Hattingen. Der amtierende Bürgermeister (62) blickt auf „fünf erfolgreiche Jahre“ zurück. Kritik an Klimaschutz und Wirtschaftsförderung weist er zurück.
So ist das mit Amtsinhabern und Herausforderern: Während die vier Gegenkandidaten für das Amt des Bürgermeisters kritisch auf die Lage der Stadt blicken und reihenweise Forderungen für Verbesserungen stellen, sieht der amtierende Verwaltungschef Hattingen auf gutem Weg. „Ich blicke auf fünf erfolgreiche Jahre zurück“, sagt Dirk Glaser, der sich um eine zweite Amtszeit bewirbt, im Gespräch mit der WAZ.
Die Stadt habe in dieser Zeit drei große Herausforderungen gut bewältigt: Flüchtlingskrise, Coronavirus und Finanzmisere. „Ich will nicht behaupten, dass alles wunderbar geklappt hat“, meint der 62-Jährige. „Aber unter dem Strich können wir mit unserer Bilanz sehr zufrieden sein.“
Verwerfungen in der Stadtgesellschaft vermieden
Bei der Flüchtlingskrise habe man das menschliche Leid der Betroffenen in Grenzen halten und soziale Verwerfungen in der Stadtgesellschaft vermeiden können, sagt Glaser. Mit Blick auf Corona habe die Stadt alles unternommen, damit die Menschen gesund bleiben.
„Als Manager und Moderator habe ich die verlässliche Information der Bevölkerung verantwortet“, so der Bürgermeister. Und aus der Finanzmisere habe sich Hattingen durch das Kanalgeschäft deutlich spürbar befreien können.
„Die Stadtkämmerei hat gute Arbeit geleistet“
„Da hat die Stadtkämmerei gute Arbeit geleistet“, lobt Dirk Glaser. „Leider vergisst der Kämmerer im Wahlkampf oft zu erwähnen, dass ich ihn mit der Ausarbeitung der Übertragung an den Ruhrverband beauftragt habe.“ Eine Spitze gegen Frank Mielke. Der Kämmerer und Personalchef ist als Bürgermeisterkandidat der SPD unterwegs und rechnet sich das Kanalgeschäft dabei auf der Habenseite an.
Wo wir schon bei Spitzen sind. Glaser macht keinen Hehl daraus, dass ihm Mielkes Vorgehen missfällt. „Wir sitzen seit Jahren im Stadtvorstand zusammen und diskutieren jedes Thema. Und jetzt ist auf einmal der Kämmerer für alle positiven Entwicklungen verantwortlich und ich für alle negativen. So geht das nicht.“
Glaser sieht „Moderator“ nicht als Schimpfwort
Ein Thema ist im Wahlkampf auch der Führungsstil der beiden. Frank Mielke will im Falle seiner Wahl ein „politischer Bürgermeister sein“ und „eigene Überzeugungen aktiv vertreten“.
Dirk Glaser sieht die Bezeichnung „Moderator“ nicht als Schimpfwort. Der Bürgermeister sei die Schnittstelle zwischen Politik, Verwaltung und Bürgerschaft. „Er muss zuhören, moderieren, zusammenbinden und sich dabei auf sein Team im Rathaus verlassen können“, meint Glaser. „Einsame Entscheidungen und ständiges Auf-den-Tisch-Hauen funktionieren nicht.“
Redakteur, Dokumentarfilmer, Geschäftsführer
Fünf Kandidaten bewerben sich bei den Kommunalwahlen am 13. September um das Amt des Bürgermeisters: Thomas Bausch, Dirk Glaser, Frank Mielke, Christian Siever und Frank Staacken.
Dirk Glaser (62) hat sich bei der Bürgermeisterwahl 2015 gegen Manfred Lehmann (SPD) durchgesetzt. Glaser ist gebürtiger Bochumer und wuchs in Hattingen, Düsseldorf und Solothurn auf. Seit 1979 lebt er in Hattingen. Der Journalist hat als Redakteur und Moderator beim WDR gearbeitet und auch Dokumentarfilme gemacht. Von 2008 bis 2014 war er Geschäftsführer der Südwestfalen Agentur in Olpe.
Funktioniert haben nach Einschätzung des Verwaltungschefs Klimaschutz und Wirtschaftsförderung. Beide Bereiche stehen in der Kritik.
Lob für Jugendparlament und Quartiersmanagerin
„Das Klimaschutzkonzept steht seit 2019“, sagt Glaser. „Die Klimaschutzmanagerin hat am 1. September angefangen, im nächsten Jahr kommt ein Mobilitätsmanager hinzu. Mit beiden schließen wir die Lücke, die entstanden ist, als unsere Abteilung Umweltschutz seinerzeit aufgelöst werden musste.“
Auch die Wirtschaftsförderung sieht der 62-Jährige zu Unrecht am Pranger. Mit 6,7 Prozent habe Hattingen die niedrigste Arbeitslosenquote im Ruhrgebiet. Die Firma EK Fahrzeuge ziehe nach Hattingen, Tiemeyer mit Verspätung. Mit Toner-Partner und im Gefolge Planet Sports kämen bis zu 500 weitere Arbeitsplätze in die Stadt. „Vielleicht hätten wir das alles nur besser kommunizieren müssen“, räumt der Bürgermeister ein.
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Lobende Worte findet Glaser für die Arbeit des Jugendparlaments und der Quartiersmanagerin. Handlungsbedarf sieht er beim Ausbau von Kitas und Offenem Ganztag, bei der Wiedereröffnung des Alten Rathauses für Kulturveranstaltungen und beim Einfordern weiterer Unterstützung der Kommunen durch Bund und Land.