Hattingen. In Hattingen gibt es Streit zwischen Boule-Spielern und Eltern. Über Nacht wird ein Platz für Radler gesperrt. Jetzt gibt es eine neue Lösung.
Alte gegen Junge, Fahrradfahrer gegen Boulespieler – es gibt Ärger rund um den Winzermarkplatz. Das zwischenmenschliche Tief in Niederbonsfeld soll jetzt ein Ende haben. Im Streit um die Fläche schaltete sich die Stadtverwaltung ein – auch das sorgte für Unfrieden. Nun haben sich alle Beteiligten doch noch auf ein rücksichtsvolles Miteinander geeinigt. Fast ohne bürokratische Regeln und Vorschriften.
Fahrräder verursachen tiefe Rillen auf dem Bouleplatz
Die Boulespieler ärgern sich über die tiefen Rillen, die die Radler auf dem Platz hinterlassen. Für die älteren Boulespieler, die für immer mehr Spieler dringend mehr Platz wünschen, legte sich Gerd Walther von der Aktionsgemeinschaft Winzermark ins Zeug. Für die Eltern, die so gerne ihre Kinder auch auf der sicheren Bouleplatzfläche radeln lassen wollen, Lars Geißler. Beide Seiten haben in jüngster Zeit die Stadt angeschrieben.
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„Zu 70 Prozent haben wir vor 14 Jahren den Platz selbst angelegt und pflegen ihn ja bis heute“, sagt Walther. Auf dem Schotter ordentlich zu bremsen, macht den Kindern offenbar besonders viel Spaß. Mit dem Erfolg, dass durch die Rillen, die entstehen, die Boulebälle ihre Bahnen eigenmächtig verlassen und ein vernünftiges Spielen nicht mehr machbar ist. Die Boulespieler wollten die Fläche also für die Radler sperren lassen und baten die Stadt außerdem um eine Erweiterung, weil der Zulauf von passionierten Spielern auch aus Essen groß ist.
Stadt sperrt Fläche vorübergehend für Radfahrer
Also stellte auf Bitten der Spieler die Stadt am Donnerstag vergangener Woche provisorische Schilder auf, dass die Boulefläche für Radfahrer gesperrt ist. Doch nicht einmal bis zum Wochenende standen die Schilder da. Sie wurden in einer Nacht- und Nebelaktion von Unbekannten entfernt.
Stadt strebt gütliche Einigung an
Beide Seiten hätten ja nachvollziehbare Argumente für ihre Interessen, erklärt die Stadt. Aber, es sei doch ein Konflikt, der in einer kleinen Gemeinschaft wie in Niederbonsfeld zu lösen sei. Es müsse jede Seite Rücksicht nehmen.
Ehe man große ordnungsrechtliche Vorgaben bemühe, könne man doch sicher eine gütliche Einigung im Dialog unter Bürgern herbeiführen. Das habe die Stadt Hattingen versucht, zu organisieren.
Über die Aktion der Stadt ärgerten sich Eltern und Kinder. Die Stadt habe „ohne jegliche Kommunikation hier Fakten geschaffen für wenige Menschen, die sich Flächen blockieren“, argumentiert Lars Geißler. Er fragte die Stadt auf schriftlichem Wege, warum sie in Kauf nehmen will, dass Kinder angefahren werden. Denn, wenn die Kleinen jetzt auf der Tippelstraße fahren müssten, auf der „mit oft rücksichtsloser Geschwindigkeit gefahren“ werde, sei das gefährlich.
Neue Regelung: Kein Verbot, sondern Rücksicht
Die unterschiedlichen Parteien trugen nun der Stadt erneut ihre Sicht der Dinge vor, als sich sehr kurzfristig Baudezernent Jens Hendrix und Bürgermeister Dirk Glaser vor Ort mit den Beteiligten trafen. Die Lösung für beide Seiten heißt in erster Linie: Rücksicht.
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„Wir haben versucht, eine einvernehmliche Lösung zu finden“, erklärt Jens Hendrix. „Wir werden Schilder aufstellen, die ein rücksichtsvolles Miteinander einfordern.“ Lars Geißler versprach der Stadt, die Eltern zu informieren, „damit sie ihre Kinder entsprechend sensibilisieren.“ Sie sollten auch noch einmal mit ihren Kindern sprechen, damit sie hartes Bremsen vermeiden, was zu Unebenheiten führen könne, verspricht Geißler, der aktiv im Kultur- und Bürgerverein mitarbeitet.
Keine Erweiterung der Boule-Fläche
„Eine Erweiterung der Boule-Fläche auf Kosten der Stellplätze können wir nicht genehmigen. Aber wir haben Herrn Walther zugesagt, dass die Boulespieler auch den Parkplatz benutzen dürfen, wenn wenige Autos dort stehen“, betont Hendrix.