Hattingen. Die „Kleine Affäre außer Haus“ hat vielen Menschen in Hattingen Freude bereitet. Zum Abschluss gab es knackiges Kabarett mit Wilfried Schmickler.
Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe „Kleine Affäre außer Haus“ präsentierte Wilfried Schmickler mit seinen Gästen Ill-Young Kim sowie Ulan und Bator einen fulminanten Open-air-Kabarettabend.
Ulan und Bator führen Absurditäten unserer Gesellschaft vor Augen
Vor ihnen ist nichts sicher: Die Absurditäten unserer Gesellschaft führen uns Ulan und Bator mit einer schon dadaistisch-existentialistisch anmutenden Komik vor Augen. Mit Hilfe ihrer Pudelmützen, die sie vor den Augen des Publikums mit einer an Charlie Chaplin erinnernden Langsamkeit aus den Hosentaschen ziehen und aufsetzen, treten sie ein in eine Welt phantastisch-absurder Assoziationen.
„Ich hätte gerne keine Einbauküche, kein Gelb und keine Sitzecke“, so werden sie in einem Sportgeschäft vorstellig, zu dem sie der Schwiegervater geschickt hat. Dieser Wunsch sollte doch leicht zu erfüllen sein. Oder doch nicht?
Wilfried Schmickler gemeinsam mit Ulan und Bator auf der Bühne
Zufriedene Kunden, das ist das Ziel in der Konsumgesellschaft. Aber wie befriedigt man den Nicht-Konsum? Abstinenz fällt da eigentlich aus dem Schema, doch Ulan und Bator kriegen das hin.
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Dann kündigt Wilfried Schmickler einen unbekannten Film des russischen Tänzers Rudolf Nurejew an, eine Weltpremiere. In die Rolle des Startänzers schlüpfen Ulan und Bator – einer läuft, der andere hüpft wippend über die Bühne. Diese Choreografie halten sie durch alle Stationen ihrer Auftritte durch: am Musiktheater im Revier, das man durch die Müllsäcke unten rechts erkennt, bis zu den Wiener Festwochen.
Talkshows werden an diesem Abend besonders unter die Lupe genommen
„Eine solche Körperspannung, nicht von dieser Welt, das kennt man eigentlich nur aus dem Tierreich, von Tigern und Igeln, ich kann mich daran gar nicht satt sehen“, bewirbt Schmickler derweil die Performance, eine Karikatur auf unreflektierte Kulturhypes.
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Auch das Showbusiness, speziell Talkshows, nehmen sich Schmickler sowie Ulan und Bator im Gespräch mit dem Autor Jean Jean, der einen „veritablen Misserfolg“ nach dem anderen produziert, unter die Lupe. Sein gemeinsam mit Albert Camus in der Bretagne eingeführter Eierschneider löste einen Shitstorm bei Veganern aus, für sein Buch „Frosti, der kleine Beduine“ sucht er immer noch einen Verlag.
Flammender Appell von Wilfried Schmickler an Mit-Menschlichkeit
Der Kölner Kabarettist und Stand-up-Comedian Ill-Young Kim dagegen spielt mit typischen Ausländerklischees rund um Menschen mit Migrationshintergrund.
Zuletzt kommentiert Schmickler mit einer Ballade à la Brecht die aktuelle Lage. „Kein Wochenende ohne Corona-Demonstrationen, aber ich glaube nicht, dass sich das Virus dadurch einschüchtern lässt“, bringt er die Situation trocken auf den Punkt. Seine Reflexionen über Spitzenpolitiker und ihren Umgang mit der Krise sind ein flammender Appell an die Mit-Menschlichkeit, die ja auch Angela Merkel mit ihrem Aufruf zu „herzlicher Vernunft“ beschworen hat – „so etwas hat wohl noch nie ein Politiker vom deutschen Volk verlangt!“
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