Hattingen. SPD, CDU und Grüne rücken nach der Wahl in Hattingen auf Augenhöhe zusammen. Wahlverlierer und Wahlgewinner denken über eine Zusammenarbeit nach.
Die SPD beklagt hohe Verluste. Die Grünen haben ihr Ergebnis fast verdoppelt. Die CDU verliert leicht, allerdings gegen den Landestrend. Die FDP legt um die Hälfte zu. „Die Partei“ holt im ersten Anlauf drei Ratsmandate. Das ist die Lage nach der Ratswahl vom Sonntag.
Was das für die Arbeit der Stadtverordnetenversammlung in den kommenden fünf Jahren heißt, ist am Tag nach dem Urnengang noch nicht endgültig zu sagen. Ein Hebel für die künftige Hattinger Politik liegt bei den Grünen. Da ist die Situation auch am spannendsten.
Frank Staacken hat den Sprung in die Stichwahl zum Bürgermeisteramt nicht geschafft. Das ist aber auch die einzige betrübliche Nachricht im Lager der Umwelt-Partei. Am Tag nach der Ratswahl überwiegt die Freude über 23,7 Prozent Zuspruch.
Frank Staacken gibt Fraktionsvorsitz ab
„Das ist ein toller Erfolg. Jetzt müssen wir das Ergebnis aber auch in Politik umsetzen“, sagt Frank Staacken. Das gute Abschneiden betrifft ihn ganz persönlich. Platz zehn auf der Reserveliste reicht ihm zum Wiedereinzug in den Rat. Als Fraktionschef wird sich der 64-Jährige zurückziehen, „damit der Generationswechsel greifen kann“.
Zur Wahrheit gehört, dass es bei den Hattinger Grünen schon länger rumort. Bereits bei der Kommunalwahl 2014 hatten die jungen Wilden in der Partei versucht, die Reserveliste zu stürmen.
Da konnte die Grünen-Spitze zusammen mit den damals aktiven ehemaligen FWI-Mitglieder der Fraktion den Nachwuchs noch abwehren.
Kampfabstimmungen um alle Männerplätze
Das sieht inzwischen anders aus. Bei der Aufstellung der Liste im Mai hat es bei allen Männerplätzen Kampfabstimmungen gegeben. Bei den Frauen nur bei Brigitte Serrano – und auch die ist prompt durchs Raster des Generationswechsels gefallen. Sie gehört dem neuen Rat nicht mehr an.
In den sozialen Medien ist seit Tagen verstärkt von einer rot-grünen Koalition im Stadtrat die Rede. Staacken hält das für falsch. Man habe mit elf Sitzen eine hervorragende Position für wechselnde Mehrheiten mit SPD oder CDU. „Das müssen wir uns offenhalten.“
Empfehlung für die Bürgermeisterwahl wird diskutiert
Oliver Degner hält den Ball flach. „Von der Idee für eine Koalition habe ich auch gehört“, sagt der Parteichef der Grünen. Das sei aber aktuell kein Thema. „Erst einmal entscheiden wir, ob wir eine Empfehlung für die Bürgermeisterwahl aussprechen.“
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Achim Paas kann sich eine „strategische Zusammenarbeit mit den Grünen sehr gut vorstellen“. Zwar habe die SPD zuletzt auch mit wechselnden Mehrheiten wichtige Entscheidungen treffen können, erklärt der SPD-Fraktionschef. „Ein Zusammengehen mit den Grünen würde aber dazu führen, dass Politik endlich wieder verlässlich eigene Themen voranbringen könnte und nicht nur immer Verwaltungsideen abarbeitet.“
Die CDU geht davon aus, dass die sachbezogene Ratsarbeit mit wechselnden Mehrheiten weitergeht. „Das hat doch gut funktioniert“, meint Partei- und Fraktionschef Gerhard Nörenberg.