Hattingen. Prozess-Start wegen versuchten Mordes an der Schulstraße in Hattingen: Vor dem Landgericht Essen geht es um das Motiv, die Angeklagten schweigen.
„Nur“ eine blutige Prügelei um eine Frau oder tatsächlich ein versuchter Mord? Vor dieser Frage steht seit Montag das Essener Schwurgericht im Prozess gegen zwei Hattinger. Ihnen wirft die Staatsanwaltschaft vor, einen Nebenbuhler heimtückisch angegriffen und dessen Freund mit Messern lebensgefährlich verletzt zu haben.
Am ersten Verhandlungstag gibt es auf die Frage noch keine Antwort. Yakup T. (26) und Mateusz K. (27) schweigen zu den Vorwürfen der Anklage.
Motiv: Freundin ausgespannt
Es geht um einen früheren Freund des Angeklagten Mateusz K., der ihm offenbar die Freundin ausgespannt hatte. Sie haben immer noch Kontakt, die Freundschaft der früheren Nachbarjungen hat aber gelitten. Nicht erst, seitdem die junge Frau Mateusz K. verlassen hatte.
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Am 15. März sollen die beiden Angeklagten gegen 17 Uhr den früheren Freund in seiner Werkstatt aufgesucht haben. Zunächst wollte dessen Ex-Freundin wissen, was die beiden wollten. „Halt’s Maul, Schlampe“, bekam sie zu hören. Dann stürmten die Männer in die Küche der Werkstatt, wo der Chef und aktuelle Freund der Dame stand, heißt es in der Anklage.
Täter treten auf den Kopf ein
Ihn sollen sie aufgefordert haben, mit ihnen nach draußen zu kommen. Als er nicht sofort gehorchte, soll Mateusz K. ihm einen Faustschlag ins Gesicht versetzt haben. Danach verließen sie die Räume.
Laut Anklage brachten sie den Werkstattchef und Nebenbuhler draußen zu Fall und traten auf dessen Kopf ein. Als die Freundin ihm helfen wollte, sollen sie fest an ihren Haaren gezogen haben. Doch am Schluss hörten sie auf, die Angreifer zogen ab.
Wiedersehen auf der Schulstraße
Eine Stunde später soll das Opfer mit einem Freund nach den beiden gesucht haben. Laut Anklage planten sie lediglich, die beiden zur Rede zu stellen. Tatsächlich entdeckten sie das Duo an der Schulstraße, räumlich ein wenig getrennt.
Verteidiger will Verfahren aussetzen
Zu Beginn der Verhandlung ging es erst einmal um formelle Fragen. Rechtsanwalt Dennis Schuchna, Verteidiger von Mateusz K., beantragte die Aussetzung des Verfahrens. Das Gericht habe ihm die Akte nicht rechtzeitig und vollständig überlassen.
Diesen Antrag wies die Kammer zurück. Die Verteidigung habe sehr wohl die Möglichkeit zur Vorbereitung gehabt, begründete Richter Martin Hahnemann.
Der Werkstattchef soll zu Mateusz K. gegangen sein, der Freund dagegen zu Yakup T., der an einer Straßenecke gestanden haben soll. Ohne Aggression soll der Freund des Opfers diesen Angeklagten gefragt haben, was die Aktion am Nachmittag sollte. Doch bevor Yakup T. antworten konnte, soll sich unbemerkt Mateusz K. genähert und den Fragenden in den Rücken getreten haben.
Lebensgefährliche Verletzungen nach Messerstichen
Der Freund sei zu Boden gegangen. Mehrfach sollen die beiden Angeklagten auf den am Boden liegenden Mann mit Messern eingestochen haben. Der habe sich aber trotz lebensgefährlicher Verletzungen aufbäumen und die Angreifer abschütteln können.
Seinen Freund, den Werkstattchef, warnte er, als der ihm zur Hilfe eilte: „Vorsicht, die haben Messer.“ Gemeinsam retteten sie sich ins Auto, fuhren zum Krankenhaus. Noch in der Nacht erfuhr die Polizei von der blutigen Auseinandersetzung, suchte das Opfer der Messerstiche in der Klinik auf.
Polizei nimmt mutmaßlichen Täter im Krankenhaus fest
Zeitgleich kam einer der mutmaßlichen Täter dort an, wollte seine blutende Knieverletzung behandeln lassen. Ihn nahmen die Beamten fest. Ein Richter erließ Haftbefehl. Nach Yakup T. fahndete die Polizei, er stellte sich Anfang Mai.
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Objektive Beweise, die das Gericht prüfen könnte, gibt es wenig. Den Tatort hatten die mutmaßlichen Täter und Opfer ja verlassen. So ist nicht ganz klar, ob die Opfer tatsächlich nur eine Aussprache gewünscht oder sich selbst bewaffnet hatten.
Drei Verhandlungstage hat seine Kammer angesetzt, um den Fall aufzuklären.
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