Hattingen. Der SPD-Bürgermeisterkandidat (57) setzt auf eine effizientere Verwaltung, Wasserstoff als Energieträger und eine Traglufthalle fürs Freibad.
Wenn Frank Mielke von einem „lebendigen Wahlkampf“ spricht, meint er damit vor allem Nachfragen der Bürgerinnen und Bürger zu Sachthemen, die er als Bürgermeisterkandidat der SPD gesetzt hat. „Viele wollen wissen, wie die Umrüstung von Autos auf Wasserstoff funktioniert oder der Aufbau einer Traglufthalle über dem Schwimmbecken im Freibad Welper“, erzählt der 57-Jährige der WAZ. Aber auch andere Alltagsfragen seien gestellt worden. Etwa: Wann und wie können Chöre endlich wieder proben?
„Ich habe nicht auf alles eine Antwort parat, aber eine wichtige Erkenntnis für mich gewonnen“, ordnet Mielke die Gespräche ein: „Es gibt unglaublich viele Themen – also viel zu tun.“
Entsprechend schwer tut sich der Sozialdemokrat mit der Frage, welche drei Dinge er im Falle einer Wahl zum Bürgermeister zuerst anpacken werde. „Erst eines und dann ganz viele“, lautet seine Antwort. Und ist damit bei seinem Top-Thema: die Verwaltung neu aufstellen.
Lieber Nummer eins als Nummer drei
„In unserer Verwaltung arbeiten um die 900 Leute in den unterschiedlichsten Bereichen. Sie ist ein riesiger Gemischtwarenladen an Bürgerdienstleistungen“, erläutert Mielke. „Ein Bürgermeister muss in der Lage sein, all diese Prozesse zu durchschauen und auf dieser Grundlage die Verwaltungsarbeit mitzugestalten. Ich bin überzeugt davon, dass eine funktionierende Verwaltung immer noch der beste Bürgerservice ist. Und da können wir noch viel effizienter werden.“
Dass er selbst seit 40 Jahren Teil dieser Stadtverwaltung ist, bereitet dem Kämmerer und Personalchef keine Probleme. „Es ist vielmehr mein Ansporn, nicht mehr länger die Nummer drei in der Verwaltung zu sein, sondern die Nummer eins.“
Überzeugungen aktiv vertreten
Mielke erklärt das so: „Als Kämmerer und Personaldezernent besorge ich das Geld und halte das Personal bereit. Wenn ich dann sehe, dass das Geld nicht ausgegeben wird, möchte ich das ändern. Und das kann ich nur als Bürgermeister.“
Der Vorwurf an den Amtsinhaber geht einher mit der Ansage, ein „politischer Bürgermeister“ sein zu wollen. „Das bedeutet für mich, die Arbeit des Stadtrats nicht einfach nur zu moderieren, sondern auch meine eigenen Überzeugungen und Ansichten aktiv zu vertreten“, sagt Frank Mielke.
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Sich zu seiner sozialdemokratischen Heimat zu bekennen und Themen wie Wohnen und Bildung besonders in den Blick zu nehmen, kollidiert nach Mielkes Ansicht nicht mit dem Anspruch, ein Bürgermeister für alle Hattingerinnen und Hattinger zu sein. „Der Chef der Verwaltung ist ein politischer Beamter, da braucht es klare Positionen“, erklärt der Bewerber.
„Ich möchte kein Hochglanz-Bürgermeister sein“
Frank Mielke stammt aus Winz-Niederwenigern. 1979 startete der Absolvent der Realschule Grünstraße als Auszubildender der Verwaltung im mittleren Beamtendienst. Über den zweiten Bildungsweg und ein duales Studium wurde er Diplom-Verwaltungswirt. Mielke stieg im Ordnungsamt zum Abteilungsleiter auf, leitete für eineinhalb Jahre die Volkszählung in Hattingen, wechselte ins Personalamt, wurde der erste Datenschutzbeauftragte der Stadt, später Büroleiter und Referent bei Bürgermeisterin Dagmar Goch, dann Fachbereichsleiter und Kämmerer.
Mielke mahnt neue Ziele für die Jahre ab 2021 an
Fünf Kandidaten bewerben sich bei den Kommunalwahlen am 13. September um das Amt des Bürgermeisters: Thomas Bausch, Dirk Glaser, Frank Mielke, Christian Siever und Frank Staacken.
Frank Mielke (57) ist vor mehr als 40 Jahren in die SPD und die Gewerkschaft ÖTV eingetreten. Er ist Gründungsmitglied von Verdi Hattingen. Wenn er sagt, die Stadt müsse sich neue Ziele setzen, meint er das von Bürgermeisterin Dagmar Goch 2008 angestoßene Strategiekonzept 2020. „Da sind wir jetzt. Wenn wir uns nicht rühren, haben wir 2021 keine Ziele mehr“, sieht Mielke akuten Handlungsbedarf.
Zu den vielen Themen, dies es anzupacken gelte, zählt Mielke: die ökologische Aufwertung von Grünflächen, schnellere Baugenehmigungen mit Vorfahrt für Wohnungen und Gewerbe, eine aktivierte Bäderlandschaft und der Erhalt von Turnhallenkapazitäten, eine für die Zukunft aufgestellte Wirtschaft mit fairem Handel und einem „Unverpacktladen“ sowie eine langfristige Schulentwicklungsplanung.
Eine Konsequenz aus der Vielzahl der Themen zieht Frank Mielke so: „Der Arbeitsplatz eines Verwaltungschefs ist sein Schreibtisch. Ich möchte kein Hochglanz-Bürgermeister sein.“