagnachmittags für Kaffee und Kuchen gekommen sind, kommen nun nicht mehr.“