Hattingen. Jeder vierte Handwerksbetrieb in Hattingen ist inzwischen in Frauenhand. In welchen Branchen Führungskräfte besonders häufig weiblich sind.

Jeder vierte Handwerksbetrieb in Hattingen ist in Frauenhand, meldet die zuständige Handwerkskammer Dortmund. Die Zahl der weiblichen Führungskräfte sei beständig in den vergangenen zehn Jahren gestiegen.

Damit liegt Hattingen leicht über dem Schnitt des gesamten Bezirks der Handwerkskammer (HWK) Dortmund. Um 3,5 Prozent im vergangen Jahrzehnt auf jetzt 27,9 Prozent sind die von Frauen geführten Betriebe in Hattingen gestiegen. Im Kammerschnitt sind es 25,1 Prozent.

Frauen sitzen an der Spitze von jedem vierten Handwerksbetrieb in Hattingen

Doch es gibt eine Besonderheit in Hattingen: „Im Vergleich zum gesamten Kammerbezirk ist der Frauenanteil in den zulassungspflichtigen Handwerken in Hattingen geringer, bei den zulassungsfreien Handwerken und handwerksähnlichen Gewerben jedoch deutlich höher“, sagt Kätrin Brillowski, Sprecherin der Handwerkskammer Dortmund.

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Bei den handwerksähnlichen Betrieben ist inzwischen mehr als die Hälfte der von Frauen geführt, bei den zulassungsfreien Handwerken ist es knapp die Hälfte.

Frauen führen oft Betriebe aus den klassisch weiblichen Berufen

Handwerksordnung

Die Handwerksordnung gibt Auskunft darüber, welche Gewerbe als zulassungspflichtiges Handwerk anerkannt sind. Dazu zählen laut des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks zurzeit 53 Gewerbe, darunter Maurer und Betonbauer, Dachdecker, Maler- und Lackierer, Bäcker, Konditor, Fleischer, Augenoptiker, Zahntechniker, Friseure, Raumausstatter.

Es gibt 42 Handwerke, die zulassungsfrei sind, darunter Uhrmacher, Gold- und Silberschmiede, Maßschneider, Schuhmacher, Fotografen, Drucker, Bestatter. Hier kann der Meisterbrief freiwillig erworben werden.

Zu den handwerksähnlichen Gewerben zählen 57 Berufsgruppen wie Rohr- und Kanalreiniger, Kosmetiker, Klavierstimmer, Änderungsschneider, Speiseeishersteller.

Auffällig ist, dass Frauen oft in klassischen Frauenberufen Chefinnen sind beispielsweise in Friseur-, Änderungs- und Maßschneiderei-Betrieben. Besonders hoch ist im gesamten Kammerbezirk der Anteil der leitenden Frauen im Kosmetiksektor: 87 Prozent der Inhaber sind nach der Erhebung der Handwerkskammer Dortmund weiblich.

Der Anteil der Chefinnen im zulassungspflichtigen Handwerk dagegen ist in Hattingen gefallen: von 16,1 Prozent im Jahr 2010 auf 12,3 Prozent in diesem Jahr. Das sind 4,6 Prozent weniger als im Kammerbezirk.

Frauen machen laut Handwerkskammer den Wirtschaftsbereich vielfältiger

Aber in Hattingen leiten Frauen auch weniger weibliche Handwerksbetriebe wie eine Bautentrocknungs-Firma oder ein Metallschleifer- und -polier-Unternehmen. Im Gold- und Silberschmiedehandwerk gibt es eine Geschäftsinhaberin: Angela Reske, die im Jahr 2016 ihr Ladenlokal am Untermarkt eröffnete.

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„Das Handwerk ist vielfältig, nicht nur durch sein breites Berufsspektrum, sondern vor allem durch die vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten, die jeden Tag dafür sorgen, dass der Betrieb läuft“, sagt Berthold Schröder, Präsident der HWK Dortmund. Er begrüßt darum, dass sich immer mehr Frauen für eine Karriere im Handwerk begeisterten und so den Wirtschaftsbereich noch vielfältiger machten.

Handwerkskammer sieht gute Karrieremöglichkeiten für Frauen

Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels würden nicht nur gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch Führungskräfte dringend gesucht. „Hier bieten sich sowohl für Frauen als auch für Männer exzellente Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten. Durch die Digitalisierung nimmt die körperliche Belastung in handwerklichen Berufen zudem immer mehr ab. Gleichzeitig werden kommunikative und kreative Fähigkeiten stärker nachgefragt. Die Berufsaussichten und Karrierechancen für Frauen im Handwerk sind enorm“, erklärt Schröder.