Hattingen. Die Arbeitgeberverbände haben die Attraktivität der Städte untersucht. Im Landesvergleich von 396 Kommunen belegt Hattingen Rang 339. Die Gründe:
Eine wirtschaftspolitische Debatte möchten die Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen im Vorfeld der Kommunalwahlen am 13. September anstoßen. Dazu haben sie sich das „Kommunalranking NRW 2020“ genauer angeschaut.
Bei der vom Institut der deutschen Wirtschaft durchgeführten Studie landet Hattingen auf Rang 339 von 396. Entsprechend düster sieht es auch beim bundesweiten Vergleich aus. Dort nimmt Hattingen Position 7976 von insgesamt 10.554 Städten und Gemeinde ein.
Versorgungsquote beim Breitband liegt von 73 Prozent
Aufschlussreich bei dem Ranking ist ein Blick auf die Nachbarstädte im Ennepe-Ruhr-Kreis. „Gerade beim Breitbandausbau und dem exorbitant hohen Gewerbesteuerhebesatz hat Hattingen Verbesserungspotenzial. Beide Parameter verhindern Neuansiedlungen von Unternehmen, weil die Rahmenbedingungen an anderen Standorten deutlich attraktiver sind“, sagt Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen, mit Blick auf die Ruhrstadt.
Bei den Breitbandverbindungen mit mindestens 200 Mbit/s erreicht Hattingen eine Versorgungsquote von 73 Prozent. Führend im EN-Kreis ist Herdecke mit 93 Prozent, Schlusslichter sind Breckerfeld und Sprockhövel mit jeweils 57 Prozent.
„Es gibt viel Arbeit für Stadtspitze und Stadtrat“
Auch bei der Gewerbesteuer macht es Hattingen der Wirtschaft schwerer als andere EN-Städte. So sind die Hebesätze im Kreis ohnehin schon recht hoch. Und Hattingen rangiert mit einem Wert von 515 Prozentpunkten gleich nach Herdecke mit 535 und Witten mit 520 auf Platz 3 der teuersten Städte.
„Es gibt also viel Arbeit für Stadtspitze und Stadtrat“, stellt Erlhöfer fest. „Die großen wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Herausforderungen müssen vor allem in den Städten und Gemeinden angegangen, organisiert und umgesetzt werden. Wir möchten auf die Bedeutung der Wirtschaft für unser Zusammenleben nicht nur in Deutschland, sondern vor allem ‚vor der eigenen Haustür’ aufmerksam machen.“
Positive Entwicklung bei den Baugenehmigungen
Wenn Hattingen für die Wirtschaft attraktiv sei, dann sei die Stadt das auch für weitere Investoren im Wohnungsbau, bei Infrastrukturprojekten und für Fachkräfte außerhalb der Stadt- und Landesgrenzen. Und wenn steigende städtische Einnahmen sinnvoll genutzt würden, könnten viele weitere Herausforderungen angegangen werden, so Erlhöfer.
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Interessant ist der Blick auf die Baugenehmigungen. Hier hat Hattingen wegen jahrelanger Wartezeiten zuletzt viel Kritik einstecken müssen. Bei der Entwicklung der absoluten Zahlen fährt die Ruhrstadt nun allerdings den mit Abstand positivsten Trend ein.
Nur Sprockhövel kann ansatzweise mithalten
So ist die Zahl der Baugenehmigungen je 1000 Wohnungen von 0,8 im Jahr 2013 auf 6,0 im Jahr 2018 so stark gewachsen wie in keiner anderen EN-Kommune. Nur Sprockhövel kann ansatzweise mithalten. Breckerfeld und Witten haben negative Tendenzen.
„Unternehmen schaffen Arbeitsplätze, sorgen für Kaufkraft und bieten jungen Menschen Perspektiven, in Hattingen zu wohnen, zu bauen und eine Familie zu gründen. Für eine lebendige und lebenswerte Stadt“, sagt dazu Dirk W. Erlhöfer.
Landesweit hat einmal mehr Monheim die Nase vorne
Mit seinem 339. Rang von 396 Städten und Gemeinden in NRW ist Hattingen übrigens die zweitschlechteste Stadt im Ennepe-Ruhr-Kreis. Nur Witten liegt noch weiter hinten: auf Platz 362.
Spitzenreiter im EN-Kreis ist Herdecke auf Position 24, es folgen Ennepetal auf 64 und Sprockhövel auf 161. Landesweit hat einmal mehr Monheim die Nase vorne. Diese Stadt haben Arbeitgeber seit Jahren besonders gerne. Dort liegt der Hebesatz der Gewerbesteuer bei 250 Punkten.